In Berlin hat Gonzalo Castro durch seine Lauffreude und sein Tor überzeugt. Die Rolle als Kapitän des VfB Stuttgart verleiht dem 33-Jährigen offenbar Schwung – winkt ihm nun schon bald ein neuer Vertrag?

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - Gonzalo Castro lobte brav die Leistung der Jungen, dabei war er selbst „Man of the Match“. Als solchen bezeichnete ihn neben Abwehrspieler Marc Oliver Kempf sein Trainer Pellegrino Matarazzo, dem die starke Leistung seines Kapitäns samt Torerfolg beim 2:0 in Berlin natürlich nicht verborgen geblieben war.

 

Castro zog im Mittelfeld des VfB Stuttgart die Fäden, spulte mit knapp zwölf Kilometern ein großes Laufpensum ab und ließ sich auch von der harten Gangart des Gegners nicht beeindrucken. Vor dem 2:0 wurde Castro im Mittelfeld attackiert, rappelte sich wieder auf, spielte einen Doppelpass mit Sasa Kalajdzic und zimmerte den Ball ins Netz.

Neue Rolle gefunden

Im dritten Jahr scheint der Routinier seine Rolle im Team des VfB Stuttgart endlich gefunden zu haben. Nach ordentlichen Auftritten an den ersten drei Spieltagen zeigte er in Berlin eine klasse Leistung. „Je mehr Fußball gefragt ist, umso besser spielt er“, urteilte Sportdirektor Sven Mislintat.

Im offensiven Mittelfeld bieten sich dem 33-Jährigen mehr Räume und Möglichkeiten zur Entfaltung. Eine Position, die viel besser zu Castro passt, als den Abräumer im defensiven Mittelfeld zu geben oder das Beackern der Außenbahn. Er ist kein so guter Sechser wie Wataru Endo, der Spieler mit den aktuell besten Zweikampfwerten der Liga. Und kein Top-Außenverteidiger. Dafür fehlt dem 33-Jährigen die Geschwindigkeit, außerdem hat er sich selbst in dieser Rolle immer nur als Aushilfe gesehen.

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Als „Achter“ blüht er hingegen auf. „Dort sind andere Qualitäten gefragt“, sagt Mislintat und streicht Castros Laufleistung sowie sein taktisches Verständnis heraus. In Berlin landeten nahezu 80 Prozent seiner Pässe beim Mitspieler. Für den Sportdirektor ist klar: „Gonzo ist einer der meistunterschätzten Spieler in diesem Club.“ Weshalb die Verleihung der Kapitänswürde vor dieser Saison für alle Außenstehenden auch ein wenig überraschend kam.

Routinier lernt noch dazu

Doch Castro und Matarazzo waren von Anfang an dicke. „Er zeigt jede Woche im Training, dass er die Jungs dirigieren kann“, sagt der Coach. Der Wuppertaler ist der Vater der jungen Kompanie. Sein besonnener Führungsstil kommt an, Teamgeist kennt man beim VfB im Moment nicht nur vom Hörensagen. Mislintat ist überzeugt davon, dass dem Routinier die Kapitänsbinde ebenfalls guttut. „Er kann da noch was dazulernen.“

Tatsächlich führt Castro in seinem 15. Jahr als Profi erstmals eine Mannschaft als Kapitän aufs Feld. Die gestiegene Verantwortung bedeutet ihm mehr Lust statt Last. In Berlin bestritt der Mittelfeldlenker sein 387. Bundesliga-Spiel. Läuft es weiter so gut, könnte er die magische 400er-Marke schon im Winter erreichen.

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Dann sollen auch Gespräche über eine mögliche Vertragsverlängerung geführt werden. Was vor Kurzem kaum vorstellbar war, scheint plötzlich eine realistische Option. Ans Aufhören, stellte der Kapitän kürzlich klar, denke er noch lange nicht.