Nicht alle Humphrey-Bogart-Filme sind staubfreie Klassiker geworden. In diesem weitgehend vergessenen Propagandastreifen aus dem Jahr 1942 spielt er einen US-Offizier mit Geheimauftrag. Er muss einen japanischen Sabotagering unterwandern.

Stuttgart - Im klassischen Studiosystem Hollywoods waren Regisseure, Schauspieler und alle anderen am Entstehen eines Films Beteiligten mehr oder weniger Fließbandarbeiter. Hatten sie einen Film im Kasten, begann gleich der Dreh des nächsten. Als der Schauspieler John Huston 1941 auf den Regiestuhl wechselte, legte er gleich einen Klassiker als Debüt hin: die Dashiell-Hammett-Verfilmung „Die Spur des Falken“ mit Humphrey Bogart als Sam Spade. Bis heute ist dieser Klassiker des Hard-boiled-Kino bei Krimifreunden bekannt. Kaum noch bekannt ist dagegen der Film, den Huston als nächstes drehte und für den das Studio gleich wieder einen Teil der „The Maltese Falcon“-Besetzung vor die Kamera scheuchte: „Across the Pacific“, dessen deutscher Titel „Abenteuer in Panama“ lautet.

 

Humphrey Bogart spielt hier einen nur zum Schein unehrenhaft aus der US-Armee entlassenen Artillerieoffizier, der sich bestens mit Küstenverteidigung auskennt. Dass dieser Richard Leland sich während einer gemeinsamen Schiffspassage zum Panama-Kanal in einen von Sydney Greenstreet alias Dr. Lorenz geleiteten Spionage- und Sabotagering einschleusen soll, wird klar, noch bevor das Drehbuch dieses Geheimnis enthüllt.

Kochen vor Hass

Am 7. Dezember 1941 hatten die Japaner Pearl Harbor attackiert, „Abenteuer in Panama“ gehört zur ersten Welle der Propagandafilme, die einer geschockten Nation den Rücken stärken und den Feind klar vor Augen führen sollten. Das hat hier interessante dramaturgische Auswirkungen: der Spionageschinken hat gar keinen ausgefeilten Plot, er verlässt sich sichtlich auf die Szenen, in denen Greenstreet die japanische Kultur preist oder ein japanischer Agent anmaßend oder gar falsch freundlich auftritt. Der Kinosaal sollte damals wohl vor Hass überkochen, was auch ganz funktioniert haben dürfte. Von (film)geschichtlichem Interesse ist das auf jeden Fall.

Auch wenn ihm einiges an erzählerischer Substanz abgeht, „Abenteuer in Panama“ wurde von den Drehbuchautoren großzügig mit Schlagabtauschdialogen gespickt, vor allem bei der forschen Tändelei zwischen Bogarts schmallippiger Heldenfigur und der von Mary Astor gespielten einzigen Passagierin an Bord. Wir Heutigen können Bogarts Annäherungen nur als rüde übergriffig werten, aber damals ging das alles noch prima als Witz und Männlichkeit durch. Und weil Astors Figur die Rituale akzeptiert, aber gegenhält, ist das auch anschaubar. Hier hält sich eben noch ein Echo des Screwball-Comedy-Tons aus Friedenszeiten. Im Sommer 1942 legten der Fließbandarbeiter Bogart und die anderen bei Warner diesen Ton ganz ab: dann drehten sie „Casablanca“.