Wer im Revier Balinger Straße doppelt sieht, muss nicht in die Ausnüchterungszelle:Hier tun die Zwillinge Ilka Metzger und Anita Legner Dienst.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Möhringen - Der gleiche Beruf, dieselbe Dienststelle und von Geburt an ein Herz und eine Seele: so wirken die Zwillingsschwestern Ilka Metzger und Anita Legner, wenn sie in Dienstuniform Schulter an Schulter aus dem Polizeirevier an der Balinger Straße treten. Wenige Meter von einem idyllischen Ort ihrer Kindheit entfernt, dem Probstsee, tun die beiden Frauen hier Dienst. Dass sie in Möhringen arbeiten und auch leben und aufgewachsen sind, merkt man nicht nur, wenn die vorbeijoggenden Kollegen auf dem Weg zum See fröhlich grüßen. Auch sonst werden die beiden im Ort an vielen Ecken erkannt

 

Die Zwillingsschwestern aus Möhringen kennen jeden Feldweg, jedes Lausbubenversteck. Auf Umwegen kamen die beiden Frauen zum Polizeiberuf, und wer ihnen zehn Minuten zuhört, wundert sich kein bisschen, dass dieser Weg beide auf genau den gleichen Pfaden zum Ziel führte.

Auch wenn die beiden als Kinder mit ihren Eltern in die weite Welt hinauszogen, an ihrem Bezug zur Heimat hat das nichts geändert. „Damals war klar, dass wir wieder heimkommen werden“, sagt Ilka Metzger über die Zeit, die ihre Familie in Thailand verbrachte. Drei Jahre lang, als die Zwillinge drei bis sechs Jahre alt waren, lebten sie in Asien. Der Vater, Oberstudienrat an der Werner-Siemens-Schule, hatte dort vorübergehend eine Stelle. Doch das Haus der Oma stand immer in Möhringen, und das war der Fixpunkt der Familie. Zurück in der Heimat besuchten die Schwestern die Salzäcker-Grundschule. „Wenn ich heute an die Schule komme, sind meine Kinder immer ganz stolz, wenn die Mama in Uniform auftaucht“, erzählt Anita Legner. Sie hat zwei, ihre Schwester vier Kinder. Parallel zur weiterführenden Schule, dem Königin-Charlotte-Gymnasium in Möhringen – wo auch sonst? – absolvierten die Geschwister eine Tanzausbildung.

„Wir kannten von unserem Vater die Sicherheit, die man als Beamter hat“

Nach der Schule gingen Anita und Ilka ohne Eltern in die Welt hinaus. „Als Tänzerinnen sind wir durch Europa gezogen“, berichten sie über diese Jahre, „mit unserem Tanzlehrer und einer Varietégruppe nach Belgien.“ Bis der Vater ein Machtwort sprach, die beiden sollten doch was „Anständiges“ und was „mit Sicherheit“ lernen. „Ein Jahr vorher wären wir sicher nie auf die Idee gekommen, zur Polizei zu gehen“, sagt Ilka Metzger, und Anita Legner schüttelt den Kopf. „Dann erschien uns das aber völlig klar, auch da wir von unserem Vater die Sicherheit als Beamter kannten“, sagt Anita Legner, und Ilka Metzger nickt zustimmend.

Nach Stationen in der Innenstadt und in Untertürkheim landeten beide letztlich wieder im Heimatort. „Mit den Kindern ist es so auch am einfachsten“, sagt Anita Legner, die vor Kurzem wieder in den Schichtdienst eingestiegen ist. Ihre Schwester arbeitet im Tagesdienst des Reviers.

Konflikte wegen der Bekanntheit im Ort gibt es nicht. „Die Leute kennen uns ja von klein auf und haben auch mitbekommen, wie wir zur Polizei gingen“, sagen die beiden. Nur manchmal ist es ein klitzeklein wenig unangenehm, die Nachbarin in Uniform zu sein, räumen sie ein: „Es kommt schon mal vor, dass man mit einem Kollegen unterwegs ist, der etwas strenger ist, als man es selber in der Situation wäre.“ Nicht der Bekanntheit wegen, sondern weil sie den Regelverstoß nicht so schwer bewerten würde. „Dann steht man daneben, während der Kollege einen alten Freund zurechtweist, und kommt sich ein bisschen komisch vor.“ Und manchmal kommen alte Bekannte darauf, den Kontakt auszunutzen: „Ich bin geblitzt worden, könnt ihr da nichts machen?“ hören sie immer wieder.