Reinhard Schäfer gehört zu den Öko-Pionieren in Württemberg. Mit seinem Secco tut er gleich zweimal Gutes: Er schont die Natur und erfreut die Genießerinnen und Genießer, findet unser Weintester Holger Gayer.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Die Sache mit der Erziehung ist ja eine heikle Angelegenheit. Schon Kinder überzeugt man nicht mit Verboten, muss aber trotzdem verhindern, dass sie bei Rot über die Straße rennen. Und wenn ihnen eine Kartoffel nur schmeckt, weil sie in Stäbchen geschnitten und frittiert ist, dann wird es schwierig, die Kleinen zu einer Pellkartoffel zu überreden, nur weil die viel gesünder ist.

 

Übrigens hat sich an der beschriebenen Ausgangslage nichts geändert, nur weil wir erwachsen geworden sind. Im Grund unseres Herzens bleiben wir Kinder, die halt ein wenig älter (und oft unvernünftiger) geworden sind. Diese Erfahrung machen auch viele Wengerter, die seit Jahren versuchen, ihre Kunden mit sogenannten Piwis zu beglücken. Piwis sind pilzwiderständige Sorten, die robuster sind als die meisten etablierten Rebsorten und sich daher besonders gut für die Pflanzung in terrassierten Steillagen eignen. Der Nutzen ist erheblich: Die Natur profitiert von weniger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, der Wengerter hat weniger Mühe. Eine Win-win-Situation also. Wenn nur der doofe Kunde nicht wäre.

Frischer Aperitif mit feiner Perlage

Denn leider haben viele Piwis lange nicht so geschmeckt wie es die Genießerinnen und Genießer gerne hätten. Das ändert sich zum Glück immer mehr – auch dank solcher Ökopioniere wie Reinhard Schäfer. Seit 1981 bewirtschaftet das Vorstandsmitglied der Winzervereinigung Ecovin sein Familienweingut in Steinheim-Kleinbottwar mit der Überzeugung, dass nur durch das Zusammenspiel von kräftigen Böden, guten Lagen und ökologischer Bewirtschaftung hervorragende Weine entstehen. Besonders eindrücklich zeigt sich das an einem weißen Secco, der aus 60 Prozent Johanniter und 40 Prozent Helios besteht. Der Johanniter bringt den Riesling-Touch mit einer feinen Säure ein, der Helios hat ein Muskatbukett, das sehr gut zu einem Secco passt. Zusammen ergibt die Mischung einen frischen Aperitif mit dezenter Frucht, die von getrockneten Aprikosen bis zu Anklängen von Himbeere reicht. Mit nur 11,5 Volumenprozent Alkohol bleibt der Secco zudem leicht, durch die feine Perlage wirkt er elegant. Und das Beste daran: Er klebt nicht.

Das Urteil der Weinrunde: 

Michael Weier Ich schmecke einen Hauch von Quitte, ansonsten ist der Secco schön zurückhaltend. Aus Piwis einen so guten Aperitif zu machen, ist sehr lobenswert.

Kathrin Haasis Piwis finde ich super, Secco war noch nie mein Ding. Deshalb gibt es für diese solide, sprudelige, leicht liebliche Kombination eine solide Note 3.

Harald Beck Nette Erfrischung. Vor zehn Jahren hätte ich dran gezweifelt, dass so was mit Piwis geht. Hiermit wird speziell beim Johanniter Abbitte geleistet.

Secco blanc, 6,50 Euro, Weingut Schäfer, Steinheim-Kleinbottwar, Telefon 0 71 48 / 89 37, www.schaeferwein.com.