Die TSF Ditzingen sind auf den letzten Platz in der Handball-Verbandsliga gestürzt – Dennis Zwicker soll den Abstieg verhindern. Für den Ex-Kapitän eine Herausforderung.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Wenn es in Western der 1960er Jahre eng wird für die Siedler, wenn sie von Indianern angegriffen werden, gibt’s nur eine Hoffnung: die Kavallerie. Und wie das in den Filmen eben so ist, rettet sie die weißen Zivilisten vor den Attacken der Ureinwohner. Übertragen auf die Handballer der TSF Ditzingen ist Dennis Zwicker die Kavallerie, die den Verbandsligisten vor den Angriffen der Konkurrenz retten und den Sturz in die Landesliga verhindern soll. Um im Bild der Western zu bleiben: Die Wagenburg der Turn- und Sportfreunde ist ramponiert und weist Breschen auf – der Club steht vor dem Start in die Rückrunde an diesem Donnerstag (20.20 Uhr) gegen die HSG Böblingen/Sindelfingen auf dem letzten Tabellenplatz. Die Kavallerie muss eingreifen, und Dennis Zwicker soll die Mission leiten. „Das ging sehr schnell“, erzählt der ehemalige TSF-Akteur, der vor dieser Saison seine Karriere beendet hatte, „aber ich hatte ja damals gesagt, dass man mich rufen dürfe, wenn es brennt.“ Kaum ein dreiviertel Jahr später ist der Gau in Ditzingen eingetreten, und Zwicker steht zu seinem Wort. Nach ein paar Tagen Bedenkzeit sagte der frühere TSF-Kapitän zu. „Es ist ein hoher Zeitaufwand, der auf mich zukommt“, bekennt er, „mit dem Jahreswechsel hat das Projekt Klassenerhalt begonnen.“ Ein Sieg gegen die ebenfalls abstiegsbedrohten Böblinger, die drei Punkte mehr haben, wäre ein Start nach Maß.

 

Der vor Silvester geschasste Trainer Olaf Steinke hatte vor dieser Saison ein schweres Erbe angetreten, er folgte auf Jörg Kaaden, der zuvor sieben Jahre das Zepter in der Halle geschwungen hatte. Zudem musste der neue Coach die Leitwölfe Dennis Zwicker, Markus Falkenburger und Marco Dömötör ersetzen, die ihre Karrieren beendet hatten. „Wir waren überzeugt, dass Steinke diesen Neuanfang bewältigen kann“, sagt der sportliche Leiter David Thomitzni, „es hat nicht funktioniert. Aber er musste auch mit Problemen kämpfen, die er nicht zu vertreten hatte, etwa die vielen Verletzten.“ Je näher Weihnachten rückte, umso lauter wurden die kritischen Stimmen – dann entschlossen sich die Handball-Oberen, sich von dem glücklosen 58-Jährigen zu trennen.

Dennis Zwicker ist keine Notlösung

Dass die Suche nach dem Nachfolger bei Handball-Rentner Zwicker begann und endete, war die logische Konsequenz in der Ditzinger Gemengelage. Es sollte schnell eine Lösung her, zudem sollte der potenzielle Retter keine Zeit damit verlieren, seine Schützlinge noch kennenlernen zu müssen. Und die Funktionärsriege um David Thomitzni wollte es sich ersparen, in einem Schnellschuss einen Trainer zu verpflichten, der dann vielleicht doch nicht zum Team passte. Kein Risiko, also die Kavallerie rufen. „Dennis ist von allen akzeptiert, er ist keineswegs das, was man einen Notlösung nennt“, betont Thomitzni, der seit fünf Jahren als sportlicher Leiter die Handballer betreut, „wir sind sehr dankbar, dass er einspringt und versucht, uns aus der Patsche zu helfen.“ Der Vertrag von Dennis Zwicker ist zunächst bis zum Saisonende befristet.

Das Engagement geht nur bis Saisonende

Eine längerfristige Lösung hätte den Mann kaum aus dem Sport-Ruhestand gelockt, zu sehr ist er beruflich eingespannt. „Es sind zwar nur drei Spieler im Team, mit denen ich nicht zusammengespielt habe“, sagt der 30-Jährige, „ich musste dennoch viele Spielvideos anschauen, um mir einen Eindruck zu verschaffen.“ Zwei Hebel will der Rückkehrer verstärkt bedienen, um den Club in der Verbandsliga zu halten. Nummer eins: Die Abwehr muss ein Bollwerk werden, die Abläufe müssen justiert werden. „34 Gegentore im Schnitt sind zu viel“, sagt Zwicker. Nummer zwei: Die Mannschaft muss als Kollektiv funktionieren. „Nur als Einheit sind wir stark genug“, betont der Rückkehrer, „zwölf Spiele stehen noch vor uns, es ist also nichts verloren.“ Es besteht noch Hoffnung für die Turn- und Sportfreunde im Kampf gegen die Angreifer. Wenn die Rettung gelingt, wird Dennis Zwicker womöglich zum General der Ditzinger Handball-Kavallerie befördert.