Auf der Nordsee qualmt der havarierte Düngemittel-Frachter "Purple Beach" vor der Insel Helgoland weiter. Die Einsatzkräfte haben das am Montag in Seenot geratene Schiff weiterhin nicht unter Kontrolle.

Cuxhaven - Die Einsatzkräfte haben den auf der Nordsee qualmenden Düngemittel-Frachter "Purple Beach" immer noch nicht unter Kontrolle. Experten des sogenannten Havariekommandos konnten das 192 Meter lange Schiff vor Helgoland nicht betreten, weil sich Gase bildeten und Explosionsgefahr befürchtet wurde. Ein Messtrupp stellte Hitze in einem Laderaum fest. Über dem Schiff stand eine Rauchwolke. Der Wind trieb den Geruch des Düngemittels bis zu den ostfriesischen Inseln und zum Festland. Die Einwohner wurden daher aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten.

 

Die unter der Flagge der Marshallinseln fahrende "Purple Beach" war am Montagabend etwa 30 Kilometer westlich von Helgoland in Not geraten. Die Besatzung hatte den betroffenen Laderaum abgeriegelt und mit Kohlendioxid geflutet, um einen möglichen Brand zu löschen. Allerdings ist nicht klar, ob für die Rauch- und Hitzeentwicklung Feuer oder eine chemische Reaktion verantwortlich ist.

Keine giftigen Stoffe in der Luft - stinken tut es dennoch

Die Berufsfeuerwehr Wilhelmshaven gab nach Messungen der Luft am Vormittag Entwarnung. Es seien keine Gefahrstoffe festgestellt worden. In der Nacht hatten Anwohner bei der Polizei angerufen und einen komischen Geruch in der Luft gemeldet. "Wir haben die ganze Nacht weder in Cuxhaven oder in Bremerhaven, noch im Umkreis des Frachters eine Gefahrenstoffkonzentration festgestellt", sagte der Sprecher des Havariekommandos, Michael Friedrich. Das Havariekommando in Cuxhaven ist eine gemeinsame Einrichtung des Bundes und der Küstenländer und für die Koordination bei Unfällen auf Nord- und Ostsee zuständig.

Nach Messung der Analytischen Task Force des Havariekommandos sei ein Personaleinsatz auf dem Havaristen nicht möglich, hieß es. "Wir werden in dieser Situation keine Einsatzkraft gefährden", teilte der Leiter des Havariekommandos, Hans-Werner Monsees mit. Chemische Reaktionen oder Explosionen seien nicht auszuschließen. Mehrere Spezialschiffe waren am Ort der Havarie, hielten aber einen Sicherheitsabstand von fünf Kilometern zur "Purple Beach" ein.

Brandbekämpfungsspezialisten wollten keine Luke öffnen, um nicht zu riskieren, dass Sauerstoff in den Laderaum gelangt und ein Feuer anfacht oder eine Explosion auslöst. Der Plan, den betroffenen Bereich zu fluten, ließ sich zunächst nicht umsetzen.

Nach dem ersten Einsatz von Rettungskräften wurden am Dienstag insgesamt 36 Menschen vom Schiff zu Untersuchungen in Krankenhäuser geflogen. Niemand wurde schwer verletzt.