Kunden können Daniel Töpfer beim Einkaufen begegnen und unterstützen dabei „Helfen mit Herz“.

Weissach - Der Mann an der Kasse des Supermarktes in Flacht hat gut zu tun an diesem Samstagmittag. Karotten, Chips, Eiscreme, Kaffee – einen Artikel nach dem anderen zieht er über den Scanner, lächelt dabei und hat freundliche Worte für die Kundschaft. Im lindgrünen Poloshirt des Weissacher Vereins „Helfen mit Herz“ macht er sich an der Kasse so gut, dass seine „Kollegin“ Sonja Hauser, die üblicherweise dort sitzt, begeistert ist: Er habe blitzschnell gelernt, wie der Job funktioniere und könne direkt im Geschäft anfangen. Aber der Nachwuchskassierer, der an diesem Tag für manch große Augen bei den Wochenend-Einkäufern sorgt, hat schon einen Job: Er ist der Bürgermeister von Weissach und natürlich auch von Flacht, wo der Edeka-Supermarkt angesiedelt ist.

 

155 Kunden bedient Daniel Töpfer während seiner „Schicht“. Manche sind extra seinetwegen gekommen, so wie Sieglinde Mayer. „Eigentlich hätte ich gar nichts mehr gebraucht“, sagt sie lachend, „aber wir wollen die gute Aktion unterstützen.“ Und wie ist es so, vom Bürgermeister persönlich bedient zu werden? „Das ist schon etwas Besonderes“, sagt eine Mutter, die mit ihren beiden Kindern an der Kasse steht und strahlt. Keine Frage, die Aktion kommt an. „Die meisten kennen ihn und sprechen ihn auch an“, erzählt Sonja Hauser anstelle des schwer beschäftigen Schultes. Der winkt schmunzelnd ab und sagt: „Alles gut, es läuft prima“, und zieht weiter Käse, Orangen und Salat übers Band.

Konkrete Hilfe im Alltag

Warum sitzt der 31-Jährige an diesem strahlend schönen Samstag vier Stunden lang an der Supermarkt-Kasse? „Herr Töpfer hatte die Idee dazu“, erklärt die Markt-Inhaberin Katharina Lukasiewicz. Es gehe zum einen darum, durch die Unterstützung des Bürgermeisters der Kundschaft zu signalisieren, dass sie Vertrauen zum Geschäft haben könnten, meint die Inhaberin. Denn seit der Übernahme des Marktes 2018 habe sich manches erst einspielen müssen und man wisse, dass es noch Luft nach oben gebe. Zum anderen ist diese Aktion eine willkommene Gelegenheit des mildtätigen Vereins, die Kasse zu füllen, aus der heraus Menschen in Not unterstützt werden – Wirtschaftsförderung und Spendenaktion in einem also.

Der Vorsitzende des 2013 gegründeten und 143 Mitglieder zählenden Vereins, Frank Bauer, ist mit weiteren Mitgliedern ebenfalls vor Ort im Supermarkt. Während seine Mitstreiter den Kunden dabei helfen, die Einkäufe zu verstauen und sogar mit zum Auto bringen, erzählt Frank Bauer vom Anliegen des Vereins. „Wir sind oftmals die letzte Institution, wenn von woanders keine Hilfe kommt“, so Bauer. Die Aktiven von „Helfen mit Herz“ werden mit vielen menschlichen Schicksalen konfrontiert, bei denen es nicht immer nur um Geld, sondern auch um ganz konkrete Hilfe im Alltag gehe. Frank Bauer erzählt von einer Frau, die nach einer Brustkrebsoperation Unterstützung bei Handwerkstätigkeiten benötigt. Oder von einer Familie aus Perouse, für deren Tochter das Haus rollstuhlgerecht umgebaut werden musste. Auch hier war „Helfen mit Herz“ zusammen mit vielen anderen beteiligt.

1450 Euro kommen zusammen

Meistens kämen die Betroffenen selbst auf den Verein zu, oftmals aufgrund von Krankheiten. Viele Menschen wüssten nicht, welche gesetzlichen Ansprüche sie haben oder welche Kassenleistungen ihnen zustehen. „Doch wir werden auch von der Familien- oder Nachbarschaftshilfe angefragt und sogar von Ämtern“, sagt Frank Bauer. „Aber Geld von uns fließt erst, wenn unser fünfköpfiger Ausschuss zur Mittelverwendung dem einstimmig zustimmt“, erklärt er. Vorher werde die Hilfsbedürftigkeit geprüft.

Die Spenden, die in verschiedenen Aktionen gesammelt werden, gehen fast komplett an die Hilfsbedürftigen, versichert der Vorsitzende des Vereins, bei dem übrigens auch der Bürgermeister Daniel Töpfer Mitglied ist.

Durch die Kassieraktion im Flachter Supermarkt sind am Samstag insgesamt rund 1450 Euro in die Vereinskasse geflossen – Geld, das die Kunden zum Teil direkt in aufgestellte Spendendosen warfen, der größere Teil aber kam von der Markt-Inhaberin als Spende. „Und wir hoffen aufgrund dieser Aktion auf einige neue Mitglieder“, zeigt sich Frank Bauer optimistisch.