Mit einer unglaublichen Willensleistung deklassieren die Göppinger Handballer die Füchse Berlin im Finale mit 30:22.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Göppingen - Die Festivitäten hatten schon zwei Minuten vor dem Ende begonnen. Beim 29:21 war längst klar, dass sich die Handballer von Frisch Auf Göppingen diesen Triumph nicht mehr nehmen lassen würden. „Oh, wie ist das schön, so was hat man lange nicht gesehen“, tönte es durch die in grün und weiß gehüllte EWS-Arena. Nach der Schlusssirene kochten die Emotionen bei den 4500 Zuschauern noch mehr über. Im Konfettiregen feierten sie ihre Mannschaft nach dem 30:22 (15:13) frenetisch für zwei grandiose Energieleistungen innerhalb von zwei Tagen. „Alles, was in der Liga schief lief, haben wir in diesen zwei Spielen richtig gemacht“, jubelte Torjäger Marcel Schiller.

 

Keinen Schwachpunkt hatte es in der Mannschaft gegeben. Primoz Prost wurde zum besten Torwart des Turniers gekürt. Auch in Abwehr und Angriff passte einfach alles. „Wir haben zwei Sahnetage erwischt. Die Mannschaft ist über sich hinausgewachsen. Das tut uns wahnsinnig gut“, frohlockte Geschäftsführer Gerd Hofele. Doch besonders zwei Spieler mussten sich im Finale vorkommen wie im Märchen. Zum einen Lars Kaufmann. Der Rückraumspieler, der in dieser Saison bisher nur wenig Spielanteile bekommen hatte und Frisch Auf verlassen wird, nutzte seine Chance. Der 35-Jährige versenkte den Ball im Gehäuse von Nationaltorwart Silvio Heinevetter achtmal. Der 1,99-m-Hüne wurde als wertvollsten Spieler des Final Four ausgezeichnet. „Ein unvergesslicher Tag für mich“, schwärmte Kaufmann. Und dann war da noch Christian Schöne. Der wegen der akuten Personalprobleme wieder einmal reaktivierte Linkshänder biss auf die Zähne. Der 36-Jährige warf im Finale drei Tore. Er war damit auch am vierten EHF-Pokal-Titel nach 2011, 2012 und 2016 beteiligt. Genauso wie Kaptiän Manuel Späth und Tim Kneule, die auch schon seit 2006 für Frisch Auf spielen. 1960 und 1962 hatte Göppingen bereits zweimal den Europapokaltitel der Landesmeister gewonnen. „Das alles ist für mich einfach unfassbar“, sagte Schöne.

Frisch Auf hatte Magdeburg im Halbfinale bezwungen

Am Samstag hatte Frisch Auf nach einer überragenden Vorstellung den SC Magdeburg im Halbfinale mit 33:29 bezwungen. Konnte einen Tag später gegen ein noch stärkeres Team der Bundesliga diese Energieleistung wiederholt werden? Am Anfang sah es nicht danach aus. Doch langsam kam Frisch Auf in die Gänge und knüpfte an die Topleistung vom Vortag an. Über 8:7 (20.) konnte sich Göppingen sogar auf 13:9 (27.) absetzen. Nach dem 15:13-Pausenstand konnte sich Frisch Auf eine Viertelstunde vor Schluss wieder auf 23:19 absetzen. Füchse-Coach Petkovic zückte die Grüne Karte. Es brachte nichts. Frisch Auf erhöhte auf 25:19 (50.). Wieder nahm Petkovic, mit dem Göppingen die EHF-Pokal-Titel 2011 und 2012 gewonnen hatte, eine Auszeit. Es brachte nichts. Göppingen hatte sich endgültig in einen Rausch gespielt und baute die Führung weiter aus. Dass die Füchse in der Liga 44:14 Punkte haben, Frisch Auf dagegen nur 21:39 – Augenzeugen des Spiels konnten es nicht glauben. „Wir müssen diesen Rückenwind jetzt dringend in die Liga mitnehmen“, forderte Späth. In der Bundesliga hat Frisch Auf das Abstiegsgespenst noch nicht verscheucht. „Wir brauchen mindestens noch einen Sieg“, sagte Späth. Am kommenden Samstag (19 Uhr) geht es zum Derby nach Balingen. Duch den Titelgewinn ist Frisch Auf für den EHF-Pokal-Wettbewerb in der neuen Runde automatisch qualifiziert. Trotz Platz zwölf in der Liga.

Das Spiel um Platz drei gewann der SC Magdeburg mit 32:31 nach Siebenmeterwerfen gegen Saint Raphael . Doch das interessierte in Göppingen an diesem Abend wirklich nur am Rande.