Zwar bestreiten Herzogin Meghan und Prinz Harry irgendwas mit dem neuen Buch „Finding Freedom“ zu tun zu haben, doch vom Inhalt distanzieren sie sich nicht. Es geht um nicht weniger als ihr Image, das sie vermarkten wollen.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Stuttgart - Der Kampf um die Deutungshoheit, er ist längst im Gange: Wie wird die Geschichte des „Megxit“ geschrieben? Herzogin Meghan und Prinz Harry – Opfer einer wildgewordenen Medienmeute und eines gleichgültigen bis feindseligen Palasts, die keinen anderen Ausweg sahen, als dem royalen Leben den Rücken zu kehren? Oder: Meghan und Harry – verwöhnte und empfindliche „Millenials“, denen die Pflichten eines Mitglieds der Königsfamilie zu schwer geworden waren?

 

Viele unautorisierte Bücher über die Sussex’ sind in den vergangenen Wochen veröffentlicht worden. Anfang August aber erscheint eines, das zumindest das stillschweigende Wohlwollen des Paares hat: Die Autoren von „Finding Freedom“, Omid Scobie and Carolyn Durand, sind offenbar im Dunstkreis der Sussex’ unterwegs gewesen – angeblich hatten Meghan und Harry ihre Freunde autorisiert, mit den Journalisten zu sprechen. Seit Auszüge aus dem Buch in der „Times“ erschienen sind, diskutiert man in Großbritannien über „Finding Freedom“, das viele als neuen Affront gegen Harrys Großmutter, Queen Elizabeth II., empfinden.

„Harrys Showgirl“ hatte nicht das Vertrauen der Windsors

Munter waschen die Autoren schmutzige Wäsche – und stellen die Sussex’ meist als Opfer dar: Sowohl viele Familienmitglieder als auch hochrangige Palastmitarbeiter seien gegen Neuankömmling Meghan gewesen. „Harrys Showgirl“ habe ein nicht näher benanntes Mitglied der Windsors die Schauspielerin Markle genannt. Man sei der Amerikanerin von Anfang an mit Misstrauen begegnet. William habe seinen Bruder gebeten, sich mit einer Hochzeit Zeit zu lassen – Harry habe das verletzt.

„Finding Freedom“ versucht auch der Erzählung entgegenzutreten, Meghan sei die treibende Kraft hinter dem Rückzug gewesen. „Die Hofangestellten machen Meghan verantwortlich und auch mancher in der Familie“, heißt es in dem Buch. Dabei sei es vor allem Harry gewesen, der einen klaren Bruch wollte. Seine Frau soll es getroffen haben, dass vor allem sie für den „Megxit“ verantwortlich gemacht wurde. „Ich habe mein ganzes Leben aufgegeben für diese Familie. Ich war bereit, zu tun, was auch immer notwendig gewesen wäre“, soll Herzogin Meghan einer Freundin unter Tränen gesagt haben.

Die Briten sind empört

Zwar haben die Sussex’ über einen Sprecher rasch von sich gewiesen, in irgendeiner Form mit Scobies und Durands Buch zu tun zu haben, doch so richtig nimmt ihnen das keiner ab. Es fällt auf, dass sich das Paar in dem Statement auch nicht vom Inhalt des Buches distanziert hat. Entsprechend groß ist die Empörung auf der Insel. In einer Umfrage, die das Magazin „Newsweek“ eilends in Auftrag gegeben hatte, sprachen sich zwei Drittel dagegen aus, dass Herzogin Meghan und Prinz Harry ihre offiziellen Aufgaben in der königlichen Familie wieder aufnehmen. Die Queen und Prinz Charles hatten mit Harry verabredet, dass ihr jetziges Arrangement nach zwölf Monaten noch einmal auf den Prüfstand kommt und dem Paar damit bewusst einen Weg zurück offen gelassen.

Dass es zum Rückzug vom Rückzug wirklich kommt, ist indes zweifelhaft. Momentan bremst zwar das Coronavirus das Paar, das vor ein paar Wochen mit dem einjährigen Archie nach Los Angeles gezogen ist, in seinen Plänen, doch hinter den Kulissen schrauben die Sussex’ am neuen Image als „Power Couple“, wie hochkarätige Promi-Paare vom Kaliber der Clooneys oder Obamas in den USA heißen.

Kann man Harry und Meghan bald buchen?

Medienberichten zufolge sollen die Sussex’ einen Vertrag mit der Agentur Harry Walker unterschrieben haben, zu deren Klienten prominente Namen wie Barack und Michelle Obama und Bill und Hillary Clinton gehören. Kann man den Prinzen und die Herzogin bald für Vorträge und Diskussionsrunden buchen? Für die Clintons und Obamas haben sich solche Deals bereits als äußerst lukrativ erwiesen.

Doch welchen Schwerpunkt soll ihre karitative Arbeit und die neugegründete Stiftung „Archwell“ haben? Als im Mai der Afroamerikaner George Floyd bei einem Polizeieinsatz getötet wurde, meldete sich Herzogin Meghan, selbst Tochter einer schwarzen Mutter und eines weißen Vaters, in einer Videobotschaft zu Wort. Vielleicht könnte der Kampf gegen Rassismus ihr Thema werden.