Nach langer Coronapause sind Krankenhaus und Albverein bei der „Herzenssache Wandern“ wieder auf Tour gegangen – mit Regen, aber viel Motivation.

„Wir halten es heute wie Karl Valentin“, sagt Brigitte Brosch, Vorstandsmitglied des Leonberger Albvereins zur Begrüßung. „Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.“ Dass die Wanderer um sie herum herzhaft über diese Einstimmung lachen, zeugt von bester Laune bei den Teilnehmern – trotz grauem Nieselwetter. Pink, blau, schwarz, mit Leonberg-Print: Vor lauter Regenschirmen sieht man die gut 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst gar nicht so recht. Dann scheint die gute Laune aber zu wirken. Das Nieseln lässt nach, die Knirpse werden eingeklappt. Und dann geht es auch schon hinab ins Glemstal.

 

Nach der Coronapause geht es wieder los

Bei der Aktion „Herzenssache Wandern“ laden der Leonberger Ortsverein des Schwäbischen Albvereins, die Kardiologie des hiesigen Krankenhauses und unsere Zeitung alle Jahre wieder zu kleinen Touren rund um die Stadt am Engelberg, bei der Kardiologen auch Fragen rund um das Thema Herzgesundheit beantworten. Während der Coronajahre war die Veranstaltung aber ausgefallen. „Ich freue mich, dass wir nach drei Jahren wieder zu dieser Wanderung starten können“, sagte Brigitte Brosch. Mit der Aktion hoffen sie und ihre Mitstreiter auch, mehr Menschen für das Wandern und seine gesundheitlichen Vorzüge zu begeistern. „Es ist nie zu spät, anzufangen.“

Anfangen, das können die Teilnehmer an diesem verregneten Sonntag auf zwei Touren: Beide starten mit einem rund 20-minütigem Marsch durch das Glemstal in Richtung Höfingen, bevor sich die Gruppe teilt. Eine Runde, die etwas kürzer ist und weniger Höhenmeter hat, verläuft in Richtung Gebersheim, die andere Tour mit einer Länge von rund zehn Kilometern führt über Höfingen. Rund 10 000 Schritte am Tag sollte ein erwachsener Mensch laufen, erläutert Olaf Weber, Chefarzt der Kardiologie, während der Wanderung. „Die Gruppe auf der kurzen Tour muss ein bisschen tippeln, um das zu schaffen.“

Empfohlen wird neben der Schrittzahl außerdem, in der Woche bis zu 2000 Kalorien durch Ausdaueraktivitäten zu verbrennen, sagt der Arzt. Wer das tue, werde deutlich seltener krank, meistens schneller gesund und lebe länger. Wandern ist dabei eine geeignete Sportart: „Man trainiert die Fitness auf dosierte Weise“, sagt Weber. Denn: Jeder kann sein eigenes Tempo gehen und Strecken nach dem eigenen Level wählen.

Auch die soziale Komponente ist wichtig

Trainiert werden beim Wandern nicht nur die vier Fitnessqualitäten Kraft, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit, auch die Haltemuskulatur des Körpers und die Körperhaltung verbessern sich durch das Wandern. „Das sind alles Dinge, die man verliert, wenn man sich lange nicht darum kümmert“, sagt Weber. Für ältere Menschen verringert sich durch das Training beim Wandern außerdem das Sturzrisiko, die körperliche Leistungsfähigkeit steigt.

Und nicht nur körperliche Vorteile hat das Wandern – das wird bei der Herz-Wanderung in der großen Gruppe besonders deutlich. „Das Ganze hat auch einen sozialen Charakter“, sagt Weber. Wer wandert, fühle sich weniger gestresst, habe ein positiveres Lebensgefühl, ein besseres Selbstwertgefühl und berichte über einen größeren Freundes- und Bekanntenkreis. „Und es ist auch kontemplativ.“ Wer in Gruppen, etwa beim Albverein, mitlaufen will, dem empfiehlt die Vorstandsvorsitzende Cornelia Hermann, mehrere Touren und Wanderführer auszuprobieren, um das passende Angebot zu finden.