Der Heidelberger Prozess um einen vorgetäuschten Suizid mutet wie ein Krimi an. Gift, Habgier, Gewalt, Familienstreitigkeiten spielen eine Rolle. Die angeklagte Ehefrau des fast getöteten Mannes wäscht ihre Hände in Unschuld.

Heidelberg - Im Prozess um einen vorgetäuschten Suizid hat die angeklagte Ehefrau des Opfers die Beteiligung an der Tat abgestritten. Sie habe mit dem Tötungsversuch an ihrem Mann nichts zu tun, teilte sie vor dem Landgericht Heidelberg am Donnerstag mit. Ihr Anwalt verlas ihre Erklärung vor dem Schwurgericht. Vielmehr gehe sie davon aus, dass ihre Mitangeklagte Schlafmittel in das Essen für den getrennt von ihr lebenden Ehemann gemischt habe, um ihn ausrauben zu können. Sie selbst habe kein Motiv gehabt, da sie nach seinem Tod weniger Geld erhalten hätte.

 

Die ebenfalls des versuchten Mordes angeklagte ehemalige Angestellte der Frau hatte angegeben, sie habe sich von der 36-Jährigen zur Attacke gegen deren Ehemann mit einem Kochfeldschaber überreden lassen. Sie habe Angst vor Schlägen gehabt, hätte sie sich widersetzt, sagte die 57-Jährige. Überdies habe sie den Kontakt mit der ihr ans Herz gewachsenen Tochter der 36-Jährigen nicht verlieren wollen. In ihrem Geständnis hatte sie betont, sie habe ihn nicht töten wollen.

Ziel war das Erbe des Mannes

Laut Anklage haben die beiden im Mai 2020 geplant, dem schlafenden Mann aus Angelbachtal (Rhein-Neckar-Kreis) die Pulsadern aufzuschneiden und einen Suizid vorzutäuschen; Ziel sei gewesen, an sein Erbe zu gelangen. Zuvor habe ihm die Ehefrau mit Schlaftabletten versetzten Likör und ein ebenfalls präpariertes Kartoffelgratin vorbeigebracht, um ihn zu betäuben. Die ältere Angeklagte, die zuletzt mit der 36-Jährigen in einer Wohnung lebte, sagte, diese habe vor der Tat Schlaftabletten von ihr verlangt. Mit diesen seien Essen und Getränk vergiftet worden.

Der Mann erwachte nach dem Angriff mit einem 15 Zentimeter langen Schnitt im Unterarm aus dem Tiefschlaf und schleppte sich zu Nachbarn. Nur durch eine Notoperation konnte er gerettet werden. Die Täterin entkam.

Nach der Aussage der Ehefrau wurden verschiedene Briefe verlesen, so etwa die an ihre Familienmitglieder und an ihren neuen Freund, in denen sie ihre Unschuld betont. In einem weiteren Brief entschuldigt sich die 57-Jährige bei dem Opfer. Der Mann ist am kommenden Dienstag vor Gericht geladen.