Beim Spatenstich für die „Hall of Soccer“ fehlt die Stadt. Die Investoren geraten im politischen Streit unfreiwillig zwischen die Fronten.

Bonlanden - Eine Windböe fegt heran, wirbelt Staub auf und verteilt ihn auf dem frisch planierten Platz an der Hornbergstraße in Bonlanden im Gewerbegebiet Affelter. Genau an der Stelle, an der in einem halben Jahr in einer Halle Fußball gespielt werden soll. Staub hatte auch die kürzliche Ankündigung aufgewirbelt, dass Simona und Tim Schaber in Bonlanden diese „Hall of Soccer“ bauen wollen. Die daraufhin geäußerte Kritik am amerikanischen Namen werden die Geschwister dabei sicherlich am einfachsten weggesteckt haben.

 

„Wir waren schon überrascht und haben uns gefragt, ob wir etwas falsch gemacht haben“, sagten die beiden beim Spatenstich am vergangenen Samstag. Denn die Reaktionen von Stadträten waren deutlich. Allerdings kritisierten die Kommunalpolitiker nicht die Betreiber der Fußballhalle, sondern die Filderstädter Stadtverwaltung. „Ein Hinweis auf die Planungen wäre durchaus möglich gewesen“, sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende Johannes Jauch. Auch Grünen-Fraktionschef Matthias Gastel hätte Information für nötig befunden. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Walter Bauer poltert im jüngsten Filderstädter Amtsblatt weitaus deutlicher. „Der Gemeinderat ist vorab zu informieren, wenn sich Vorgänge ankündigen, die für die Kommune und den Gemeinderat von erheblicher Bedeutung sind. Ähnliches gilt für ehrenamtlich geführte Organisationen, die davon betroffen sind“, schreibt er dort unter dem Titel „Eigentor“. Für den Lokalpolitiker handelt es sich um eine vom Wirtschaftsförderer vorangetriebene, geheime Kommandosache, unter „hochnotpeinlicher Ausschaltung jeglicher Informationsbereitschaft“. Allerdings räumt Bauer ein, dass die Nutzung als Fußballhalle ohne Gemeinderatsbeschluss nach dem Bebauungsplan möglich sei.

Gabriele Dönig-Poppensieker hat mittlerweile bei den Sportvereinen um Verständnis für das Vorgehen der Stadtverwaltung geworben. So stimme das Bauvorhaben mit dem Bebauungsplan überein. Außerdem sei die Stadt verpflichtet, mit privaten Baugesuchen vertraulich umzugehen, bis sie unter Dach und Fach seien. Die Vertraulichkeit hatte dabei selbst gegenüber der Spitze der eigenen Verwaltungsspitze gegolten. Sogar der für den Sport zuständige Bürgermeister Andreas Koch hatte von dem Bauvorhaben erst aus der Filder-Zeitung erfahren.

Die Freude getrübt

Bei den Geschwistern hat diese Auseinandersetzung innerhalb der Kommune die Freude über den Beginn der Bauarbeiten ein wenig getrübt. „Bürgermeister Andreas Koch hat uns bescheinigt, keinen rechtlichen Fehler gemacht zu haben“, so Tim Schaber, der nach eigener Aussage vor zweieinhalb Wochen die Baugenehmigung bekommen hatte. „Wir wollten niemandem auf den Schlips treten und haben kein Interesse an einer Konfrontation“, sagt er. Das Gegenteil sei der Fall. „Wir möchten mit den Kindergärten, Schulen und Vereinen vor Ort kooperieren und gemeinsam Projekte entwickeln“, so Tim Schaber. Dazu sollen in den kommenden Wochen und Monaten Gespräche geführt werden. „Ein Sportverein hat daran schon Interesse bekundet“, sagt Simona Schaber.

Die beiden Investoren hoffen, mit dem Drei-Millionen-Projekt eine Lücke füllen zu können. „In Nordrhein-Westfalen gibt es zahlreiche derartige Hallen, rund um Stuttgart gibt es mit der nächsten Halle in Fellbach dagegen zu wenig.“ Die Idee sei vor rund einem Jahr entstanden, ergänzt Simona Schaber. Bei der Suche nach einem Standort habe man sich auf die Filderregion konzentriert. „Wir sehen hier ein großes Potenzial“, sagt die Bauherrin.

Von Mitte September an soll der Ball über die vier 30 mal 15 Meter großen Spielfelder in der Halle rollen. Hat sich der Staub bis dahin gelegt werden beim ersten Anstoß vielleicht auch Vertreter der Sportvereine, der Gemeinderatsfraktionen und der Stadtverwaltung zu gegen sein. Beim Spatenstich waren die beiden Geschwister noch mit der Familie und Freunden unter sich. Der Einladung war seitens der Filderstädter erwaltung niemand gefolgt.