Der Handball-Drittligist, aktuell Tabellenzweiter, hat die nötigen Unterlagen für die Aufstiegsrunde eingereicht. Macht der Verein jetzt tatsächlich ernst?

Ludwigsburg: Marius Venturini (mv)

„Wir haben jetzt mal die Hand gehoben“, kommentiert Mirko Henel die jüngsten Entwicklungen. Der Sportliche Leiter der SVK-Drittligahandballer hat bei der Handball-Bundesliga (HBL) die notwendigen Lizenzierungsunterlagen eingereicht, damit die Kornwestheimer in der Aufstiegsrunde antreten könnten. Hierfür berechtigt wären in der Südstaffel die ersten beiden Teams, der SVK belegt punktgleich mit Spitzenreiter HC Oppenweiler/Backnang aktuell Rang zwei. Allerdings bedeutet dies noch lange nicht, dass die Mannschaft von Trainer Alexander Schurr am Ende tatsächlich in jener Runde auftauchen wird. Zum einen kann in den vier Spielen bis zum Saisonende noch viel passieren – und zum anderen ist es durchaus möglich bis wahrscheinlich, dass der Verein zu dem Schluss gelangt, dass ein möglicher Aufstieg doch nicht realisierbar wäre, aus ganz unterschiedlichen Gründen.

 

Keine guten Erfahrungen mit dem Blick nach ganz oben

Rückblick: Im Jahr 2018 holte sich der SVK als Aufsteiger überraschend den Titel in der Südstaffel der 3. Liga. Doch bereits zuvor hatte der Verein angekündigt, keine Lizenz für die 2. Bundesliga zu beantragen. Der Grund: ein zu geringes Budget, fehlende hauptamtliche Kräfte. SVK-Präsident Gerhard Bahmann hatte damals von einem „Himmelfahrtskommando“ gesprochen.

Zudem existiert in Kornwestheim eine im negativen Sinn denkwürdige Vorgeschichte, wenn es um groß angelegte Handball-Ambitionen geht. Zur Saison 2006/07 ging der damalige Zweitligist eine Spielgemeinschaft mit der TSG Oßweil ein. Das Ziel: 1. Bundesliga. Nach nur einem Jahr wurde der Zusammenschluss, begleitet von vielen Störgeräuschen, schon wieder gelöst. Die Zweitliga-Lizenz verblieb in Kornwestheim, wo man den neu gegründeten SVK Stuttgart etablieren wollte, Heimspiele in der Porsche-Arena inklusive. Es fehlten jedoch Zuschauer und Sponsoren, es kam zur Insolvenz und der Rückversetzung der Kornwestheimer Handballer in die Landesliga.

Der SVK möchte zunächst prüfen, wo er steht

Wie sind die Aussichten heute? „Die fundamentalen Daten für die Lizenzierung müssen bis 31. März an die HBL geschickt werden“, holt Henel aus. Momentan befinde man sich in der Eigenprüfung. „Ob es realistisch ist, wollen wir aktuell herausfinden.“ Doch lässt der Sportliche Leiter bereits jetzt durchblicken, dass einige massive Hürden zu überwinden wären. Ein Beispiel: Die Senderechte für die 2. Bundesliga haben zur kommenden Spielzeit gewechselt. Übertragen wird nun mit mehr Kameras, gefordert sind künftig ein einheitlicher „Fernsehboden“ und LED-Banden. Ob das für einen Verein zu stemmen wäre, der zu einem großen Teil von Ehrenamtlichen zusammengehalten wird, darf wohl bezweifelt werden. Möglicherweise läuft es also darauf hinaus, dass der SVK die aktuelle Situation tatsächlich vor allem zu einer Art Selbstreflexion nutzen wird. Oder, um es mit Mirko Henels Worten zu sagen: „Wir schauen, was fehlt.“

Zunächst wäre ein Sieg im kommenden Spiel gut. Auf dem Weg zu Platz eins oder zwei muss der Kornwestheimer Drittligist an diesem Samstagabend um 19.30 Uhr beim TSV Neuhausen/Filder ran. „Das wird nicht einfach“, kündigt Coach Schurr vor der Partie beim Tabellenzehnten an, „Neuhausen steckt mitten im Kampf gegen den Abstieg.“ Es geht für die Gastgeber also um jeden Punkt. Auf der anderen Seite steht ein SVK, der aus den vergangenen drei Partien gegen Fürstenfeldbruck (36:29), in Oppenweiler (29:29) und gegen Leutershausen (29:27) fünf von sechs möglichen Zählern geholt hat. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, so Schurr.

Neuhausener Leistungsträger mit Hunderten von Toren

Doch der Trainer weiß, wer da in Neuhausener Reihen wartet. Timo Durst (101 Feldtore, 175 insgesamt), Hannes Grundler (127 Feldtore, 133 insgesamt) und Simon Kosak (102 Feldtore) sind allesamt echte Drittliga-Hausnummern, auf die sich sein SVK einstellen muss. „Das sind beeindruckende Zahlen“, bekräftigt Schurr die Qualität beim TSV. Der Kornwestheimer Coach erwartet ein schnelles Spiel beider Mannschaften, seine Schützlinge hat er unter der Woche entsprechend eingestellt. „Natürlich wollen wir aber vor allem unser eigenes Spiel durchbringen, das hat in der Vergangenheit sehr gut geklappt.“ Einen Gang runterschalten dürfe aber niemand.

In Sachen Personal hofft Schurr auf einen vollen Kader, auch wenn in Person von Finn Joneleit, Hendrik Schoeneck, Jan Reusch und Niko Henke zuletzt ein paar Spieler angeschlagen waren. Im Optimalfall fehlt lediglich der Langzeitverletzte Marvin Flügel.