Dirk Bloksma fertigt einen künstlichen Zeigefinger namens Tippi, der alles berührt, was der Mensch nicht anfassen will. Ein Teil des Verkaufserlöses wird gespendet.

Urbach - Ständig sind wir Situationen ausgesetzt, in denen wir Dinge berühren müssen, die vorher Hunderte von Menschen angefasst haben. Gerade in Zeiten von Corona ist das für viele ein unangenehmes Gefühl. „Tippi“ kann da jetzt Abhilfe schaffen. Es handelt sich um einen künstlichen Zeigefinger, der berührt, was wir nicht anfassen wollen. Die Idee hatte Daniela Diehl, die sich damit an ihren Bekannten Dirk Bloksma wandte – und der produziert den praktischen Alltagshelfer nun in seiner Firma in Urbach.

 

Kinogruppe interessiert sich für Hygiene-Assistent

Der Gedanke, der dahinter steckt, ist ähnlich wie beim „Corona-Finger“ der Fellbacher Firma IMT. Dieser hat laut dem Geschäftsführer und Erfinder Rudolf Hobelsberger bereits Stammkunden gefunden. „Vor allem Firmen finden Gefallen an unserem Handhygiene-Assistenten, wir haben sogar eine französische Kinogruppe, die sich dafür interessiert.“ Rund 2500 „NoRona-Keys“ habe IMT bisher produziert und verkauft.

Die Idee für Tippi kommt direkt von der Basis. Daniela Diehl fand das Einkaufen in Corona-Zeiten schwierig. Vor allem die Frage, was sie wie anfassen sollte. Beim Abendessen ersann sie gemeinsam mit ihren Kindern Tippi. Mit pochendem Herz erzählte sie Dirk Bloksma davon. Und der Unternehmer war Feuer und Flamme für den praktischen Alltagshelfer.

Seitdem das Coronavirus das Leben und die Arbeitswelt verändert hat, hat Dirk Bloksma die Produktion in seiner Firma in Urbach, die eigentlich auf die Ergonomie und Optimierung von Arbeitsprozessen spezialisiert ist, auf Corona um- und eingestellt. „Brutal schnell und effektiv. Wir wurden gefragt: Könnt Ihr? Und wir sagten: Ja wir können.“ Das erzählt Bloksma nicht ohne Stolz. Seitdem produziert seine Firma neben Hubgeräten, Bodenrollern und Werkstückträgern nun auch Mundschutz, Handschuhe, Desinfektionsmittel sowie Zubehör, Schutzwände, mobile Hygienestationen und Desinfektionssäulen sowie stabile Sicherheitsaufkleber. „Über die kannst du sogar mit dem Gabelstapler fahren.“

Tippi ist das jüngste Kind im Corona-Sortiment

Der künstliche Zeigefinger Tippi ist das jüngste Kind im Corona-Sortiment. Im April gab es einen hölzernen Prototyp, gefertigt von Daniela Diehls ältestem Sohn. Das Modell wurde bei Bloksma professionalisiert, erst als 3-D-Druckmodell und dann in Edelstahl umgesetzt. „Das Patentverfahren lief an, wir haben einen Internetshop eingerichtet, und seit Mai ist Tippi im Handel“, sagt Dirk Bloksma. Er ist begeistert von dem kleinen Gerät, mit dessen Hilfe man Knöpfe und Tasten von Ampeln, Geldautomaten oder Aufzügen drücken kann, ohne direkt damit in Berührung zu kommen. Denn mithilfe eines Bajonettverschlusses rutscht der künstliche Finger in den Schaft zurück und hält so Viren auf Distanz. Es gibt ihn als Schlüsselanhänger oder mit einem Zipper, der sich an der Hose befestigen lässt. Nach der Nutzung wird Tippi unter fließendem warmem Wasser sauber gemacht oder mit Desinfektionsmittel gereinigt – das ist eine Alternative zu Wegwerfprodukten wie Plastikhandschuhe.

Aus der guten Idee soll Gutes entstehen. „Wir werden fünf Prozent des Erlöses aus dem Verkauf an soziale Einrichtungen spenden“, sagt der Unternehmer. Knapp 500 Tippis wurden bereits verkauft. „Und wir haben gut 60 Anfragen von Unternehmen, die den Tippi als Giveaway für Kunden möchten“, sagt Dirk Bloksma.