Das Waldenbucher Standesamt vergibt aktuell keine Termine für Hochzeiten mehr. Wer bereits vor Corona einen ergattert hat, wird zum Verschieben animiert, doch nur die Wenigsten tun das. Andernorts ist die Lage entspannter.

Waldenbuch/Filder - Auf Gäste, Trauzeugen, das Spalier der Freunde und den Sektempfang vor dem Standesamt müssen Hochzeitspaare derzeit verzichten. Ehemann, Ehefrau und ein Standesbeamter hinter Plexiglas bilden seit dem 20. März die nüchterne Kulisse für das Ja-Wort. Unbeschwert oder gar romantisch ist die Unterzeichnung der Trauurkunde unter diesen Umständen ganz sicher nicht. Trotzdem halten viele Paare am bereits gebuchten Termin in ihrem Standesamt fest. Wer sich jedoch aktuell für eine Trauung anmelden möchte, braucht viel Geduld und starke Nerven.

 

Brautpaare, die etwa in Waldenbuch in den kommenden Monaten den Bund fürs Leben schließen möchten, haben derzeit schlechte Karten. Hier werden bis auf Weiteres keine neuen Termine mehr vergeben. Warum sich die Gemeinde zu diesem drastischen Schritt entschlossen hat, erklärt der Leiter des Standesamts, Ralph Hintersehr: „Die Entscheidung ist unserer personellen Situation geschuldet. Im Standesamt arbeiten zwei Teilzeitkräfte, die derzeit viel Mehrarbeit durch die erhöhten Sicherheits- und Hygieneanforderungen haben“, sagt er. „Von einem Normalbetrieb sind wir nach wie vor weit entfernt. Hinzu kommt: Die Gesundheit der Mitarbeiterinnen steht an erster Stelle. Wenn sie ausfallen, haben wir ein Problem.“

Je weniger Trauungen, desto besser

Je weniger Trauungen, desto besser – so lautet in der Schönbuchstadt deshalb die Devise. Familien, die schon vor Corona zwischen Mitte März und Ende Juni einen Termin im Standesamt gebucht hatten, haben deshalb Post erhalten. „Wir bitten Sie ernsthaft, für Ihre und unsere Gesundheit, die Eheschließung zu verschieben oder bis auf Weiteres abzusagen“, heißt es in dem Schreiben.

Doch bisher hat nur etwa jedes zweite Paar einen Rückzieher gemacht. Für alle anderen gilt: Nur die Liebe zählt. Auf das oft von langer Hand geplante und herbeigesehnte Eheversprechen wollen sie nicht verzichten. Von Mitte März bis Ende April hatten sich nur vier Heiratswillige umentschieden. Sechs von zehn Terminen fanden trotz der dringlichen Bitte um Verschiebung statt. Ähnlich ist die Situation im Mai und Juni. Sieben von dreizehn Paaren wollen an ihrer Planung festhalten, drei haben abgesagt, drei weitere überlegen noch.

Die Beobachtung, dass die Besiegelung des Ehebunds für viele Paare gerade in schwierigen Zeiten wichtig ist, macht auch Jan-Stefan Blessing in Filderstadt. Dort stehen von März bis Juni insgesamt 41 Termine und Reservierungen im Kalender. „Abgesagt im Sinne von verschoben wurden bisher zehn Termine“ berichtet der Leiter des Ordnungsamts.

Maskenpflicht während der Trauung

Wer sich neu um einen Termin bemüht, kann in Filderstadt jetzt wieder problemlos reservieren. „Wir entscheiden von Woche zu Woche. Bis Ende April waren auch bei uns keine Neuanmeldungen zugelassen. Das ist nun wieder möglich“, erklärt Jan-Stefan Blessing. Von Hochzeitsmüdigkeit ist keine Rede: Nach wie vor gehen im Standesamt pro Monat zehn bis 15 Terminanfragen ein.

Auch in Leinfelden-Echterdingen gibt es keine Begrenzung für Heiratswillige. Dort gilt während der Trauung allerdings eine Maskenpflicht. Das Spannungsfeld zwischen „jetzt erst recht“ und „lieber später“ spiegelt sich hier ebenfalls in den Zahlen wider: Im April lag die Zahl der Trauungen mit 13 sogar um zwei höher als im Jahr zuvor. Im Mai hingegen wollten nur noch 17 Paare die Ringe tauschen. 2019 waren es noch 28. Für Juni herrscht wieder mehr Optimismus: 25 standesamtliche Trautermine sind derzeit vorgemerkt.

In Waldenbuch hingegen bleibt es dabei: Bis auf Weiteres werden nur Notfallfalltrauungen durchgeführt. „Dazu zählen jene Fälle, in denen etwa eine Geburt bevorsteht oder gesundheits- und altersbedingte Gründe keinen Aufschub zulassen“, erklärt Ralph Hintersehr. Alle andere müssen sich vorerst mit einem Platz auf der Warteliste begnügen.