Die Digitalisierung wird in eine moderne, aber analoge Parallelwelt übertragen: Mit diesem Kunstgriff will der Autor Philipp Löhle in seiner Theatersatire „Die Mitwisser“ die schöne neue Cyberwelt entlarven. Am Samstag hat das Stück an der Esslinger Landesbühne (WLB) Premiere.

Esslingen - Es war einmal im finsteren Mittelalter der 1980er-Jahre. Dumpf vegetierte die Menschheit im Analogzustand vor sich hin, alles Licht digitaler Aufklärung lag noch in weiter Ferne. Alles Licht? Nicht ganz. Da gibt es nämlich den Herrn Kwant, der als allzeit bereiter Freund und Helfer im trauten Heim des Lexikon-Autors Theo Glass und seiner Gattin Anna aufschlägt. Er kocht Kaffee, erfüllt auch sonst jeden Wunsch, zitiert Weltliteratur und gibt willkommene wie unwillkommene Ratschläge. Kommt uns bekannt vor? Na klar! Herr Kwant, der nicht ohne Grund so heißt, ist die menschenähnliche Verkörperung der Digitalisierung, der Künstlichen Intelligenz, des smarten Hauses, wo sich der Kühlschrank unter Berücksichtigung individueller Ernährungs- und Gesundheitsbedürfnisse selbst füllt und der Staubsauger automatisch in Bewegung setzt. Herr Kwant steht – wenn auch noch mit Klemmbrett und Aktenordnern bewaffnet – für eine heute zum Greifen nahe Utopie: ein Robotik-Schlaraffenland mit dem Kollateraleffekt freiwilliger menschlicher Selbstentmündigung – weil’s ja so verdammt bequem ist.