Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr hofft auf eine vollständige Erholung der Passagierzahlen noch vor 2025. Die Aktionäre müssen aber weiterhin auf Dividenden verzichten – aus besonderem Grund.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Die Staatshilfen sind weitgehend abbezahlt, die Menschen fliegen wieder, und das Luftfrachtgeschäft boomt: Nach zwei Jahren Coronaflaute konnte Lufthansa-Chef Carsten Spohr auf der Online-Hauptversammlung der Fluggesellschaft viele gute Nachrichten präsentieren. Dennoch musste er die Aktionäre vertrösten: Auf Dividenden müssen sie weiter verzichten – und zwar nicht nur für das vergangene Geschäftsjahr, in dem die Lufthansa einen Milliardenverlust erlitt, sondern so lange, wie der Staat als Großaktionär an Bord bleibt.

 

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Noch hält der Bund über den zu Beginn der Coronakrise eingerichteten Wirtschaftsstabilisierungsfonds 14 Prozent der Lufthansa-Anteile. Die auf Kosten des Steuerzahlers erworbene Beteiligung wurde mit der Auflage verbunden, auf Dividendenausschüttungen an alle Aktionäre zu verzichten. Allerdings ist der Bund vertraglich verpflichtet, seinen Anteil bis zum Oktober 2023 zu verkaufen.

Hohe Treibstoffpreise belasten die Lufthansa

Ob es am Ende dieses Jahres überhaupt etwas auszuschütten gäbe, ist trotz aller Fortschritte ungewiss: Auf eine Gewinnprognose will sich der Lufthansa-Vorstand nicht einlassen. Grund sind die hohen Treibstoffpreise, die auch der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) Sorgen bereiten: Ihr Sprecher Andreas Schmidt äußerte Zweifel, ob die Lufthansa mit der bereits angekündigten Erhöhung der Ticketpreise die steigenden Kosten ausgleichen könne.

Letzte Woche konstatierte die Fluggesellschaft, dass gerade auf Transatlantik-Flügen auch die teuren Plätze gefragt sind. Klar ist aber auch: Die Lufthansa darf die Preisschraube nicht überdrehen, schließlich ist sie auf nachhaltig steigende Passagierzahlen angewiesen. Für das laufende Jahr rechnet sie mit 75 Prozent des Vorkrisenniveaus, 2023 sollen es dann 95 Prozent sein.

Ärger über Flughafenchaos

Der Nachholbedarf sowohl bei Urlaubs- als auch bei Geschäftsreisen sei groß, zeigte sich Spohr überzeugt. In den Osterferien zeigte sich allerdings, dass nicht alle Flughäfen auf die Rückkehr der Reiselust vorbereitet waren: Lufthansa habe „eine dreistellige Anzahl von Flügen von und nach Frankfurt streichen“ müssen, ärgert sich Spohr – und muss einräumen, dass auch die eigenen Callcenter oft „nur mit langen Wartezeiten“ erreichbar seien.

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Wie groß der Unmut der Betroffenen ist, machte der Antrag eines Aktionärs deutlich, der forderte, Spohr und den übrigen Vorständen wegen „Chaos bei der Kundenbetreuung“ die Entlastung zu verweigern. Erfolgreich war dieser Antrag nicht, der Vorstand wurde mit mehr als 99 Prozent der auf der Hauptversammlung abgegebenen Stimmen entlastet.

Die Fluggesellschaft ist hoch verschuldet

Die nächste Bewährungsprobe steht den Managern allerdings bereits bevor: Sie müssen die Schulden abbauen, die in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen sind – auch, weil Lufthansa für die Rückzahlung von Staatshilfen Geld am Kapitalmarkt lieh. Kreditverschuldung und Pensionsverpflichtungen zusammen belaufen sich laut dem jüngsten Quartalsbericht netto, also nach Gegenrechnung von Barguthaben und Wertpapierbeständen, auf rund 14 Milliarden Euro.