Hans Hilt schwätzt Schwäbisch, er träumt Schwäbisch – kein Wunder also, dass der Pfarrer im Ruhestand auch Schwäbisch predigt. Wer hören will, wie das klingt, für den gibt es eine Hörprobe auf unserer Webseite.

Birkach - Schwäbischer geht es kaum. „Ich denke Schwäbisch, und ich träume vor allem Schwäbisch. Schwäbisch ist die Sprache meiner Seele“, sagt Hans Hilt. Er könne sich in seiner Muttersprache oft besser ausdrücken. Seit zehn Jahren predigt der Pfarrer im Ruhestand im Dialekt. Viele Zuhörer hätten ihm bestätigt, dass sie seine Botschaft so besser verstehen könnten.

 

Hilt, Jahrgang 1948, hat lange im dörflichen Birkach gewirkt, seit eineinhalb Jahren lebt er in Heslach. Das sei der urbanste Stadtteil Stuttgarts. Der frühere Dozent am Pädagogisch-Theologischen Zentrum lebt gern urban. Weshalb es ihm leicht gefallen sei, Haus und Garten zurückzulassen. Hans Hilt ist sowieso erfahren mit Ortswechseln in Baden-Württemberg. „Ich habe aufgegeben zu zählen, wie viele Umzüge ich gemacht habe“, sagt er. Der Ruheständler findet, dass Pfarrer spätestens alle zehn Jahre die Stelle wechseln sollten. „Je länger man da ist, desto mehr Menschen gibt es, mit denen man nicht so gut kann“, sagt er.

Der Pfarrer will anderen etwas Gutes tun

Hans Hilt hat etwas übrig für Menschen. Sie seien auch der Grund, warum er Pfarrer werden wollte. „Dieser Beruf gibt mir die Möglichkeit, anderen etwas Gutes zu tun“, sagt er. Sei es wirtschaftliche Hilfe, sei es Zeit für Gespräche.

Trotz seiner Berufung zum Pfarrer hat Hans Hilt zusätzlich Betriebswirtschaftslehre studiert. Zudem ist er Diplom-Kaufmann. Er wollte aber nie in die Wirtschaft. Dafür ist er zu spirituell. „Ich bin der Überzeugung, dass ich in meinem Leben mehr brauche als das, was man sehen, fotografieren, berechnen oder wissenschaftlich erforschen kann“, sagt er.

Der Glaube habe ihm schon in vielen Lebenslagen geholfen. Das möchte Hilt anderen vermitteln. Deshalb hat er von 1999 bis zu seinem Ruhestand im Sommer 2013 als Dozent für Religionspädagogik im Haus Birkach gearbeitet. Auch heute noch unterrichtet er künftige Erzieher an den Fachschulen in Waiblingen und Freudenstadt.

Erwachsene seien immer Vorbilder für Kinder

Ein gutes Vorbild zu sein, ist für ihn die beste Erziehung. Erwachsene seien automatisch Vorbilder, sagt Hans Hilt. Dennoch sollten sie sich auch ihrer Fehler bewusst sein. Dann wären die Makel nur halb so schlimm. Das Wichtigste sei, sich nicht zu verstellen, sondern aufrichtig und echt zu sein. Er könne niemandem den richtigen, sondern immer nur seinen eigenen Weg zeigen. Dann sollen die Kinder oder Jugendlichen entscheiden, welchen sie gehen möchten. „Dazu muss ich sie nah an mich heranlassen“, sagt er.

Hans Hilt kann gut andere an sich heranlassen. Er spricht offen über seine Gefühle. Seine Unverfälschtheit schafft Vertrauen. Und das ist auch der Grund, warum er so gerne Schwäbisch spricht. Bei seinen Mundart-Predigen werde natürlich auch mal gelacht und geschmunzelt. Denn Hans Hilt analysiert das Wesen der Schwaben oft treffsicher. Vielleicht, weil er ein echter Schwabe ist. Zum Beispiel ist er ein richtiger Schaffer. Er habe oft morgens schon eine To-Do-Liste im Kopf, sagt er. Dann wünscht er sich, etwas entspannter zu sein. Doch vermutlich braucht er genau diese Leidenschaft. Zum Beispiel wenn er sich für Gerechtigkeit einsetzt. Hans Hilt war in der Gewerkschaft und 30 Jahre lang in der Mitarbeitervertretung. Getreu dem Motto „Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt“.

Der frühe Vogel kann ihn mal

Genauso packt er sein Leben an. Er sagt von sich, dass er Beständigkeit braucht. Auf der anderen Seite packt ihn immer wieder der Drang nach Veränderung. Deshalb kann er mit dem Ruhestand nicht viel anfangen. „Weder Ruhe noch Stand sind Werte in meinem Leben“, sagt er. Und so wird er wohl noch weiter als Dozent arbeiten. Sein Alltag soll dafür entspannter werden. Ein neuer Leitspruch in Hans Hilts Leben lautet: „Der frühe Vogel kann mich mal.“ Das sei zwar nicht Schwäbisch, dafür aber eine wohltuende Lebenseinstellung.