Manfred Mauermann hat in der Region Aachen vier Tage lang Waren an die Opfer des Hochwassers verteilt und plant schon den nächsten Konvoi. Konflikte hat er nur hier erlebt.

Ludwigsburg - Das Erlebte hat sich tief in Manfred Mauermanns Kopf und Herz gebrannt. Häuser, die in Trümmern liegen. Familien, die obdachlos geworden sind und im Freien übernachten. Eingestürzte Brücken, zusammengebrochene Mauern, unter Schlamm begrabene Landstriche. Die Bilder, die der 54-Jährige aus dem Katastrophengebiet mit nach Bietigheim gebracht hat, werden verblassen, wie werden sich aber nicht mehr auslöschen lassen.

 

Geländewagen gespendet

Zusammen mit dem Verein Tier-Engel unterwegs und seiner Frau hat Manfred Mauermann vor kurzem eine spontane Hilfsaktion gestartet. Am vergangenen Donnerstag machte er sich von Freiberg auf den Weg in die Region rund um Aachen auf. Die Spendenbereitschaft war riesig. Mit drei Lastwagen mit Anhängern, die von einer Spedition samt Fahrer zur Verfügung gestellt wurden, machte er sich auf den Weg. In Heidelberg traf sich der Konvoi mit einem zweiten, der von einer Tanzschule aus Überlingen organisiert worden war. „Die Überlinger hatten einen Geländewagen dabei, der gespendet wurde“, erzählt Mauermann.

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In Troisdorf im Rhein-Sieg-Kreis wurde der Konvoi vom zuständigen Dezernenten für Bevölkerungsschutz erwartet. „Bombenmäßig“ organisiert sei alles gewesen, lobt Mauermann. „In einer Spedition, die als Verteilstation diente, warteten 20 Helfer auf uns, um die Waren zu entladen und in die beschrifteten Container zu verteilen.“

Kleidung ist im Zwischenlager

Im Gepäck hatten die Schwaben vor allem Baumaterialien, Hygieneartikel, haltbare Lebensmittel, Werkzeug, Farbe, Tapeten, Reinigungsmittel, Gummistiefel, Tiernahrung und Wasser. „Wir sind nicht einfach drauf losgefahren, sondern hatten vorab Kontakt zu Bundeswehr, Polizei, Feuerwehr und den Krisenstäben und wurden instruiert, was jetzt gebraucht wird.“ Ein Hinweis, der dem 54-Jährigen wichtig ist. Kleidung wurde nicht ins Flutgebiet gebracht. „Wir hatten zwar einen 7,5-Tonner voll, aber den haben wir über das Rote Kreuz erst einmal in Bayern zwischengelagert. Denn die Menschen dort sind immer noch im Rettungsmodus und brauchen jetzt andere Dinge.“

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Seit Sonntagabend ist der Bietigheimer wieder zurück – und plant schon den nächsten Transport. Wieder in Absprache mit den Behörden vor Ort. „Große Pumpen, Stromgeneratoren, Nasssauger – das sind die Dinge, die jetzt gebraucht werden“, berichtet Mauermann und lobt die Kooperation mit der Bundespolizei. „Deren große Sorge ist es, dass die Hilfsbereitschaft in zwei Monaten nachlässt. Es wird noch Monate dauern, bis auch nur ein Hauch von Normalität dort einkehrt.“

Große Dankbarkeit gespürt

Neben einer überall spürbaren großen Dankbarkeit hat Manfred Mauermann eine Begegnung besonders berührt. „Als wir einen Hänger mit Wasser ausgeladen haben, stand plötzlich ein Schrank von einem Mann hinter mir und fragte mich, wo wir herkommen. Als ich sagte, dass wir aus Stuttgart sind, begann er zu weinen. So einen Moment vergisst du nicht in deinem Leben.“

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Aggression oder Konflikte habe er vor Ort nicht erlebt, betont der Bietigheimer. „Eher hier beim Sammeln.“ Man wolle dort eh nur Geld, hatte man den Ehrenamtlichen vereizelt entgegengehalten. Und es gab sogar Menschen, die die Aktion nutzten, um ihre Keller zu entrümpeln und dreist Eimer mit eingetrockneter Farbe abgaben. „Den Sondermüll müssen wir jetzt entsorgen“, ärgert sich Mauermann.

Blick für das Wesentliche geschärft

Für den Westfalen, der seit 1998 im Ländle lebt, hat die Fahrt in die Heimat den Blick auf das Wesentliche geschärft. „Hier regen sich Menschen über das Handynetz auf, das nicht funktioniert. Dort haben Menschen ihr Existenz oder ihre Liebsten verloren.“