Zwei Großsponsoren unterstützen den Handball-Bundesligisten TVB Stuttgart bis 2031. Die großzügige regionale Förderung soll eines Tages eine Europapokal-Teilnahme des Clubs möglich machen. Kurzfristig stehen aber ganze andere Ziele im Vordergrund.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Für Jürgen Schweikardt sind Weihnachten und Ostern auf einen Termin gefallen. „Das ist für uns ein denkwürdiger Tag und ein großer Meilenstein, was unsere Zukunft betrifft“, sagte der Geschäftsführer und Trainer des Handball-Bundesligisten TVB Stuttgart und befand sich im Glück. Da stehen wegen der Corona-Krise viele Vereine und Firmen vor eklatanten wirtschaftlichen Schwierigkeiten, aber Schweikardt durfte in Fellbach verkünden, dass zwei wichtige Sponsoren ihre Verträge um unfassbare zehn Jahre verlängert haben: der Reinigungsgerätehersteller Kärcher und das Immobilienunternehmen Wohninvest.

 

Kärchers Obolus soll pro Saison deutlich über der 500 000-Euro-Marke liegen, der von Wohninvest etwas darunter. Das ist ein erheblicher Teil des Vereinsetats in Höhe von 4,5 Millionen Euro. Aber vor allem ist solch eine lange Laufzeit ungewöhnlich – vor allem in diesen Zeiten. „Das ist ein unglaubliches Zeichen für uns“, sagte Schweikardt zu dem Sechser im Lotto, den der TVB da gewonnen hat. Flankiert wurde der Coach in Fellbach von Kärcher-Vorstandschef Hartmut Jenner, der auch im Aufsichtsrat des VfB Stuttgart sitzt, sowie von Wohninvest-Geschäftsführer Harald Panzer. Die Sponsorenvertreter machten auch einen zufriedenen Eindruck im Hinblick auf den Deal.

Man kennt sich

Man kennt sich schon lange: Kärcher produziert in Winnenden, Wohninvest sitzt in Fellbach – und der TVB ist entstanden aus dem Handballclub in Bittenfeld, einem Waiblinger Vorort. „Wir sagen hier alle du zu einander, das zeigt die regionale Nähe“, sagte Panzer, der auch darauf verwies, dass er mit Jürgen Schweikardts Vater befreundet sei und auch mit Hartmut Jenner. Sie halten da nordöstlich von Stuttgart wunderbar zusammen.

„Der TVB ist für uns eine Herzensangelegenheit“, sagte Jenner und bezeichnete das Engagement bei dem Handballclub als beste Sponsoraktivität des Unternehmens Kärcher. „Wir haben unsere Strategie reflektiert und wollen etwas mehr auf Handball setzen“, meinte der Vorstandsvorsitzende noch. Das soll aber keinen größeren Einfluss haben auf die Sponsor-Aktivitäten beim Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart. „Wir unterstützen weiterhin das VfB-Sponsoring. Wir haben in diesem Jahr zwar etwas weniger gemacht, aber das bedeutet nicht den Ausstieg“, sagte das VfB-Aufsichtsratsmitglied und verwies auf die Förderung der Nachwuchsarbeit beim VfB.

Die Treue zu den TVB-Handballern begründeten die Sponsorenvertreter indes auch mit den Visionen, die der Verein hat – und für die es auch Zeit wird. Der Club befindet sich im sechsten Erstliga-Jahr, aber so richtig nach vorne gekommen ist er noch nicht. Bislang wurde meist der Abstieg verhindert, das belegen die Bundesligaplatzierungen 15, 14, 14, 15 und im vergangenen Jahr der zwölfte Rang. „Irgendwann wollen wir mal europäisch spielen, nicht in den nächsten zwei Jahren, aber danach“, sagte Schweikardt, der immer noch Clubchef und Trainer in einer Person ist, weil die Corona-Krise gewisse Sparzwänge mit sich bringt. Die beiden lukrativen Vertragsverlängerungen erlauben nun wohl einen gewissen Handlungsspielraum. Zumal ein neuer Coach Schweikardt entlasten würde.

Talent verlängert

Zum Blick in die Zukunft passte auch, dass der TVB Stuttgart den Vertrag mit dem Jugendnationalspieler Fynn Nicolaus bis Juni 2024 verlängert hat. Beim Heimspiel gegen den TBV Lemgo- Lippe am Sonntag in der Porsche-Arena (16 Uhr) ist er aber noch nicht dabei, dafür aber wohl 500 Zuschauer – zumindest hofft das Schweikardt. Und anders als bei Frisch Auf Göppingen, wo in den Farben des Sponsors gespielt wird, wird es bei den Stuttgartern da keine Veränderungen geben. Das Auswärtstrikot ist ja schon gelb-schwarz – das hat der TVB dem Sponsor Kärcher zu liebe so gemacht. Aber daheim bleibt es beim traditionellen TVB-Blau. Glücklicherweise ist das zufällig auch die Farbe von Wohninvest. „Nur deshalb sind wir Sponsor“, sagt Harald Panzer und lacht.