Aus dem ehemaligen Modehaus Breitling wird das Haus des Tourismus. Im Sommer nächsten Jahres soll der neue i-Punkt eingeweiht werden. Aktuell liegen die Kosten für den Umbau bei 20,4 Millionen Euro.

Lange stand das Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zum Stuttgarter Rathaus leer – aktuell wird es entkernt und grundlegend umgebaut. Hier soll das Haus des Tourismus am Marktplatz mit rund 2500 Quadratmeter Fläche die neue Anlaufstelle für Stuttgart-Besucher werden – mit Erlebniswelt, Gastronomie und Sitzungsräumen. An dieser Stelle hatte Ende Dezember 2020 nach 71 Jahren der Herrenausstatter Breitling sein Geschäft am Stuttgarter Marktplatz geschlossen. Die Geschäftsführerin Mirella Breitling sah die Gründe dafür in der Konkurrenz durch den Online-Handel, im veränderten Einkaufsverhalten der Menschen, „und die fünfwöchige Totalschließung wegen der Coronapandemie hat uns den Rest gegeben“.

 

Nun wird die Stuttgart-Marketing GmbH und Regio Stuttgart Marketing- und Tourismus GmbH um ihren Geschäftsführer Armin Dellnitz in das Breitling-Gebäude ziehen. „Wir werden aber auch die Tourismus-Marketing GmbH Baden-Württemberg als Partner mit an Bord haben. So eine Kooperation ist deutschlandweit eine Seltenheit“, sagt Dellnitz. Das Urlaubsland Baden-Württemberg sei somit bestens abgebildet. Auch wer an den Bodensee oder in den Schwarzwald fahren möchte, solle sich im neuen Haus des Tourismus über die Optionen informieren können. „Niemand bei uns sieht diese Konstruktion als Wettbewerb, sondern als Bereicherung.“

Der i-Punkt in der Königstraße 1A wird geschlossen

Eigentlich sollten die neuen Räume im August 2023 eröffnet werden. „Aber wir haben leider erst im Februar dieses Jahres die Baugenehmigung bekommen“, sagt Dellnitz. „Dann konnten wir erst richtig loslegen.“ Mitte Mai soll die Entkernung beendet sein. Danach kann mit dem Rohbau begonnen werden. „Die Taktung ist eng, aber wir hoffen, dass wir bis zur Fußball-EM 2024 überwiegend fertig werden – zumindest außen.“ Zwischen 14. Juni und 14. Juli findet das Großereignis in Deutschland statt. Fünf Spiele werden in Stuttgart ausgetragen – darunter ein Gruppenspiel der Deutschen Mannschaft und ein Viertelfinale. „Aktuell gehen wir davon aus, dass wir im Sommer nächsten Jahres eröffnen können. Wann genau, kann ich heute noch nicht sagen“, erklärt Dellnitz. Klar sei, dass man auf jeden Fall mit dem i-Punkt bis nach der Europameisterschaft in der Königstraße 1A vertreten sein wird. Nach der Einweihung des Hauses des Tourismus werde man aber die Zelte am Hauptbahnhof erst einmal abbrechen. „Wir schauen nach einem kleinen Büro am oder im Bahnhof, aber es kann schon sein, dass wir dort eine Lücke von ein bis zwei Jahren haben werden.“

Die Kosten haben sich fast verdoppelt

Das Haus des Tourismus am Marktplatz wird nach aktuellen Berechnungen stolze 20,4 Millionen Euro kosten. Im Herbst 2020 wurden die Kosten für einen Umbau des ehemaligen Modehauses Breitling noch mit 10,5 Millionen Euro beziffert.

Grundlage für diese Kalkulation waren erste grobe Kostenschätzungen zweier Architekturbüros. Nicht enthalten waren die sogenannten Ausstattungs- und Einrichtungskosten wie Möblierung, IT, Gastronomie- und Kücheneinrichtung sowie Ladenbau. 9,5 Millionen Euro sollten von der Stadt kommen. Der Vermieter (Familie Breitling) wird darüber hinaus an die Stuttgart Marketing GmbH einen pauschalen Baukostenzuschuss für die Aus- und Umbaumaßnahmen von einer Millionen Euro bezahlen. Von diesem Betrag muss die Stuttgart Marketing GmbH 160 000 Euro an das Finanzamt abführen, sodass 840 000 Euro für die Finanzierung des Rückbaus verbleiben.

Die Stadt beteiligt sich mit 18,1 Millionen Euro

Im Oktober 2022 mussten die Stadträte über einen weiteren Zuschuss entscheiden. Durch erhebliche Baukostensteigerungen lag die für das Haus des Tourismus benötigte Summe nun bei insgesamt 20,4 Millionen Euro. Nach dem Abzug von Fördermitteln (2,45 Millionen Euro), dem Zuschuss der Familie Breitling (840 000 Euro) sowie dem bereits zugesagten Zuschuss der Stadt (9,5 Millionen Euro) verblieb ein Defizit von rund 7,6 Millionen Euro, das nun auch die Stadt ausgleichen wird. Ebenso übernimmt die Landeshauptstadt zusätzlich eine Million Euro für die Ausstattung. 600 000 Euro muss die Stuttgart Marketing GmbH aus Eigenmitteln aufbringen.

Die hohen Investitionssummen für den neuen i-Punkt rechtfertigt die Stadtverwaltung wie folgt: „Eine Tourist-Information in prominenter Lage unterstreicht die besondere Bedeutung dieses wichtigen Wirtschaftsbereiches und ist eine Visitenkarte der Landeshauptstadt Stuttgart sowie der Region. Der künftige i-Punkt auf dem Marktplatz wird Start und Ziel zahlreicher Gästeführungen werden. Der Marktplatz werde so zu einem touristischen Anlaufziel der Landeshauptstadt.