Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen koordiniert die EU-Hilfe für vier Agrar-Unis in der Ukraine. Tierwohl und Nachhaltigkeit sollen gestärkt werden.

Region: Corinna Meinke (com)

Die Hilfe für die Ukraine hat viele Facetten. Dazu zählt auch die Unterstützung, die die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) federführend leistet. Gefördert werden vier ukrainische Agraruniversitäten bei der Neugestaltung ihrer tierwissenschaftlichen Studiengänge. Das sogenannte Kapazitätsaufbauprojekt findet im Rahmen des Programms Erasmus+ der Europäischen Union statt und zielt auf die künftige EU-Integration der Ukraine.

 

Partner sind Schweden und Slowenien

Drei Jahre lang erhalten die ukrainischen Partner insgesamt 800 000 Euro aus der EU. Bei einem ersten Projekttreffen begrüßte Andreas Frey, der Rektor der HfWU, die Partner aus der Ukraine, Schweden und Slowenien und sagte ihnen die volle Unterstützung seitens seiner Hochschule zu. Laut dem Deutschen Akademischen Austauschdienst gehört die HfWU zu den zehn deutschen Hochschulen, die solche Projekte koordinieren.

Mit dem Projekt soll die universitäre Ausbildung an den Agraruniversitäten verbessert werden. Dabei geht es insbesondere um den Bereich der tierwohlgerechten und nachhaltigen Tierproduktion in der Ukraine. Das Projekt namens Sustainable Livestock Production and Animal Welfare (SULAWE) wird von dem HfWU-Professor Heinrich Schüle koordiniert. An dem Projekt sind auf ukrainischer Seite außerdem die Verbände der ukrainischen Milch-, Schweine- und Fleischproduzenten sowie die beiden Ministerien für Bildung und Landwirtschaft beteiligt. Wissenschaftler der Schwedischen Agrarwissenschaftlichen Universität in Uppsala sowie der Universität Ljubljana in Slowenien steuern auf EU-Seite gemeinsam mit der HfWU das Vorgehen. Der russische Angriffskrieg zeigt seine Auswirkungen auch auf das universitäre Leben, auf den Studienbetrieb und die Forschungstätigkeit in der Ukraine. Je nachdem, wie stark sie von Bombardements betroffen sind, bemühen sich die Universitäten des Landes, entsprechend ihren Möglichkeiten auch unter Kriegsbedingungen ihre Arbeit fortzusetzen.

Studienbetrieb auch im Krieg

An der westukrainischen Partneruniversität in Lwiw sei noch ein weitgehend geregelter Studienbetrieb möglich, heißt es in einem Bericht der HfWU. Die beiden zentralukrainischen Agraruniversitäten in Kiew und Poltawa hätten allerdings weitgehend auf onlinegestützten Fernunterricht umstellen müssen. Besonders vom Kriegsgeschehen beeinträchtigt sei die vierte ukrainische Partneruniversität, die frühere Agraruniversität Lugansk. Hier seien die Fakultäts- und Laborgebäude durch Krieg und Besatzung zum Großteil zerstört, und der Betrieb sei deshalb vorübergehend nach Dnjepro und in die Hauptstadt Kiew umgesiedelt worden.

Zusammen mit den Partnern sollen nun neue onlinegestützte Lernmodule zu Themen der nachhaltigen, tierwohlgerechten und digitalisierten Tierproduktion entwickelt, die Fortbildung des ukrainischen Lehrpersonals sowie moderne didaktische Ansätze eingeführt werden. Außerdem sollen gemeinsam mit den beteiligten ukrainischen Agrarverbänden und dem Landwirtschaftsministerium vier Exzellenzzentren zur nachhaltigen Rinder-, Schweine- und Geflügelproduktion eingerichtet werden. Hier stehen vor allem die Themen Umwelt, Klima und Tierschutz im Fokus.

Die Ergebnisse sollen mithilfe von Politikempfehlungen und Fachkonferenzen die Anpassung der nationalen Gesetzgebung im Bereich des Tierschutzes und der Tierhaltung in der Ukraine voranbringen und den Dialog mit der ukrainischen Gesellschaft darüber fördern.