In Stuttgart hat sich Demis Volpi mit „Krabat“ als Erzähltalent empfohlen. Der ehemalige Hauschoreograf des Stuttgarter Balletts folgt 2024 als Ballettdirektor auf John Neumeier.

Stadtleben/Stadtkultur/Fildern : Andrea Kachelrieß (ak)

Das Hamburger Ballett, seit 50 Jahren unter der Leitung von John Neumeier, behält auch unter seinem neuen Intendanten eine Verbindung nach Stuttgart. Nachfolger von Neumeier wird Demis Volpi, wie der Aufsichtsrat der Hamburgischen Staatsoper am Donnerstag einstimmig beschlossen hat und damit der Empfehlung einer international besetzten Findungskommission folgte. Volpi, seit 2020 Ballettdirektor an der Oper am Rhein in Düsseldorf und Duisburg, wird sein neues Amt als Intendant und Leiter des Ballettzentrums Hamburg mit der Spielzeit 2024 antreten. Neumeier, der sich eigentlich nach der diesjährigen Jubiläumssaison verabschieden wollte, geht, um eine reibungslose Übergabe zu gewährleisten, ein Jahr in Verlängerung.

 

Wie Neumeier hat Volpi seine erste Choreografie bei einem Noverre-Abend in Stuttgart gezeigt. Erst Cranko-Schüler, dann Tänzer des Stuttgarter Balletts, schließlich sein Hauschoreograf: die Karriere Demis Volpis ist eng mit Stuttgart verbunden. Mit entsprechendem Interesse verfolgt man deshalb den Weg des gebürtigen Argentiniers, der in Stuttgart mit „Krabat“ und der Operninszenierung „Tod in Venedig“ preisgekrönte Spuren im Staatstheater-Repertoire hinterließ und sich als Erzähltalent nun bis nach Hamburg empfohlen hat. Das Düsseldorfer Publikum musste coronabedingt lange auf das sehnsüchtig erwartete neue Handlungsballett von Volpi warten, bekam mit dem Einakter „Geschlossene Spiele“ nach einem Theaterstück von Julio Cortàzar immerhin einen Einblick.

John Neumeier hofft auf den verantwortungsvollen Umgang mit seinem Erbe und sagt in Richtung seines Nachfolgers: „Ich vertraue darauf, dass Demis Volpi das Hamburg Ballett bewahrt und dieses Ensemble mit einem anderen, einem neuen, aber wiederum unverwechselbaren Gesicht in die Zukunft führt.“ Lloyd Riggins, Starsolist der Neumeier-Ära, bleibe als stellvertretender Ballettdirektor im Amt, so Neumeier und weiter: „Dabei freue ich mich, dass er zusätzliche eine neue Position als Kurator und Experte für meine Werke übernimmt.“

Ohne Neumeiers Zuspruch, betont Demis Volpi, „wäre dieser Schritt für mich undenkbar“. Die Herausforderung der vor ihm liegenden Aufgabe ist dem gebürtigen Argentinier sehr wohl bewusst. „Die Chance einem Künstler nachzufolgen, der diese Kompanie, die Stadtgesellschaft und ein Publikum aus der ganzen Welt rund ein halbes Jahrhundert lang geprägt und inspiriert hat, ist einfach einzigartig. Ich freue mich sehr darauf, das reiche, von John Neumeier geschaffene Repertoire lebendig zu halten, neue tänzerische Sichtweisen auf unsere Welt zu suchen und zu zeigen und auch meine eigene choreografische Sprache weiterzuentwickeln.“