Die Stadt erteilt Amphibien-Freunden aus Heumaden eine Absage. Nun will sie erklären, warum.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Stuttgart-Heumaden - Der Ministerpräsident will Bergmolche, Wildbienen und Königslibellen zu sich locken. Das hat Edeltraud Niedermüller vor Kurzem in der Zeitung gelesen. Da stand, dass Winfried Kretschmann einen alten Teich im Park der Villa Reitzenstein in eine Anlage mit sieben Biotopen verwandeln ließ. Wenn sich Menschen um Tiere kümmern, freut sich Edeltraud Niedermüller immer. Doch diese Meldung hatte für die Frau aus Riedenberg einen bitteren Beigeschmack. Der Grund ist das Heumadener Amphibien-Problem.

 

Im vergangenen Mai hat Edeltraud Niedermüller deshalb bei den Sillenbucher Bezirksbeiräten vorgesprochen. Sie hat den Lokalpolitikern vorgeschlagen, dass sie zusammen mit anderen Bürgern am alten Feuerlöschteich an der Heumadener Schwendestraße ein Biotop anlegt. Auf eigene Kosten und in ihrer Freizeit. Nun hat sie einen neunzeiligen Brief vom Amt für Umweltschutz erhalten, der sich knapp zusammenfassen lässt: nein. „Diese kurze Antwort fand ich schon etwas lächerlich“, sagt die Frau aus Riedenberg, die 26 Jahre in Heumaden gelebt hat.

Edeltraud Niedermüller ist eine fleißige Zeitungsleserin. Es ist eine Weile her, da hatte sie vom Heumadener Amphibien-Sterben gelesen und von Harald und Dennis Wochner, einem Vater und seinem Sohn, die die Tiere jeweils zur Wanderzeit im Frühjahr Abend für Abend retten. Und das seit mittlerweile vier Jahren. Die Kröten und Molche hatten den einstigen Feuerlöschteich an der Schwendestraße als Laichstätte auserkoren. Als das Betonbecken 2008 wegen eines Lecks sein Wasser verlor, sind die Tiere vertrocknet.

Stadt hat Becken mit Erde zugeschüttet

Weil sich der Gemeinderat gegen einen 140 000 Euro teuren Umbau des Teichs entschieden hat, ließ die Stadt das Becken im Herbst mit Erde zuschütten. Das Gartenamt hatte kurz zuvor zwei Biotope angelegt, ein paar Gehminuten vom alten Teich entfernt. Einzig, etliche der Kröten und Molche zog es weiterhin zu ihrem angestammten Platz.

Nachdem Edeltraud Niedermüller all das gelesen hatte, hat sie beschlossen, zu handeln. Ein Übergangsbiotop an der Schwendestraße soll ihrer Ansicht nach verhindern, dass Tiere im Frühjahr wieder auf dem Trockenen sitzen. „Das wäre eine Lösung für zwei, drei Jahre“, sagt sie. Und es wäre eine Lösung, die den Wochners, den ehrenamtlichen Krötenrettern, entgegenkäme. Harald Wochner sagt, dass es für ihn und seinen Sohn weniger Aufwand wäre, den Laich der Tiere zu den neuen Tümpeln zu tragen, als jeden Abend mit der Taschenlampe nach verirrten Amphibien zu fahnden. In der zurückliegenden Wandersaison waren die Wochners 120-mal an der Schwendestraße, jeweils für mindestens eine Stunde. Daher gefällt Harald Wochner der Vorschlag von Edeltraud Niedermüller. „Aber die Stadt stellt sich quer“, sagt er.

Die Stadt – in dem Fall das Amt für Umweltschutz – will sich Wochner und Niedermüller nun doch ausführlicher erklären. So sagt es Werner Flad, der Leiter der Behörde, auf Anfrage der Redaktion. Zum einen macht er das, weil er das Engagement der Bürger „bemerkenswert“ findet. Zum anderen sei das Thema inzwischen bei seinem Vorgesetzten, dem Bürgermeister Matthias Hahn, angekommen.

Stadt will Stellung beziehen

Der Amtsleiter lädt die Bürger zum Gespräch; er will erläutern, warum die Stadt Niedermüllers Vorschlag abgelehnt hat. Er wird dann zum Beispiel sagen, dass sich Krötenlaich nicht problemlos von A nach B tragen lässt. „Der Laich muss am Stück transportiert werden“, sagt Flad. „Das ist nicht so einfach, wie es sich anhört.“

Harald Wochner nimmt das Angebot der Stadtverwaltung gerne an. Und Edeltraud Niedermüller wird ihn wohl begleiten. Sollte es Flad gelingen, die Bürger zu überzeugen, wird sich die Riedenbergerin richtig freuen können, wenn sie wieder vom Ministerpräsidenten und den Biotopen liest. Es wird dann keinen bitteren Beigeschmack mehr hinterlassen, dass sich Kretschmann medienwirksam Biotope bauen lässt, während es in Heumaden ein Krötenproblem gibt.