In drei Stadtbezirken wollen die Awo-Begegnungs- und Servicezentren Digitallotsen einsetzen, die mobil eingeschränkte Menschen daheim besuchen.

Die Verbindung mit dem WLAN bricht ständig ab, der Drucker spuckt nur leere Seiten aus, der Monitor bleibt schwarz: Was schon für Menschen, die ein bisschen Ahnung von PC, EDV und Handy haben, ärgerlich und zeitraubend ist, stellt vor allem Senioren oft vor unlösbare Aufgaben. Vor allem dann, wenn ihre Mobilität eingeschränkt ist. Genau hier setzt ein neues Projekt der Arbeiterwohlfahrt (Awo) an. In Zuffenhausen, Stuttgart-Süd und Stuttgart-Ost sollen von September an so genannte „Digitallotsen“ Senioren, die die eigenen Wände nur schwer oder gar nicht verlassen können, zuhause aufsuchen und sich um deren technische Probleme kümmern.

 

Lotse soll Hilfe zur Selbsthilfe geben

Gerade mobilitätseingeschränkte Menschen sind besonders auf digitale Medien angewiesen – oftmals sind E-Mail, SMS, Internet und die verschiedenen sozialen Netzwerke die einzige Verbindung zur Welt außerhalb der eigenen Wohnung. Umso schlimmer ist es, wenn diese Verbindung abbricht. „Ein Besuchsdienst könnte auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Senioren eingehen“, sagt Bianca Jahnke, die Leiterin des Awo-Begegnungs- und Servicezentrums Zuffenhausen. Von Jahnke stammt das Konzept, das zunächst in Zuffenhausen und in den beiden Begegnungs- und Servicezentren im Alten Feuerwehrhaus (S-Süd) und am Ostendplatz (S-Ost) in die Tat umgesetzt werden soll. Der Lotse könnte aktiv helfen, aber auch Hilfe zur Selbsthilfe geben, damit die älteren Menschen nachhaltig dazu befähigt werden, ihre digitalen Probleme weitestgehend selbst zu lösen. Anwerbung und Einsatz der Digitallotsen sollen zentral über die einzelnen Begegnungsstätten erfolgen. Es werden noch ehrenamtliche Mitstreiter gesucht. In Zuffenhausen steht für künftige Lotsen sogar ein E-Bike zur Verfügung – damit sie (natürlich nur, wenn sie möchten) möglichst umweltschonend unterwegs sind.

Für Senioren, die noch gut zu Fuß beziehungsweise mobil sind, bietet die Awo schon seit längerer Zeit diverse Angebote in ihren Begegnungsstätten an. Dazu zählen Digitalcafés, Handysprechstunden oder Computereinführungen. Gerade in Zeiten der Coronapandemie hat sich nämlich gezeigt, dass viele ältere Menschen, die normalerweise noch rege am Sozialleben teilnehmen könnten, aufgrund der Kontakteinschränkungen stark vereinsamt sind. Außerdem hatten manche Senioren Probleme damit, sich übers Internet Impftermine zu besorgen.

Die digitalen Angebote kommen gut an

„Unsere digitalen Angebote kommen gut an“ sagt Helena Mersmann von der Begegnungsstätte in Zuffenhausen. Das gilt auch für die Awo-Kollegen in Stuttgart-Süd. „Es kommen auch Senioren zu uns, die einen Laptop oder ein Handy einfach mal ausprobieren wollen, bevor sie sich so ein Gerät selbst anschaffen“, erzählt Einrichtungsleiter Jannis Heldmaier. Im Alten Feuerwehrhaus plant man seit längerem, das Angebot auszubauen und als Kooperationspartner die Schickhard-Schule mit ins Boot zu nehmen. Deren Schüler könnten dann Senioren regelmäßig beraten. Bislang allerdings hat die Coronapandemie diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Stattfinden kann hingegen in diesem Jahr wieder ein „Aktionstag Digitalisierung für Ältere“. Er geht am Dienstag, 28. Juni, von 9 bis 15.30 Uhr im Alten Feuerwehrhaus, Möhringer Straße 56, über die Bühne. Vormittags stehen verschiedene Vorträge und Referate auf dem Programm, nachmittags gibt es dann Mitmach-Angebote und Info-Stände.

Info: Wer ehrenamtlich als Digitallotse mitmachen möchte, kann sich telefonisch bei den jeweiligen Begegnungsstätten der Awo melden. Die Kontaktdaten gibt es im Internet unter https://www.awo-stuttgart.de/index.php/senior-innen/bgs-service-zentren. Dort finden sich auch nähere Informationen zum Aktionstag im Alten Feuerwehrhaus.