Es ist eine Tradition, die zurückgeht bis auf die Zeit der Kriegsheimkehrer Ende der 19940er Jahre: Ein Bläserensemble hat im Stuttgarter Hauptbahnhof zur Andacht an Heiligabend gespielt.

Stuttgart - Heiligabend im Hauptbahnhof. Ein Reinigungsfahrzeug fährt zwischen den ausgebeinten Geschäften in der Großen Schalterhalle umher. Mit einem Mal wird das surrende Motorengeräusch von festlichen Klängen übertönt: Am südlichen Ende des Baus stimmen fast drei Dutzend Bläser „Hört der Engel helle Lieder“ an. Es ist der Auftakt zur internationalen Christfeier der Evangelischen Gesellschaft, die ihren Ursprung in einer Andacht für Kriegsheimkehrer Ende der 1940er-Jahre hat.

 

Die Besucher sind bunt zusammengewürfelt: Neugierige, Einsame, Mittellose. Eine Krankenschwester im Bereitschaftsdienst ist ebenso vorbeigekommen wie Mitglieder der ghanaischen Gemeinde Stuttgart, unter ihnen Pastor Stephen Kwame Akoto, der die Gedanken von Pfarrerin Lena Illek zum Weihnachtsfest ergänzt: auf Twi, einer in Ghana weit verbreiteten Sprache.

So fremd sich die Worte für die Meisten anhören, so unmissverständlich kommt die frohe Botschaft an. Akoto strahlt sie aus. Auch beim Segen, der auf Twi, Arabisch und Deutsch erteilt wird. Während sich Schlangen an den Tischen mit Christstollen, Punsch, Kaffee und Brottüten bilden, hallt die Kernaussage von Illek nach: „Nicht die Göttlichkeit, sondern die Menschlichkeit Jesu hat die Welt verändert.“