Die Vögel sind zurück aus ihren Winterquartieren, die Insekten brummen um die Wette: Stuttgart hat sein Frühlingskleid an. Aber was kann man eigentlich tun, wenn es mitten im April noch mal so richtig kalt wird? Eine ganze Menge.

Stuttgart – Mit dem Wintereinbruch ist das wie mit der S-Bahn. Man weiß, dass er kommt, aber eben nie so ganz genau, wann. In Stuttgart war man wie immer sehr gut darauf vorbereitet. Man buddelte Löcher für gemütliche Winterquartiere, fraß sich Speck an, versteckte fleißig Snacks, hielt Winterschlaf, flog in den warmen Süden. Also, die Tiere, nicht die Menschen.

 

Tauchen in der Großstadt

Inzwischen sind fast alle Tiere wieder wach, zurück oder oberhalb des Erdreichs zugange. In den Aprilwochen kehren die letzten Zugvögel aus ihren Winterquartieren in Südeuropa und Nordafrika zurück, sehr bald schon werden die unermüdlichen Mauersegler wieder durch die engen Häuserschluchten tauchen wie die Flug-Profis aus „Top Gun“. Dennoch haben die letzten Tage gezeigt, dass sich der Winter nur sehr ungern geschlagen gibt und in den Norden zurückzieht. Erst 25 Grad, wenige Tage später Schneegestöber und Nachtfrost – der April zeigt sich in Stuttgart mal wieder von seiner typischsten Seite.

Schlauer als die Deutsche Bahn

Frost, Schnee, ein letzter Vorhang für den Winter seien aber keine Todesurteile für die erwachte Fauna der Stadt, kann der Nabu Stuttgart beruhigen. Zunächst einmal sind Tiere eh viel schlauer als Menschen und besser mit dem Kreislauf der Jahreszeiten vertraut; außerdem machen Vögel, Insekten, Fledermäuse, Maulwürfe, Eichhörnchen, Füchse und Igel seit Millionen von Jahren nichts anderes als sich auf den Winter vorzubereiten und für den Sommer zu wappnen. Das genaue Gegenteil von der Deutschen Bahn also, die jeden Winter so tut als wäre es der erste Kälteeinbruch in der Geschichte der Menschheit.

Sechs Beine für ein Halleluja

Insekten sind eh locker. Wenn es warm ist, schwirren und brummen sie munter um uns herum, wenn es ihnen zu kalt wird, verkrümeln sie sich einfach noch mal in ihr unterirdisches Winterquartier. Weil sie zudem noch wechselwarm sind, können sie ihre Körpertemperatur außerdem an die Umgebung anpassen. Sechs Beine müsste man haben.

Bei Vögeln und Säugetieren ist das natürlich ein bisschen anders. Sorgen machen müssen wir uns bei ein paar eisigen Tagen dennoch nicht. Der Boden ist nicht mehr stark gefroren, es blüht schon eine Menge, zudem gibt es ja die bereits erwähnen Insekten. Die schmecken einfach immer. Wer für die Vierbeiner, Sechsbeiner und Flügeltiere aus Stuttgarts üppiger Tierwelt dennoch etwas tun will, hat viele Möglichkeiten. Stadtkinder mit Garten oder Grünflächen können Laub, Äste oder Totholz zum Beispiel einfach liegenlassen. Das schafft neuen Lebensraum für zahlreiche Tierarten und bietet Schutz vor der Kälte. Bestes Argument gegen das Aufräumen seit immer.

Urlaub auf Balkonien

Jetzt hat, gerade in Stuttgart, nicht jede*r einen Garten. Kein Problem, ein Balkon reicht auch, um die heimische Vogelwelt zu verwöhnen. Einfach heimische Sträucher mit Beeren pflanzen zum Beispiel, das schmeckt Mensch und Vogel. Dazu blühende Kräuter, eine Tränke, Kletterpflanzen für Schutzräume, die Fenster mit Aufklebern sichtbar machen und vielleicht sogar einen Nistkasten aufstellen. Sieht urgemütlich aus. Und wirkt auf Vögel wie ein Resort-Urlaub. Hier noch mal zum Nachschauen:

Wer sein tierisches Herz eher an die Insekten verschenkt hat und etwas gegen das langsame Sterben der Bienen tun will, kann das mit einem verführerischen Insektenbuffet tun. Ist schnell gemacht, macht auch rein optisch was her und ist ein Eldorado für kleine und große Brummer. Die sollte man dann allerdings gern um sich haben, sonst wird es schwierig mit der Siesta auf dem Balkon.

Bei uns im Westen haben die Menschen auch Nistkästen für Fledermäuse aufgestellt, habe ich kürzlich entdeckt. Auch die kann man selber bauen, sollte aber darauf achten, dass man sie hoch genug aufhängt, damit die kleinen Fledertiere vor Feinden geschützt sind. Profitipp: Eine Kombination aus Insektenbuffet und Fledermausnistkasten ist vielleicht nicht ganz ideal. Es sei denn, man stellt mit Tieren gern historische Schlachten nach.

Lanze brechen für die Stadttaube

So schön die Rückkehr der Tiere jeden Frühling auch ist: Verletzte Exemplare sind auch in Großstädten keine Seltenheit. Hier finden sich Ansprechpartner für Tiere in Not. Das gilt im Übrigen auch für Stadttauben. Die haben vollkommen zu Unrecht einen schlechten Ruf und geraten deswegen öfter in Not als andere Vögel. Dieses Video zeigt, dass wir Menschen uns gehörig an die eigene Nase fassen sollten, wenn wir auf diese Vögel schimpfen.

Ansonsten gilt, was immer gilt, auch zwischen Menschen: Aufeinander achtgeben, füreinander da sein, miteinander den Frühling genießen, um die Wette balzen. Und bitte um Himmels Willen kein Brot in den Feuersee werfen! Das sinkt auf den Grund, vergammelt, wird gefressen und macht die Tiere krank. Das wünschen wir nicht mal der invasiven Nilgans!