Der CDU-Abgeordnete Steffen Bilger will prüfen lassen, ob ein Zwei-Stufen-Modell möglich ist.

Renningen - Wenn die Hesse-Bahn einmal den Nordschwarzwald an das Stuttgarter Schienennetz anbindet, dann soll sie von Calw aus nicht nur bis Weil der Stadt, sondern bis Renningen rollen. Nur dann kann sie wirtschaftlich betrieben werden. Von 500 zusätzlichen Fahrgästen ist die Rede, die nur mit der Bahn fahren, wenn sie eben nicht in Weil der Stadt endet. So jedenfalls steht es in den Gutachten, die der Landkreis Calw hat erstellen lassen. Vor allem den Bürgern, Bürgermeistern und Gemeinderäten in Weil der Stadt und Renningen ist das ein Dorn im Auge. Sie fürchten, dass die Hesse-Bahn die S-Bahn aus dem Takt bringt, wenn sie in Weil der Stadt dann auf die S-Bahn-Gleise einrollen wird. „Da müssen wir eine Regelung finden, die im Sinne beider Städte ist“, hat sich auch der CDU-Fraktionschef im Renninger Gemeinderat, Peter Weiß, gesagt – und sich an seinen Parteifreund Steffen Bilger erinnert, der nicht nur den Kreis Ludwigsburg im Bundestag vertritt, sondern dort auch im Verkehrsausschuss sitzt.

 

Projekt ist schon weit gediehen

Steffen Bilger ist daher jüngst nach Renningen gekommen und hat sich das Projekt erklären lassen. „Natürlich ist das Projekt schon weit gediehen“, sagt er. „Und meine Möglichkeiten als Bundespolitiker sind da auch begrenzt.“ Denn es ist das Land Baden-Württemberg, das das Projekt Hesse-Bahn zur Hälfte finanziert und daher entscheiden muss, ob es auch zahlt, wenn die Hesse-Bahn nur bis Weil der Stadt fährt – und diese damit den Gutachten zufolge unwirtschaftlich wäre.

Die Richtlinien, wie solche Gutachten erstellt werden müssen, gibt das Verkehrsministerium des Bundes heraus. Und genau an dieser Stellschrauber will Steffen Bilger in Berlin jetzt versuchen zu drehen. „Da muss ich jetzt im Bundesverkehrsministerium nachfragen“, kündigt der Abgeordnete an.

Das Ziel, das den Teilnehmern des Gesprächs mit Steffen Bilger – neben der CDU-Gemeinderatsfraktion waren auch die Bürgermeister Wolfgang Faißt (Renningen) und Thilo Schreiber (Weil der Stadt) und die CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Kurtz da – vorschwebt, ist ein Zwei-Stufen-Modell. In einer ersten Stufe wird die Hesse-Bahn bis Weil der Stadt betrieben. Dieser Betrieb soll beobachtet und auf die Wirtschaftlichkeit hin überprüft werden. Der Weiterbau der Bahn erfolgt in Stufe zwei erst in einigen Jahren, falls sich herausstellt, dass Stufe 1 für sich nicht wirtschaftlich ist.

1,1 Millionen kostet der Umbau des Renninger Bahnhofs

„Unser Tenor war, das wir gemeinsam auf politischer Ebene dafür arbeiten wollen, das durchzusetzen“, erklärt Peter Weiß und nennt einen weiteren Vorteil: Sollte die Hesse-Bahn in Weil der Stadt enden, würde sie nicht nur die S-Bahn nicht stören, sie würde auch den 1,1 Millionen teuren Umbau des Renninger Bahnhofs ersparen.

Und vielleicht – so sagt es Peter Weiß – ist bis zur Stufe 2 schon klar, dass die S-Bahn-Verlängerung bis Calw kommt – eine Lösung, die alle Politiker im Kreis Böblingen favorisieren. Um die Wirtschaftlichkeit dieser S-Bahn-Verlängerung zu prüfen, wollen die Kreise Böblingen und Calw und der Verband Region Stuttgart (VRS) ein Gutachten machen. „Mit diesem Gutachten können wir noch nicht beginnen, weil das Bundesverkehrsministerium derzeit neue Förderrichtlinien ausarbeitet“, sagt Annette Albers von der VRS-Verwaltung auf Nachfrage. Man warte sehnlichst, dass Bundesminister Alexander Dobrindt diese Richtlinien endlich unterschreibt. Auch in dieser Sache also könnte Steffen Bilger bei seinem Unionsfreund mal nachhaken.