Die Kommune kann viele teure Projekte stemmen, ohne dafür Kredite aufzunehmen.

Rutesheim - „Hört sich das gut an?!“ Dieser Stoßseufzer entfährt der Bürgermeisterin Susanne Dornes, als sie verkündet, dass auch der Haushalt 2020 nach wie vor schuldenfrei ist und trotz der geplanten hohen Investitionen keine Kredite aufgenommen werden. Stadtkämmerer Rainer Fahrner hat das Zahlenwerk nun dem Gemeinderat vorgelegt.

 

„Mit einem Gesamtvolumen des Ergebnishaushalts von fast 33 Millionen Euro und 15,5 Millionen Euro Ausgaben für Investitionen im Finanzhaushalt wird deutlich, dass Rutesheim nicht lediglich reagiert, sondern auch in Zukunft erfolgreich eine aktive und gestalterische Kommunalpolitik betreibt“, ist die Bürgermeisterin zufrieden mit der Entwicklung. Zum ersten Mal tauchen in dem Zahlenwerk nicht mehr Begriffe wie Verwaltungs- und Vermögenshaushalt auf, denn vom 1. Januar an gilt im Rechnungswesen der Stadt die Doppik.

Investitionen von 15,5 Millionen Euro

Rutesheim wird 2020 insgesamt 15,5 Millionen Euro investieren, davon werden fast 5,8 Millionen Euro für den Erwerb und die Erschließung von Baugrundstücken ausgegeben. Diese Investitionen sollen nach dem Verkauf der Grundstücke wieder als Geldvermögen an den städtischen Haushalt zurückfließen.

Schwerpunkte der Ausgaben sind – neben vielen kleineren Projekten – fünf große Vorhaben. Da ist zum einen der Grunderwerb und die Erschließung des Werksgeländes und den angrenzenden Parkplatz der Firma Bosch, um hier Flächen für Wohnungsbau zu schaffen. Erschlossen wird für knapp eine Million Euro auch das neue Gewerbegebiet im Gewann Gebersheimer Weg.

Für den Hort-Neubau im Schulzentrum werden 2020 voraussichtlich 1,98 Millionen Euro benötigt. Um die städtische Kläranlage auf Vordermann zu bringen, werden 1,4 Millionen Euro ausgegeben. Mit weiteren 2,7 Millionen erwirbt die Stadt über die „Netze BW GmbH“ Anteilsrechte am Stromnetz der EnBW. Diese Schwerpunkte machen mehr als 70 Prozent aller Investitionsausgaben im Jahr 2020 aus.

Im Ergebnishaushalt wird die Stadt im kommenden Jahr rund 33 Millionen Euro einnehmen und ausgeben. Auf der Einnahmenseite gibt es unter anderem vom kommunalen Finanzausgleich 3,5 Millionen Euro, hinzu kommen 4,1 Millionen Euro Gewerbesteuer. Rund 5,7 Millionen Euro werden durch Verwaltungs- und Benutzungsgebühren erwirtschaftet, die Grundsteuer schlägt mit rund 1,6 Millionen Euro und die Mieten und Pachten mit rund 1,2 Millionen Euro zu Buche.

Hohe Personalkosten

Dem stehen die Ausgaben gegenüber: Zu den großen Kostenfaktoren zählen nach wie vor die Personalkosten, die um 800 000 Euro auf 11,6 Millionen Euro ansteigen werden. Um ihre Aufgaben zu erfüllen, gibt die Stadt rund 6,9 Millionen Euro aus. Zudem führt Rutesheim im kommenden Jahr fast neun Millionen Euro an das Land, den Landkreis und an den Verband Region Stuttgart ab. Das sind rund 38 Prozent aller Steuereinnahmen und Finanzzuweisungen. 2019 lag die Quote bei rund 37 Prozent.

Doch alles in allem wirtschaftet die Verwaltung so gut, dass zum Ende des Jahres 2020 wieder etwas übrig bleibt – 2,97 Millionen Euro. Dieser Betrag steht der Stadt für Investitionen zur Verfügung. Dieser sogenannte Cashflow ist von besonderer Aussagekraft, denn wenn er fehlt, heißt es, dass die Kommune strukturelle Probleme im laufenden Betrieb hat.

Das Fazit von Kämmerer Rainer Fahrner: „Alle Projekte sind solide finanziert: Rutesheim hat weiter große Gestaltungsmöglichkeiten. Damit können, auch in Zukunft, noch Weichen für ein gutes und aktives Leben in der Stadt gestellt werden.“

Das neue Rechnungswesen

Doppik: Wie viele andere Kommunen im Land hat sich Rutesheim mit der Umstellung auf die Kommunale Doppik Zeit gelassen und wird zum letztmöglichen Zeitpunkt, zum 1. Januar, ihr Rechnungswesen umstellen.

Begriffe: Die bisher bekannten Begriffe gibt es im doppischen Haushalt nicht mehr. Der Verwaltungshaushalt wird im Wesentlichen durch den Ergebnishaushalt und der Vermögenshaushalt durch den Finanzhaushalt ersetzt.

Betrachtungssache: Es wird nun nicht mehr nur zwischen Einnahmen und Ausgaben unterschieden, diese werden differenzierter betrachtet. Im Ergebnishaushalt ist von Erträgen und Aufwendungen die Rede und im Finanzhaushalt sind jetzt alle Ein- und Auszahlungen zu finden.