Der Zoll trägt in Stuttgart nun blaue Uniformen. Die alten grünen Dienstkleidungsstücke haben ausgedient, aber sie landen nicht im Müll. Die Azubis des Hauptzollamts haben damit noch etwas vor.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Gefälschte Markenartikel, zum Beispiel Taschen, haben beim Zoll keine Chance: Was nicht echt ist, wird aus dem Verkehr gezogen. Folglich kann man davon ausgehen, dass die im kommenden Jahr auf den Markt kommenden Taschen für Laptop, Handy und die Kulturbeutel, auf denen der Schriftzug „Zoll“ noch zu erkennen sein wird, echt sind. Wo Zoll draufsteht, steckte auch der Zoll drin. Die Stuttgarter Zollbeamten haben ihre alten Uniformen gesammelt und für einen guten Zwecke zur Verfügung gestellt. Sie tragen nun neue blaue Uniformen, und aus ihren alten Anoraks und Warnwesten werden in einer Berliner Behindertenwerkstatt trendige Accessoires hergestellt.

 

„Die Idee kam von unseren kaufmännischen Auszubildenden“, sagt Thomas Seemann, der Pressesprecher des Hauptzollamts Stuttgart. Die jungen Leute sind zivile Mitarbeiter, selbst also gar nicht von der Uniformumstellung betroffen. Als sie jedoch hörten, dass die Beamten, mit denen sie zusammenarbeiten, neue Kleidung bekommen, brachten sie ihre Idee ein – und diese wurde aufgegriffen. „Wir fanden das super“, sagt Seemann.

Die Azubis wollen mit dem Projekt Müll vermeiden

Hayat Abdallah ist eine von den neun Auszubildenden. „Der Umweltschutzaspekt war uns dabei wichtig“, sagt die 18-Jährige, die im zweiten Lehrjahr ist. Die Idee hätten sie bei der Polizei Bayern entdeckt, die vor zwei Jahren auf blaue Uniformen umstellte und die alten ebenfalls nicht einfach auf den Müll warf. „Wir sammeln jetzt. Parkas und Regenjacken werden unter anderem verarbeitet“, erläutert Abdallah. Bislang existieren nur ein paar Prototypen, die in der Werkstatt des sozialen Unternehmens Spektrum entwickelt worden sind. „Die Spektrum GmbH ist eine zertifizierte Werkstätte für Menschen mit Behinderungen und setzt sich besonders für die Integration von Menschen mit psychischen Behinderungen ins Arbeitsleben ein“, erläutert der Pressesprecher.

Die neue Uniform komme bei den Kollegen gut an. Zum ersten Mal soll nun auch der Dienstgrad auf den Schulterklappen mit Abzeichen zu erkennen sein. „Das war ein bisschen umstritten“, verrät Thomas Seemann. Wesentlich mehr Begeisterung erntete die Führung des Zolls mit einer anderen Neuerung: Anders als bisher müssen die Beamten nun keinen Eigenanteil mehr bezahlen. „Früher hatten wir einen Selbstbehalt von einem Drittel. Das machte bei einem Parka etwa 25 bis 30 Euro aus“, so Seemann.

Insgesamt tragen in Deutschland rund 13 000 Zollbeamte Dienstkleidung. Auf Blau umgestellt haben bereits Frankfurt und Stuttgart. Die Initiative der Stuttgarter Azubis soll deutschlandweit laufen – also von allen Dienststellen die alten grünen Sachen einsammeln. Für Frankfurt kam die Idee zu spät: Dort war schon alles entsorgt. Der Zoll in Bayern wolle mitmachen.

Die Zoll-Azubis informieren auf ihrem Instagram-Profil „zoll.karriere“ über das Projekt – und darüber, wann man wie an die Taschen kommen kann.