Bei der Meisterfeier der Handwerkskammer wurden 632 Handwerker in den Meisterstand erhoben. Die Feierlichkeiten fanden wegen Corona allerdings nicht auf dem Messegelände, sondern in den Wohnzimmern der Absolventen statt.

Stuttgart - Zu einer richtigen Feier gehören ein Anlass, ein geeigneter Ort, Gäste und ein abwechslungsreiches Programm. Die Meisterfeier der Handwerkskammer Region Stuttgart bringt diese Faktoren alle mit. Denn normalerweise wird der Anlass, die bestandene Meisterprüfung, in der Stuttgarter Messe mit fast 3000 Gästen gefeiert.

 

Doch in diesem von der Corona-Pandemie geprägten Jahr ist alles anders. Deshalb waren für die Organisatoren der Meisterfeier 2020 Kreativität und Spontanität gefragt. Und so fand das Programm am Freitagabend virtuell statt. „Es war ein Gewaltakt, das auf die Beine zu stellen. Wir hatten die Feier auf der Messe in Stuttgart bereits geplant,“ erklärt Landeshandwerks- und Kammerpräsident Rainer Reichhold. Mehrfach musste die Planung abgeändert werden. „Bis vor zwei Wochen wollten wir mit den Meistern in sieben verschiedenen Örtlichkeiten mit Gruppen zu je 70 Personen feiern.“ Doch auch dieser Plan platzte aufgrund der steigenden Corona-Zahlen.

„Egal, wo du bist, wir machen was Großes draus!“

Die Feier ausfallen zu lassen war für die Organisatoren keine Option: „Ihr hattet es mit Sicherheit sehr schwer dieses Jahr. Deswegen hat die Handwerkskammer nie in Erwägung gezogen, die Feier ausfallen zu lassen, und hat sich der Herausforderung gestellt“, sagte die Moderatorin Angela Julie Wadenpohl zu den frischgebackenen Meistern am Freitagabend.

Als klar wurde, dass es keine Feier von Angesicht zu Angesicht geben wird, organisierte die Handwerkskammer die Feier per Livestream. Dazu begrüßte Wadenpohl um Punkt 19 Uhr die Gäste unter dem Motto: „Egal, wo du bist, wir machen was Großes draus. Ob zu Hause oder im Betrieb, wir sind live dabei und möchten, dass ihr feiern könnt“, so Wadenpohl an die rund 700 Jungmeister, die das stattliche Programm mit Meistererhebung, Preisverleihung, Videobotschaften und einer Gesangseinlage von Max Herre über zwei Video-Plattformen von ihren Wohnzimmern aus verfolgten.

Möglichst viele Meisterbriefe werden persönlich übergeben

Ganz auf Gesellschaft verzichten mussten allerdings nicht alle der frischgebackenen Meister. Viele bekamen ihren Meisterbrief am Abend trotz aller Widrigkeiten höchstpersönlich überreicht: „Den Meisterbrief übergeben wir händisch“, sagte der Landeshandwerks- und Kammerpräsident. „Es sind über 50 Mitarbeiter der Handwerkskammer Region Stuttgart unterwegs und versuchen, möglichst viele der 632 Meisterbriefe persönlich zu übergeben“, so Rainer Reichhold. Die Meister kommen aus 28 Gewerken. Das Elektro- und Metallgewerbe stellt mit 332 jungen Handwerkern die größte Branche.

Auch die Gespräche mit den anderen Jungmeistern mussten nicht ausfallen. Sie verlagerten sich in die sozialen Medien, wo zahlreiche Bilder des Abends von Feiern im Kreis der Familie, den frisch erhaltenen Meisterbriefen oder von Meisterstücken geteilt wurden. Und auch im Live-Chat übermittelten sich die Zuschauer ihre Glückwunsche, kommentierten das Geschehen und bedankten sich bei der Handwerkskammer: „Die Handwerkskammer Region Stuttgart hat auch einen Meistertitel verdient, für das Meisterstück ,Meisterfeier‘ in Corona-Zeiten. Ihr seid spitze!“, schrieb ein Teilnehmer. Ebenfalls lobende Worte für das Format fand Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der sich in einer Videobotschaft an die Absolventen wandte: „An Ihrer Meisterfeier nehmen normalerweise 2500 Leute teil. Das mal schnell ins Digitale zu übertragen, ohne dass die Stimmung und das Herzliche verloren gehen, das können wohl nur Handwerker.“

Der Jahrgang 2019/20 bringt 14 Bestmeister hervor

Nicht daheim verbrachten den Abend die sogenannten Bestmeister des Jahrgangs 2019/20. Sie bekamen bei einer kleinen Feier mit Moderator Rafael Treite ihre Meisterbriefe überreicht. Insgesamt brachte der Jahrgang 14 Bestmeister hervor. Einer von ihnen – Cederik Knöpfle – erhielt darüber hinaus den mit 3000 Euro dotierten Rotary-Preis, für dessen Verleihung nicht nur das Meisterstück, sondern auch die „Begeisterung für das Handwerk“ ausschlaggebend ist, wie der Präsident des Rotary-Clubs Stuttgart, Wolfgang Dannhorn, erklärte.

Und so wurde am Ende aus dem Abend doch noch ein gelungenes Fest – inklusive Gästen und abwechslungsreichem Programm. Trotz des in jeder Hinsicht meisterlichen Abends möchten die Veranstalter im kommenden Jahr wieder in gewohnter Form feiern, wie Moderatorin Wadenpohl zum Abschluss betonte.