In der Corona-Krise zeigt sich die unterschiedliche Bedeutung einzelner Berufe für die Gesellschaft deutlich. Die gestiegene Anerkennung ist gut, aber sie ist für viele Beschäftigte zu wenig, kommentiert Peter Stolterfoht.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Ende Mai 2019 hat sich Folgendes in einem Supermarkt im oberfränkischen Lichtenfels abgespielt. Dort zeigte nach Augenzeugenberichten eine Mutter auf eine Edeka-Mitarbeiterin und soll dabei zu ihrer Tochter gesagt haben: „Wenn du weiterhin nichts für die Schule lernst, dann arbeitest du auch irgendwann hier.“ Diese bodenlose Unverschämtheit rief damals nur kurz Aufregung in den sozialen Medien hervor. Heute, zehn Monate später, wäre diese Geschichte jedoch ein Politikum. Sie würde sofort in jeder Talkshow aufgegriffen. Dass dieser Satz im Moment noch einmal fällt, ist aber nahezu undenkbar. Denn würde aktuell nach den wichtigsten Berufen gefragt, stünden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Supermärkte ganz weit oben in dieser Rangliste.