Peter Hemmer heißt der neue Rektor an der Ludwig-Uhland-Schule. Er greift auch mal zu etwas anderen Methoden, um sich die Namen seiner Kollegen besser merken zu können. Er tritt die Nachfolge von Jürgen Grein nach 36 Jahren an.

Ludwigsburg: Marius Venturini (mv)

Heimsheim - Eine Wand in Peter Hemmers Büro ist noch kahl. An einer anderen hängen zwei Kunstdrucke. „Die sind aber eigentlich nicht so mein Fall“, sagt der neue Rektor der Heimsheimer Ludwig-Uhland-Schule (LUS). Ohnehin müsse in dem Zimmer noch einiges umgeräumt werden. Doch für eine, die für ihn wichtigste Anschaffung hat die Zeit bereits gereicht: einen Kleiderständer neben der Tür.

 

Seit Beginn des Schuljahres lenkt der 45-jährige gebürtige Heidelberger die Geschicke in der Grund-, Haupt- und Realschule. Er tritt die Nachfolge des langjährigen Schulleiters Jürgen Grein an, der sich in den Ruhestand verabschiedet hat. Eindruck hat „der Neue“ bei den Kindern schon hinterlassen. „Hallo, Herr Hemmer“, schallt es ihm vor allem von den jüngeren Schülern entgegen, wenn er durch die Gänge der LUS geht. Man kennt ihn inzwischen. Und Peter Hemmer kennt seine Lehrerkollegen.

„Ich habe vor meinem Antritt hier ein großes Poster mit allen Lehrern darauf bekommen“, berichtet er. Daraus habe er sich ein Memory gebastelt und kannte nach den Ferien fast alle Kollegen beim Namen. „Ich glaube, das hat ein bisschen Eindruck gemacht“, vermutet er und lacht. Zwar noch nicht alle, aber viele Klassen hat er bereits persönlich besucht und mit den Jugendlichen gesprochen. Und wenn auch diese Begegnungen stets einen Anderen Verlauf nahmen – ein ums andere Mal kam die Frage auf, warum er sich denn für die Rektorenstelle an der Heimsheimer LUS beworben hat.

Hemmer beantwortet sie mit Blick auf die vergangenen drei Jahre, als er kommissarischer Schulleiter an der Pforzheimer Konrad-Adenauer-Realschule war. „Im Jahr 2010 wurde der Rektor suspendiert“, erzählt er. Daher füllte Hemmer die Lücke an der Schule, an der er seit 1996 unterrichtet hat. „Das war heftig“, erinnert er sich. Denn zeitgleich eröffnete seine Ehefrau in Pforzheim eine Praxis für Physiotherapie. Job und Privatleben unter einen Hut zu bringen – nicht einfach in dieser Phase.

„Irgendwann kam schließlich der Zeitpunkt, an dem ich erkannt habe: ein Wechsel täte gut“, sagt Hemmer. In Pforzheim wollte man ihn aber unbedingt halten. Schüler und Eltern demonstrierten sogar für ihren Überganges-Rektor. „Das Problem war, dass die Stelle nicht ausgeschrieben wurde“, berichtet Hemmer, „und keiner konnte sagen, wie es weitergeht.“ Ende 2012 erfuhr er von dem Posten an der LUS in Heimsheim und bewarb sich.

Hemmer hat von 1988 bis 1993 an der pädagogischen Hochschule in Heidelberg Musik studiert – nach wie vor seine große Leidenschaft. Als Nebenfächer kamen Mathematik und Geschichte hinzu. Doch die Musik ist es, was ihn Zeit seines Lebens begleitet. Während seines Wehrdienstes von 1987 bis 1988 spielte er Klarinette im Stabsmusikkorps der Bundeswehr. „Wir haben die ganzen Staatsempfänge begleitet mit Helmut Kohl, Richard von Weizsäcker und vielen anderen Politikgrößen“, erinnert sich der Schulleiter.

Während dieser Zeit habe er überlegt, ob er Orchestermusik studieren solle. „Immerhin hatte ich tagtäglich acht Stunden Zeit zum Üben.“ Doch die Konkurrenz war riesig, und er hätte sich auf ein einziges Instrument konzentrieren müssen. Nach dem Ersten Staatsexamen, in der Wartezeit zum Referendariat, verdingte er sich am Heidelberger Stadttheater und am Mannheimer Nationaltheater als Regieassistent. Schon während des Studiums hatte er in diesen Bereich hineingeschnuppert. Doch seine Zukunft gehörte letztlich der Pädagogik – und der junge Mann wandte sich somit ganz der Schulmusik zu.

Allerdings gab es für Peter Hemmer Mitte der 90er nicht nur Lehramt und Musik. „Das erste Stellenangebot nach dem Zweiten Staatsexamen habe ich ausgeschlagen.“ Mit einem Freund sollte es nach Kanada gehen, um ein Blockhaus zu bauen. Dieses lange geplante Projekt kam allerdings nie zum Abschluss. Die Liebe – kurz zuvor hatte er seine Frau kennengelernt – und ein familiärer Krankheitsfall ließen ihn rasch zurückkehren. Seit 1998 ist Hemmer verheiratet und ist inzwischen Vater von drei Kindern.

Der neue Rektor wohnt zwar nach wie vor in Pforzheim. An der LUS in Heimsheim fühlt er sich aber wohl. „Es ist interessant, an einer Verbundschule zu arbeiten“, sagt er. Außerdem sei die Bildungsstruktur eine ganz andere. „In Pforzheim war man einer von 27 Schulleitern.“ Da sei eine Stelle in Heimsheim doch ein großer Anreiz gewesen, mit der LUS als einziger Schule. Eine neunte Klasse hat er dabei selbst übernommen, als Mathelehrer. „Nach drei Jahren Abstinenz vom Unterricht wollte ich das mal wieder machen“, sagt er.

In welche Richtung sich seine neue Schule entwickelt, kann Peter Hemmer noch nicht genau sagen. Fakt ist: es gibt momentan lediglich zwölf Hauptschüler in den Stufen acht und neun. In der fünften, sechsten und siebten Hauptschulklasse gibt es gar keine Kinder.

„Das kommt daher, dass die verbindliche Grundschulempfehlung weggefallen ist“, nennt er den Grund. Wie es weitergehe, könne er noch nicht beurteilen. Stichwort: Gemeinschaftschule? „Um das zu beurteilen, bin ich noch nicht lang genug hier.“ Aber er freue sich schon darauf, auch Kontakt zu anderen Schulen in der Umgebung zu knüpfen. Und wenn er dann doch mal etwas Freizeit haben sollte, stehen die Familie, der Hund und – natürlich – die Musik an erster Stelle.