Der Umbau des Hauptbahnhofs in Stuttgart verzögert sich. Die Bahn setzt auf ein Interimsgebäude vor dem Nordausgang des Bonatzbaus. Das könnte mehr als vier Jahre lang als Wartesaal dienen.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Mindestens vier Jahre lang sollen Reisende am Stuttgarter Hauptbahnhof in einem Interimsgebäude vor dem heutigen Nordausgang auf ihre Züge warten. Die Kopfbahnsteighalle des von Paul Bonatz geschaffenen Gebäudes und der Trakt zum Arnulf-Klett-Platz hin werden saniert und grundlegend umgebaut. Allerdings lässt sich der ursprüngliche Zeitplan nicht mehr halten, der vorgesehen hatte, dass alle Mieter, darunter das Turmforum, das für Stuttgart 21 wirbt, zum Jahresende 2018 aus dem Bahnhofsgebäude ausziehen. „Wie das Turmforum können die Geschäfte im Bahnhof bis Juni 2019 betrieben werden“, erklärt nun ein Bahnsprecher auf Anfrage unserer Zeitung.

 

Gebäude könnte vier bis fünf Jahre stehen

Bahnreisende können das Gebäude während der Umbauphase nicht mehr benutzen. Für sie soll vor dem heutigen Nordausgang ein dreigeschossiges Interimsgebäude entstehen, das rund 1200 Quadratmeter Geschossfläche bietet. Noch ist unklar, wie lange diese Übergangslösung genutzt wird. „Es wird von einer Standdauer von vier bis fünf Jahren beziehungsweise bis zur Fertigstellung des Bonatzbaus ausgegangen“, heißt es in den Planunterlagen.

Einkaufsmöglichkeiten in ähnlichem Umfang wie heute im Bahnhof, der täglich von bis zu 300 000 Reisenden passiert wird, sind nicht vorgesehen. „Die neu zu errichtende Wartehalle wird nur wenig Raum für Geschäfte bieten. Der Schwerpunkt der Reisendenversorgung befindet sich auf und an den Bahnsteigen“, erklärt der Bahnsprecher. Der Fahrkartenverkauf, der heute noch in der Großen Schalterhalle im südöstlichen Teil des Bonatzbaus untergebracht ist, zieht ebenfalls nicht in den Interimsbau. Stattdessen kommt er im Erdgeschoss der Landesbank am Kurt-Georg-Kiesinger-Platz unter. „Der Fahrkartenverkauf wird von Juni 2019 an vorübergehend seinen Standort in der LBBW haben“, erklärt der Bahnsprecher.

Im Rathaus wartet man auf detaillierte Informationen

Im Rathaus weiß man über das Vorhaben im Grundsatz Bescheid, wartet aber noch auf detaillierte Planungen. „Wir haben die Bahn gebeten, Verwaltung und dem Gemeinderat das Gesamtkonzept der geplanten Wartemöglichkeiten und Wegebeziehungen während des Umbaus des Bonatzbaus demnächst darzustellen und zu erläutern“, erklärt Rathaus-Sprecher Sven Matis auf Anfrage.

Der Umbau des Bonatzgebäudes wird nicht von der Projektgesellschaft verantwortet, die Stuttgart 21 baut, sondern von der für Bahnhöfe zuständigen DB-Tochter Station&Service. Doch der Umbau ist vor allem S 21 geschuldet. Die Stege, über die Reisende auf die Bahnsteige des Durchgangsbahnhofs gelangen, liegen eine Etage tiefer als die heutige große Bahnhofshalle. Von diesem Niveau aus führen künftig Rolltreppen und Aufzüge in die Etage, die auf einer Ebene mit dem Arnulf-Klett-Platz liegt. Heute dort untergebrachte Lager- und Technikflächen müssen den künftigen Wegen in den Tiefbahnhof weichen.