Susanne Bossenmayer will einer guten Bekannten auf den Philippinen helfen, die in finanzieller Not ist. Eine Geschichte über Postkarten, Weihnachtspäckchen, E-Mails und einen tragischen Unfall.

Dachswald - Etwa 11 000 Kilometer trennen Susanne Bossenmayer und Gleemy Caceres. Die eine lebt in Vaihingen, die andere in Iloilo City auf den Philippinen. Begegnet sind sich die beiden Frauen noch nie. Dennoch verbindet sie eine tiefe Freundschaft. Eine Brieffreundschaft. Seit mehr als 30 Jahren.

 

Die erste Postsendung hat die heute 46-jährige Susanne Bossenmayer aus dem Dachswald als Schülerin am Fanny-Leicht-Gymnasium Mitte der 80er-Jahre nach Südostasien geschickt. Und nicht nur dorthin. „Eine Organisation hatte Kontakte vermittelt. Ich hatte Brieffreunde auf Malta, an der Elfenbeinküste, in Belize und Lappland. Mit Gleemy blieb das konstant“, sagt sie.

Ein tragischer Unfall ist mittlerweile das Hauptthema

Während die anderen Korrespondenzen eingeschlafen sind, hören die Ärztin Susanne Bossenmayer und die Rathaus-Angestellte Gleemy Caceres (50) bis heute im Schnitt einmal die Woche voneinander. „Früher als Schüler und Studenten schrieben wir Briefe, Karten, tauschten Fotos. Wenn wir es uns leisten konnten, versuchten wir ein kurzes Telefonat oder sandten Weihnachtspäckchen.“ Geschichten über den ersten Freund, über die Reisernte, über Politik, Taifune oder Vulkanausbrüche wechselten die Kontinente, manchmal auch Kassetten, besprochen und bespielt mit landestypischer Musik. „Ich kenne sie länger als meinen Mann“, sagt Susanne Bossenmayer lächelnd. Heute läuft die Kommunikation freilich per E-Mail – ohne lange Beförderungszeiten. So können die beiden Frauen noch intensiver am Alltag im fremden Land teilhaben. „Ich kenne nun ein gutes Stück von Gleemys Leben.“

Seit Ende September jedoch drehen sich die Gespräche vor allem um ein Thema: um Gleemy Caceres’ älteren Bruder Leopoldo. Der ist vom Motorroller gestürzt und liegt seit einer Hirnblutung im Wachkoma. Vor wenigen Tagen ist er entlassen worden – als Pflegefall, berichtet Susanne Bossenmayer. „Das Tragische ist, dass er seit März arbeitslos war und deswegen keine Krankenversicherung hat“, sagt sie.

Klinikaufenthalt, Behandlungskosten sowie Pflege verschlingen Unsummen, hat sie erfahren. Nach Geld fragen würde die Freundin nie, stellt Susanne Bossenmayer klar. Dennoch will sie helfen. Das aber ist gar nicht so leicht. „Ich habe mir gedacht, es gibt so viele Spendenaktionen, und ein paar hundert Euro können vielleicht helfen“, bei Banken sei sie aber stattdessen mit Fachbegriffen wie Freistellungsauftrag oder Geldwäschegesetz konfrontiert worden, und ein Spendenkonto würde ohnehin nur von einem eingetragenen Verein akzeptiert, habe es geheißen. „Es wird einem schwergemacht“, findet sie. Susanne Bossenmayer betrachtet am Laptop das jüngste Foto von Leopoldo Anabo Caceres, das sie am Morgen per Mail erreicht hat. Der Mittfünfziger liegt mit geschlossenen Augen in einem Krankenbett, durch seine Nase führt eine Magensonde.

Pragmatische Problemlösung

Susanne Bossenmayer will das Problem pragmatisch lösen. Das Spendenkonto ist jetzt eben ein normales Tagesgeldkonto, und das Geld, dass sie aufgrund einfachem Din-A4-Rundbrief an Freunde, Nachbarn, Kollegen, an ihre Stammapotheke oder den früheren Kindergarten des Sohnes zusammenbekommt, will sie per Transferdienst ins Ausland schicken.

Spendenquittungen kann Susanne Bossenmayer nicht ausstellen. Aufgeben will sie trotz der Widrigkeiten nicht. Sie zupft kurz an ihrer rosa Bluse, dann schaut sie auf. „Die hat mir meine Freundin geschenkt.“

Wer spenden möchte, kann dies tun. Susanne Bossenmayers Kontodaten: IBAN DE20 6009 0800 3006 1217 21, Sparda-Bank Baden-Württemberg. Kontakt aufnehmen kann man per Mail an hilfefuerLeopoldo@outlook.de. Auch Tipps für den Geldtransfer in Richtung Philippinen sind willkommen.