Die Ärztin Susanne Bossenmayer aus Stuttgart-Vaihingen hat auf eigene Faust Geld für eine philippinische Familie in Not gesammelt. Was ist daraus geworden?

Vaihingen - Susanne Bossenmayers Morgen im Dachswald beginnt mit einem Sonnenaufgang, der von Hundegebell und Hühnergackern begleitet wird. Einem Sonnenaufgang, der 11 000 Kilometer entfernt bereits sieben Stunden zuvor stattgefunden hat, nämlich auf den Philippinen. Ihre gute Freundin Gleemy Caceres schickt ihr fast täglich Video-Grüße vom anderen Ende der Welt. Seit mehr als 30 Jahren sind die Frauen Brieffreundinnen, neuerdings auch Whatsapp-Freundinnen.

 

Per Chat fliegen Videoclips, Fotos und Nachrichten hin und her. „Es ist wirklich gigantisch“, sagt die Deutsche über die technischen Möglichkeiten. Doch nicht nur wegen des Smartphones sind sich die Ärztin Susanne Bossenmayer und die Rathaus-Angestellte Gleemy Caceres jüngst noch ein Stück nähergekommen. Die eine hat für die andere Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt. Und es hat geholfen.

Susanne Bossenmayer hat 1700 Euro überwiesen

Ende November 2018 hatte Susanne Bossenmayer in unserer Zeitung zu Spenden aufgerufen, nachdem sie erfahren hatte, dass Gleemy Caceres’ älterer Bruder Leopoldo schwer verunglückt war. Nach einem Sturz vom Motorroller und einer Hirnblutung lag er im Wachkoma; ein Pflegefall, und das auch noch ohne Krankenversicherung. „Ich habe mir gedacht, es gibt so viele Spendenaktionen, und ein paar Hundert Euro können vielleicht helfen“, sagte sie seinerzeit und formulierte einen einfachen Din-A4-Rundbrief an Freunde, Nachbarn, Kollegen und Bekannte.

Nun, rund drei Monate später, berichtet Susanne Bossenmayer von großen Erfolgen. Rund 1700 Euro habe sie sammeln können. Der überwiegende Teil der Spenden habe sie direkt aus Vaihingen erreicht. Die Überweisung per Transferdienst habe ebenso bestens geklappt, bereits Minuten später habe die Freundin das Geld entgegennehmen können. „Ein Großteil wurde gleich für Pflegeartikel ausgegeben, ein anderer Teil zur Seite gelegt, und es werden nach und nach davon anfallende Kosten bezahlt“, sagt sie. Auch sei ein Teil des Geldes in die Finanzierung einer Klimaanlage geflossen. Laut Susanne Bossenmayer herrschen vor Ort aktuell mehr als 30 Grad.

Der Bruder muss rund um die Uhr gepflegt werden

Tatsächlich habe sich Leopoldo Anabo Caceres’ gesundheitlicher Zustand gebessert. Die deutsche Medizinerin spricht von einer erstaunlichen Entwicklung. Auf Videos sei deutlich zu sehen, dass er eine Hand bewegen könne, auf Aufforderung winke und zum Abschied grüße. Nur könne er sich weder mimisch noch sprachlich äußern.

Der Bruder werde rund um die Uhr gepflegt, regelmäßig kämen ein Krankengymnast und ein Neurologe. Die Spende habe einen großen Druck von der Familie genommen, sagt Susanne Bossenmayer. „Ich denke, sie hat auch emotional weitergeholfen, bestärkt sie einen doch in dem Wissen, dass Freundschaft und Anteilnahme weltweit funktionieren und über alle Grenzen das Gute im Menschen und Unterstützung in jeder Situation wecken“.

„DANKE“, schreibt Gleemy Caceres auf Englisch in einem Brief an unsere Redaktion. Sie bestätigt, dass ihr Bruder sich langsam von seinem ernsten Zustand erhole. „Daran werden wir uns erinnern, so lange wir auf dieser Welt leben“, schreibt sie. Und weiter: „Möge der allmächtige Vater Sie hundertfach segnen!“