Die Metzinger Handballerinnen wollen nach dem Einzug ins EHF-Pokal-Finale auch den Titel. Es könnte eine historische Saison werden, denn auch das Double ist noch möglich.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Metzingen - Ein bisschen waren sie dann doch noch unterwegs, die Handballerinnen der TuS Metzingen, auch nachdem sich Geschäftsführer Ferenc Rott gegen halb zwei in der Nacht zum Sonntag ausgeklinkt hatte. Und warum denn auch nicht? Schließlich hatten die Frauen um Spielmacherin Anna Loerper kurz zuvor Historisches vollbracht. Als erste deutsche Frauen-Mannschaft nach dem ASK Vorwärts Frankfurt/Oder (1985 und 1990) und dem SC Leipzig (1986 und 1992) haben die selbst ernannten TusSies das Finale des EHF-Pokals erreicht, für den Club ist dieser Finaleinzug ohnehin der größte Erfolg der Vereinsgeschichte, „aber auch für den deutschen Handball insgesamt ist das eine große Sache“, sagt Rott am Tag nach dem Erfolg in der mit 2600 Zuschauern ausverkauften Paul-Horn-Arena in Tübingen. Und, wie gesagt, darauf kann man mal anstoßen. Aber alles in Maßen, bitte sehr!

 

Denn zu Ende geschrieben ist die Erfolgsgeschichte der TuS Metzingen in dieser Saison ja noch nicht – zumindest nach dem Willen aller Beteiligten. „Eigentlich wollten wir in diesem Wettbewerb ja nur Erfahrung sammeln und so weit wie möglich kommen“, erinnert sich Rott an das ursprünglich formulierte Ziel für den Europapokal, das eigentlich gar keines sein sollte. „Wir haben den EHF-Pokal als Bonus für unsere gute letzte Saison gesehen“, sagt Anna Loerper. Und nun? Nach acht Siegen in acht Partien sowie dem Einzug ins Endspiel nach Hin- und Rückspiel gegen den rumänischen Vertreter ASC Corona Brasov (26:22 und 30:23)? Ist nun „natürlich auch der Ehrgeiz da, jetzt auch den letzten Schritt zu gehen“, sagt Anna Loerper, die mit ihren 31 Jahren so etwas wie der Kopf des Teams – aber eben nicht auf sich allein gestellt ist.

„Der Kader ist fast perfekt zusammengestellt“, lobt Geschäftsführer Rott, „die Mischung stimmt, die Verantwortung ist auf viele Schultern verteilt.“ Ein schlechter Tag einer einzelnen Spielerin fällt so kaum ins Gewicht, eine enorme Konstanz ist die Folge, die Lage in Europapokal und Bundesliga dann fast logisch. „Jede springt für die andere in die Bresche“, sagt Loerper, die amtierende deutsche Handballerin des Jahres. Deren Ziel der mögliche internationale Titel allein nicht ist.

In der Bundesliga steht ebenfalls die finale Phase an – und ebenso wie im EHF-Pokal gehen die TusSies sie mit Titelchancen an. Nach Minuspunkten liegen die Metzingerinnen gleichauf mit dem Tabellenführer Thüringer HC, am Mittwoch (19.30 Uhr/Öschhalle) steht das Derby gegen Frisch Auf Göppingen an, zehn Tage später kommt es zum Spitzenspiel gegen den Spitzenreiter. „Das kann ein großes Spiel werden“, sagt Ferenc Rott, mahnt aber: „Bis dahin sind es aber noch zwei andere Spiele.“ Weshalb er zum kurzfristigen Blick rät, auch hinsichtlich der Finalspiele um den Titel im EHF-Pokal.

Am 30. April/1. Mai und am 7./8. Mai wird der Sieger ermittelt, es geht dann gegen den ungarischen Vertreter Dunaujvarosi Kohasz, doch das gilt vorerst als Zukunftsmusik. „Jetzt“, sagt TuS-Geschäftsführer Rott, „zählt erst einmal wieder die Bundesliga.“ Damit am Ende der Saison womöglich richtig gefeiert werden kann – nach dem Double.