Die Frage, ob es an der Glemstalschule im Herbst vier oder fünf neue Klassen geben soll, wird seit Monaten kontrovers diskutiert. Nun hat das Regierungspräsidium in der Sache entschieden – doch Ruhe kehrt dennoch nicht ein.

Hemmingen/Schwieberdingen - Die Fronten sind schon lange verhärtet: Schwieberdingen wünscht sich eine fünfzügige Glemstalschule, Hemmingen will nur vier Parallelklassen. Nun hat sich das Regierungspräsidium eingeschaltet.

 

Während man im für die Schule zuständigen Gemeindeverwaltungsverbands Hemmingen-Schwieberdingen vor der Sitzung am Montag noch fleißig über die Anzahl der neuen Fünftklässler diskutierte, erließ das Regierungspräsidium wenige Stunden vor dem Treffen der Räte die Anweisung: Die Glemstalschule wird fünfzügig – zumindest im nächsten Schuljahr.

Für die größte Gemeinschaftsschule im Kreis waren mehr Anmeldungen eingegangen als es Plätze gibt. 120 Schüler wollen dort von Herbst an die weiterführende Schule besuchen, Platz ist nach einem Beschluss des Verbands nur für 112 – das entspricht vier Parallelklassen. Vor allem aus Hemmingen kam Widerstand gegen mehr Fünftklässler, man verwies auf höhere Kosten und Qualitätseinbußen im Unterricht. Hin und her hatte man im Verwaltungsverband diskutiert und war am Ende nicht so recht weitergekommen: zuletzt war eine vierzügige Schule geplant.

Die Entscheidung des Präsidiums sorgt für Unmut

Doch nun hat das Regierungspräsidium über die Köpfe der Räte hinweg entschieden, das stößt vielen von ihnen sauer auf. Der Schwieberdinger Bürgermeister Nico Lauxmann warf dem Land am Montag vor, in die kommunale Selbstverwaltung einzugreifen. Ute Freitag von der CDU-Fraktion in Hemmingen sah damit „das höchste Gut der Kommune“ angegriffen – das sei schlicht ein „Oberhammer“. Derselbe Begriff fiel auch beim Hemminger Freien Wähler Jörg Haspel. Aus den Reihen der Schwieberdinger Räte kam ebenfalls Kritik am Vorgehen des Regierungspräsidiums: „Die kommunale Selbstverwaltung wurde an der Nase herumgeführt“, sagte der CDU-Rat Dieter Rommel, nun habe man keine Handlungsoptionen mehr. Sibylle Appel (SPD) sagte, man habe nun zwar, was man wollte, aber die Vorgehensweise des Regierungspräsidiums sei dennoch „enttäuschend“. Der Hemminger CDU-Rat Walter Bauer meinte: „Wenn man nicht hört, wird man in die richtige Richtung gedrängt“.

Dass man in die kommunale Selbstverwaltung eingegriffen habe, bestreitet man beim Regierungspräsidium. Es handele sich um eine hoheitliche Aufgabe, die Schülerzahlen zu lenken, sagt die Pressesprecherin Nadine Hilber. Zwar sei der Schulträger eng eingebunden, die Entscheidung obliege aber letztlich der Schulverwaltung. Weil es im Verwaltungsverband einen Patt gegeben habe, habe man handeln müssen. Der Widerstand der Eltern gegen eine Vierzügigkeit habe den Ausschlag gegeben. „Die Schulleitung sagt, dass die Räume für mehr Schüler da sind,“ so Hilber. Genug Lehrer gebe es auch, so Hilber weiter – das habe das Schulamt versichert. Bauliche Veränderungen seien an der Glemstalschule nicht nötig. Hilber verweist darauf, dass die Entscheidung über die Zahl der Züge zwar beim Schulträger – also dem Verband – liege. Bei der aktuellen Anweisung handele es sich aber explizit um eine Ausnahme, die Entscheidung sei damit rechtens. „Ein Einfallstor für eine generelle Fünfzügigkeit soll das nicht sein.“

Erleichterung an der Glemstalschule

An der Glemstalschule selbst atmet man auf. „Ich freue mich für die Kinder“, sagt die Schulleiterin Sandra Vöhringer. Viele Eltern seien nach der Entscheidung am Montag erleichtert, sagt die Vorsitzende des Elternbeirats, Anja Cruse. „Man kann jetzt den schwarzen Peter hin und her schieben, wer an der Entscheidung schuld ist“, sagt Cruse. „Es gab aber ein Problem, und das musste aus der Welt geschafft werden.“ „Vielen ist es lieber, wenn es räumlich beengt ist, aber die Kinder dafür in kleineren Klassen lernen.“ Viele fürchteten aber, dass die Diskussion in den nächsten Jahren erneut auf sie zukommt: „In absehbarer Zeit wird es schließlich keine neue Gemeinschaftsschule in der Umgebung geben.“ Die Schulleiterin Vöhringer fordert deshalb vom Verband eine Grundsatzentscheidung.

Spätestens in zwei Jahren steht auch ein anderer Streitpunkt auf der Agenda im Verwaltungsverband: Die Entscheidung über eine gymnasiale Oberstufe. Auch hier sind die Fronten verhärtet – in Hemmingen ist man skeptisch, in Schwieberdingen sieht man das Ganze grundsätzlich positiv.