Nach dem Unglück am Samstagmorgen, bei dem ein Haus komplett niederbrannte, sind noch viele Fragen offen. Klar ist aber schon jetzt, dass das Feuer an der Holzfassade ausbrach. Ist eine solche Konstruktion gefährlich?

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Sielmingen - Nach dem Brand in einem Haus an der Heußstraße in Sielmingen ermittelt weiter die Kriminalpolizei zur Brandursache. Polizeisprecher Michael Schaal berichtet: „Am Dienstag sind Sachverständige zum Haus gekommen, bestellt von der Versicherung.“ Das sei normales Vorgehen in solchen Fällen, auch die Kriminaltechniker seien weiterhin vor Ort. Der Schaden ist nun ebenfalls beziffert worden. Die Polizei schätzt ihn auf rund 500 000 Euro.

 

Am Samstagmorgen, 24. August, mussten Feuerwehr, Rettungsdienste und Polizei um 4.50 Uhr ausrücken. Als die Polizei eintraf, stand das obere Geschoss des Einfamilienhauses bereits in Flammen. Die Bewohnerin des Hauses und eine Besucherin verließen das Haus selbstständig. Vier Personen mussten allerdings aufgrund der starken Rauchentwicklung mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden. Das Haus ist nicht mehr bewohnbar.

Schnell steht das ganze Haus in Flammen

„Das Feuer hat nach unseren Erkenntnissen an der Holzfassade angefangen“, sagt Jochen Thorns, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Filderstadt. Zunächst habe man einen Atemschutztrupp ins Gebäude geschickt, weil zu diesem Zeitpunkt die Besucherin der Hausbewohnerin noch vermisst war. „Es war nicht klar, wo sie sich aufhält“, so Thorns, „also haben wir das Haus durchsucht.“ Schließlich habe sich dann herausgestellt, dass die Frau bereits draußen war. Parallel habe die Feuerwehr mit der Brandbekämpfung begonnen. „Es hat dann recht schnell eine Durchzündung des Dachs gegeben“, berichtet Thorns weiter, danach habe nach wenigen Minuten das ganze Haus in Flammen gestanden. „Da konnten wir nichts mehr machen.“

Bei einer Durchzündung kommt es zum plötzlichen Abbrennen von Pyrolysegasen, und diese Gase entstehen, wenn Holz und Kunststoffe in geschlossenen Räumen brennen. Also eben auch, wenn Zimmer voller Einrichtungsgegenstände in Flammen stehen.

Aufgrund der Einsturzgefahr konnte die Feuerwehr nur noch von außen löschen

Die Durchzündung sei gegen 5.02 Uhr passiert, unter Kontrolle sei das Feuer gegen 6.34 Uhr gewesen. „Das hat relativ lange gedauert“, sagt Thorns, „das Problem war, dass nach der Durchzündung die Decke zwischen Obergeschoss und Dachstuhl teilweise eingestürzt ist.“ So sei das Treppenhaus unzugänglich geworden, was die Arbeit der Feuerwehr weiter erschwert habe: Aufgrund der Einsturzgefahr konnte die Feuerwehr nun nur noch von außen löschen, und sich nicht im Inneren um Glutnester kümmern. „Das Feuer war um 10.42 Uhr ganz aus“, berichtet der Feuerwehrkommandant.

Dass Häuser mit Holzverkleidungen an der Fassade generell ein höheres Brandrisiko haben als andere, mag Jochen Thorns so nicht bestätigen. „Wenn man aber brennbare Stoffe an der Fassade hat, muss man sich nicht wundern, wenn das schnell brennt“, sagt er. Dazu zähle aber nicht nur Holz, sondern auch andere Stoffe, beispielsweise auch Styroporplatten zur Wärmedämmung. „Wir hatten es hier mit einer extrem schnellen Brandausbreitung zu tun“, resümiert der Feuerwehrkommandant. „Warum, kann ich noch nicht sagen. Zum Brandverhalten gibt es noch viele offene Fragen.“