Steigt der FC Bayern in die Handball-Bundesliga ein? In Bayern reifen jedenfalls die Träume von einem Handball Bundesligisten.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

München - München kann Weltmeisterschaft. Auch im Handball, das haben die vergangenen Tage eindrucksvoll bewiesen. Und das zeigt auch ein Statement des WM-Botschafters Dominik Klein. Der pendelte zuletzt zwischen der bayrischen Landeshauptstadt und Berlin, wo die deutsche Mannschaft ihre Auftritte hatte. Auf die Frage, wo denn die Stimmung besser sei, antwortete der Ex-Nationalspieler ohne mit der Wimper zu zucken: „Hier in München.“ Nun mag dieses Votum auch ein wenig seiner neuen Wahlheimat und den örtlichen Veranstaltern geschuldet gewesen sein, kam aber keineswegs aus heiterem Himmel. 12 000 Zuschauer sorgten nicht nur einmal für eine ausverkaufte Olympiahalle – und das ohne den Gastgeber. In anderen WM-Ländern wäre so eine Kulisse undenkbar.

 

München kann Handball

Was fast unweigerlich die Frage aufwirft: Warum nicht immer so? Handball als Regelspielebetrieb – im Idealfall in der Bundesliga. Das wäre kein Novum. Aber seit dem finanziellen Aus des MTSV Schwabing 1989 und des ambitionierten TV Milbertshofen wenig später ist München Diaspora, in Liga eins bis drei. „Der Fußball ist in Südbayern extrem dominant, vier- oder fünftklassige Vereine erhalten noch wahnsinnig hohe Sponsorengelder“, sagte Ex-DHB-Sportdirektor Wolfgang Sommerfeld schon vor vor gut einem Jahr in einem Interview. Neben dem omnipräsenten FC Bayern gibt es ja noch den kaum minder populären TSV 1860 und – nicht zu vergessen – in RB München (Eishockey) und dem FC Bayern (Basketball) auch noch zwei amtierende deutsche Meister, die nicht nur Sponsorengelder sondern auch Zuschauereinnahmen binden.

HBL wünscht sich einen Bundesligisten in der bayerischen Hauptstadt

Doch was nicht ist kann noch werden. Der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL) Frank Bohmann hat im Interview mit unserer Zeitung zuletzt betont: „München als Standort eines ambitionierten Bundesligisten wäre sehr wünschenswert. Möglicherweise wird sich hier auch etwas bewegen.“ Wunsch oder Wirklichkeit? Heiner Brand stößt ins gleiche Horn: „Es wäre wichtig für die Entwicklung des Handballs in Deutschland, wenn in München eine Bundesligamannschaft wäre“, sagt der Ex-Bundestrainer, der sich darüber sogar schon mit dem mächtigen Bayern-Boss Uli Hoeneß unterhalten hat – ohne bisher spürbare Resonanz allerdings.

Lesen Sie hier das Bohmann-Interview in voller Länge.

Bohmann weiß: „Leider gibt es bisher keinen Club, der sich entsprechend organisiert, aber es gibt verschiedene Initiativen.“ So ist Torwart-Weltmeister Henning Fritz beim Bayernligisten HT München als Berater tätig. Ansonsten ist im Moment nur schwer vorstellbar, dass sich der FC Bayern neben Fußball und Basketball noch ein drittes Standbein aufbrummt, sowie etwa der FC Barcelona, der in allen drei Sportarten europäische Spitzenklasse verkörpert. Dennoch sagt Bohmann: „Für den FC Bayern wäre das eine tolle Chance. Mit dem Jahresgehalt eines Fußball-Topstars könnte man schließlich den gesamten Handball finanzieren.“ Und in ein bis zwei Jahren bekommen die Basketballer zusammen mit Eishockey-Club eine neue Arena.

Problem: Wo sollen die Handballer hin?

Für Handball fehlt aber die passende Infrastruktur, da die Olympiahalle zu groß und somit zu teuer ist. Zudem wäre in einer Weltstadt wie München die dauerhafte Existenz nur über den sportlichen Erfolg gesichert. Und der kostet: Knapp zehn Millionen Euro im Jahr hat Primus THW Kiel.

Mit der Vergabe des DHB-Supercups nach München (2005 bis 12) versuchte die Bundesliga Impulse zu geben, inzwischen findet der Saisonstart zwischen Meister und Pokalsieger (nach Stuttgart) in Düsseldorf statt. ebenfalls ein Kandidat für Großstadt-Handball. „Noch ein bis zwei Standorte wären gut“, sagt Bohmann – und denkt schon an 2024, dann findet in Deutschland die EM statt. „Das wäre ein guter Zeitpunkt, aber es geht nicht von heute auf morgen.“ Immerhin haben die Bayern-Handballer zuletzt den Spitzenreiter TSV Sauerlach besiegt und können weiter vom Aufstieg träumen – in die fünfte Liga. Das könnte also passen bis 2024.