Das Verwaltungsgericht in Leipzig entscheidet über Verdi-Klage.

Herrenberg - Eins steht fest: In diesem Jahr gibt es keinen verkaufsoffenen Sonntag in Herrenberg – Corona geschuldet fiel der erste geplante zum Handwerkermarkt im Frühling aus. Auch der zweite Termin wurde gestrichen. Der Anlass, die Herbstschau, ist abgesagt. Wird es jemals wieder möglich sein, sonntags in Herrenberg zu shoppen? Diese Frage wird am 22. Juni in Leipzig geklärt Das oberste deutsche Verwaltungsgericht entscheidet dort über Sonntagsöffnungen in Herrenberg und Mönchengladbach.

 

Der Kläger ist in beiden Fällen die Gewerkschaft Verdi. Bereits im März 2017 hatte sie mit einen Eilantrag die Öffnung der Läden am Herrenberger Handwerkermarkt verhindern wollen. Doch sie scheiterte am Verwaltungsgerichtshof in Mannheim. Zwei Jahre später bekräftigten die Richter ihre Entscheidung und erlaubten die Sonntagsöffnung der Läden zum Historischen Handwerkermarkt und der Herrenberger Herbstschau.

Die Meinungen gehen auseinander

Beide Anlässe würden auch ohne Sonntagsverkauf genügend Publikum anlocken, argumentierten die Richter. Die Herbstschau gebe es bereits seit 1974, der verkaufsoffene Sonntag sei erst 2006 hinzugekommen. Auch der Handwerkermarkt, 1974 installiert, ziehe unabhängig von den Ladenöffnungen Besucher an.

So sieht es auch die Stadt Herrenberg. „Viele Besucher kommen, weil sie die Vorführungen der Handwerker sehen möchten. Wenn sie an einem Laden vorbeikommen und etwas im Schaufenster entdecken, gehen sie natürlich dort hinein,“ sagt Sabrina Eberhard, die Chefin des Rechts-, Gewerbe- und Ausländeramts.

Cuno Brune-Hägele, der Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Stuttgart, präzisiert die Klage der Gewerkschaft: „Im Grunde geht es darum, dass an den Veranstaltungstagen alle Läden öffnen, auch in den Stadtteilen.“ Hägele sieht keinen Zusammenhang zum Handwerkermarkt in der Altstadt und zur Herbstschau in der Stadthalle. „Warum sollen die Läden in Gültstein öffnen, die weit entfernt von den Veranstaltungen sind?“

„Wir wollen endlich Klarheit“

Die Stadt Sindelfingen war in einem ähnlichen Rechtsstreit gegen Verdi 2017 unterlegen. Seither dürfen bei Veranstaltungen in der Kernstadt nur die Händler dort zu bestimmten Terminen sonntags verkaufen. Die Läden im Osten der Stadt – das Breuningerland und das Möbelhaus Hofmeister – müssen geschlossen bleiben.

Auf eine ähnliche Entscheidung für Herrenberg hofft der Gewerkschafter Hägele. Für Sabrina Eberhard aus Herrenberg keine wünschenswerte Vorstellung. „Wir können den Händlern der Stadtteile schlecht vermitteln, warum sie nicht sonntags aufmachen dürfen.“ Trotzdem hofft sie, dass die Verhandlung am 22. Juni, die wegen der Corona-Epidemie verschoben worden ist, stattfindet. „Wir wollen endlich Klarheit.“