In einem Gespräch mit der Frauenrechtsaktivistin Gloria Steinem spricht Herzogin Meghan über ihre Gefühle, nachdem der US-Supreme Court das Recht auf Abtreibung gekippt hat.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

„Ich weiß, dass so viele Frauen im Moment verzweifelt sind. Aber wir müssen uns zusammenschließen und dürfen uns nicht hängen lassen.“ Nachdem der US-amerikanische Supreme Court das liberale Abtreibungsrecht in den Vereinigten Staaten gekippt hat, äußert sich nun auch Herzogin Meghan zum Aus von „Roe v. Wade“, dem Grundsatzurteil, das seit 1973 das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche in den USA garantierte.

 

Die US-amerikanische Vogue brachte die Frau von Prinz Harry mit der bekannten Frauenrechtlerin Gloria Steinem zusammen, um über die umstrittene Entscheidung des obersten Gerichts vom vergangenen Freitag zu sprechen.

„Frauen zählen“

Die 40-jährige Herzogin kritisierte die Supreme-Court-Entscheidung scharf. Sie treffe vor allem sozial schwache Frauen. „Frauen mit finanziellen Ressourcen werden reisen können, um eine Abtreibung zu haben. Die ohne werden vielleicht versuchen, selbst eine vorzunehmen – verbunden mit großen Risiken.“ Was die Entscheidung Frauen vermittle? „Dass unsere gesundheitliche Sicherheit nicht zählt, dass wir nicht zählen. Aber das stimme nicht. Frauen zählen.“

Das Urteil sei nur ein erster Schritt. Wie viele andere fürchtet auch Meghan, dass künftig auch die gleichgeschlechtliche Ehe oder das Recht auf Verhütung auf den Prüfstand kommen könnten. „Dies ist eine Vorlage, wie Rechte genommen werden. Dieses Urteil ist ein Signal für die Zukunft der gleichgeschlechtlichen Ehe, Zugang zu Verhütungsmitteln und vielen anderen fundamentalen persönlichen Rechten.“ Meghan sagte, sie verstehe, dass viele Menschen Angst verspürten. „Wir müssen diese Angst in Aktion umwandeln. Wir können im November mit den Midterm-Wahlen anfangen.“ Die 40-jährige frühere Schauspielerin rief dazu auf, wählen zu gehen.

Harry „ist ebenfalls Feminist“

Meghan erwähnte in dem Gespräch auch ihren Mann, Prinz Harry: „Männer müssen jetzt ihre Stimme erheben, denn diese Entscheidungen betreffen Beziehungen, Familien und die ganze Gesellschaft. (...) Mein Mann und ich haben darüber in den vergangenen Tagen gesprochen. Er ist ebenfalls Feminist.“ Auch ihn habe die Entscheidung des Supreme Court tief getroffen. „In diesem Moment braucht es Einigkeit“, sagte Meghan – und Zuversicht. „Wenn man Ungerechtigkeiten sieht, hat man eine Wahl: Man kann dasitzen, nichts tun und zuschauen oder man kann sagen: Was kann ich tun, damit wir da rauskommen?“

Mitglieder der britischen Königsfamilie äußern sich eigentlich traditionell nicht zu politischen Themen. Es ist nicht das erste Mal, dass Herzogin Meghan von diesen ungeschriebenen Vorgaben abweicht. Schließlich haben die Sussexes inzwischen auch einen anderen Status als die restlichen Windsors, seit sie sich 2020 entschieden haben, dem Königshaus den Rücken zu kehren. Meghan hatte bereits in der Vergangenheit erklärt, dass sie sich vor allem für die Rechte von Frauen stark machen möchte.

Gloria Steinem offenbarte in dem Interview, dass sie selbst als junge Frau eine Abtreibung hatte vornehmen lassen. Meghan sprach indes auch darüber, wie sie ihre eigenen Schwangerschaften erlebte: „Ich habe so ein großes Glück, dass ich meine Kinder haben konnte. Ich weiß, wie es sich anfühlt, sich so verbunden zu fühlen mit dem, was da in deinem Körper wächst. (...) Ich weiß auch, wie sich eine Fehlgeburt anfühlt.“ Meghan hatte 2020 öffentlich gemacht, dass sie vor der Geburt ihrer Tochter Lilibet ein Kind verloren hatte.

Niemand anderes als eine Frau selbst solle darüber entscheiden, ob sie ein Kind austrage oder nicht. „Es geht darum, eine Wahl zu haben. Es ist doch interessant, dass Sie mit zwei Frauen sprechen: Eine, die sich mit Freuden für eine Geburt entschieden hat und eine, die sich dagegen entschied. Und es geht uns beiden gut, weil wir unsere eigene Entscheidung treffen durften.“

Der mehrheitlich konservativ besetzte Supreme Court in Washington machte am vergangenen Freitag den Weg für strengere Abtreibungsgesetze frei – bis hin zu kompletten Verboten in einzelnen Bundesstaaten. US-Präsident Joe Biden nannte die Entscheidung einen „tragischen Fehler“.

Mit der Entscheidung des Gerichts ist das bisherige Recht auf Abtreibung aus dem Jahr 1973 in den USA Geschichte. Das Urteil gilt als politisches Erdbeben – überall in den Vereinigten Staaten gab es am Wochenende Proteste gegen die Entscheidung.