Gerade hat der Staat mit Euro-Milliarden die Lufthansa gerettet, da richtet sich der Blick auf die Geschichte des einstigen Staatsfliegers. Der frühere Chef Heinz Ruhnau ist gestorben.

Frankfurt/Main - Er war der letzte Politiker an der Spitze der nun wieder teilverstaatlichten Lufthansa: Am Dienstag ist Heinz Ruhnau im Alter von 91 Jahren gestorben, wie das Unternehmen am Donnerstag in Frankfurt mitteilte.

 

Der Sozialdemokrat und Metall-Gewerkschafter Ruhnau führte die damals noch staatliche Airline von 1982 bis 1991 und verantwortete einen starken Expansionskurs, der aber auch mit einer erheblichen Verschuldung einherging. Die Verwaltung verlegt er zum größten Teil von Köln nach Frankfurt.

Ein halbes Jahr früher als geplant übergab er das Lufthansa-Ruder 1991 an seinen Stellvertreter Jürgen Weber, der das Unternehmen zunächst wieder verschlankte und schließlich 1997 vollständig privatisierte. Auf einen Sitz im Aufsichtsrat verzichtete der scheidende Ruhnau damals und bevorzugte den klaren Schnitt.

Umstrittener Wechsel zur Kranichlinie

Der gebürtige Danziger forcierte in seiner Amtszeit insbesondere Verbindungen nach China, die dem Kranich-Konzern dort bis heute eine starke Marktstellung bei den Europa-Verbindungen sichern. Die wirkliche Expansion folgte allerdings erst später: Zu Ruhnaus Zeiten hatte die Lufthansa gerade einmal 160 Jets im Vergleich zu aktuell 760 nach der Übernahme einstmals staatlicher Airlines in der Schweiz, Österreich und Belgien.

Vor seinem durchaus umstrittenen Wechsel zur Kranichlinie hatte der gebürtige Danziger Karriere bei der IG Metall und in der Politik gemacht. So wurde der Sozialdemokrat Ende 1965 als Nachfolger von Helmut Schmidt Innensenator in Hamburg. Dieser holte ihn auch 1974 als Staatssekretär ins Bundesverkehrsministerium. Zu seinen Aufgaben zählte ein Sitz im Lufthansa-Aufsichtsrat.

Nach Kriegsende arbeitete Ruhnau zunächst als Hilfsarbeiter auf dem Bau. Dann lernte er Elektromaschinenbauer und trat in die IG Metall und die SPD ein. Die Gewerkschaft ermöglichte ihm von 1952 bis 1954 ein Studium für Wirtschaft und Politik und er übernahm 1959 die Leitung des IG-Metall-Bezirks in Hamburg.

Weber hatte für seinen Vorgänger zum 70. Geburtstag diplomatisches Lob parat. Ruhnaus Name bleibe für die Lufthansa mit der Rückkehr nach Berlin und dem visionären China-Engagement verknüpft. „Es erfüllt uns immer wieder mit Achtung zu sehen, wie Heinz Ruhnau sich für eine Sache, von der er überzeugt ist, erwärmen kann.“