In einigen Städten wurden aufgrund des Coronavirus zentrale Vermittlungsstellen für Helfer und Hilfesuchende eingerichtet. Die Angebote werden teils gut angenommen.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Esslingen - Frank Stöckle hat eine neue Aufgabe: Der 55-jährige Esslinger geht alle drei bis vier Tage für eine Frau aus seinem Stadtteil einkaufen. Vor kurzem hat er sich als Helfer bei der Vermittlungshotline der Stadt gemeldet, weil er in Zeiten des Coronavirus jemanden unterstützen möchte. „Ich finde das eine tolle Idee und habe mich gemeldet. Kurz darauf wurde ich einer 64-jährigen, alleinstehenden Frau zugeteilt, die nicht mehr vor die Tür gehen möchte und der die allgemeine Situation derzeit große Angst macht. Nun kaufe ich für sie ein und stehe auch als telefonischer Gesprächspartner für sie zur Verfügung“, so der Schauspieler, Musiker und Sprecher. Aufgrund der Corona-Krise habe er nun mehr Zeit als vorher, da ihm einige Jobs gestrichen worden seien.

 

Stöckle zählt mit seinem Engagement zu rund 180 Helfern, die sich seit der Einrichtung der Esslinger Hotline bislang gemeldet haben. Laut Roland Karpentier, dem Sprecher der Stadt Esslingen, melden sich überwiegend ältere Menschen, die Hilfe suchen. Die meisten von ihnen benötigten Hilfe beim Einkaufen, für Gänge zur Post oder in Apotheken. Innerhalb der ersten Woche konnte an 16 Personen in Esslingen über diesen Weg konkrete Hilfe vermittelt werden.

„Weitere Personen konnten an städtische Fachdienste wie etwa den Pflegestützpunkt, die Obdachlosenberatung oder Soziale Dienste vermittelt werden“, so Karpentier. Auch andere Initiativen wie etwa die der Caritas oder des Netzwerks Round Table hätten bereits tatkräftig unterstützen können, berichtet die Stadt. In Esslingen ist man überzeugt davon, dass eine zentrale Anlaufstelle mit fachkompetenten Mitarbeitern sehr wichtig sei, um Hilfsangebote zu koordinieren.

Jede Menge Freiwillige

In ähnlichem Umfang wird die Vermittlungshotline in der Stadt Kirchheim angenommen. Hier hätten sich laut einer Sprecherin der Stadt ebenfalls in der ersten Woche rund 130 Freiwillige aus allen Altersgruppen gemeldet. 20 Hilfesuchende konnten vermittelt werden. In Kirchheim geht man davon aus, dass die Zahl der Bedürftigen ansteigen könnte, möglicherweise seien viele im Moment noch gut versorgt oder hätten von dem Angebot bislang nicht gehört.

Auch in Ostfildern wurde eine zentrale Koordinierungsstelle für Hilfe in der Corona-Zeit eingerichtet. Dort sei es im gleichen Zeitraum zu 27 Einsätzen der freiwilligen Helfer gekommen. Insgesamt überwiegt in allen Städten die Zahl der gemeldeten Helfer. In Ostfildern hatten sich gleich zu Beginn 97 Menschen gemeldet, die Einkaufen, Gassi gehen oder andere Tätigkeiten übernehmen würden. „Es gibt vereinzelt Nachfragen, ob die Helfer vertrauenswürdig seien“, berichtet die Leiterin der Abteilung Kultur und Bewegung in Ostfildern, Tanja Eicher. „Jeder Helfer muss sich bei uns registrieren lassen. Bei Einkäufen sollte das Geld passend in einem Umschlag bereit gelegt werden, damit es zu keinem Kontakt kommt.“

Wie geht man mit Bargeld um?

In Ostfildern habe man sich bereits über das Thema Bargeld Gedanken gemacht. Hier gibt es einen besonderen Service: „Wer nicht mehr über ausreichend Bargeld verfügt, für den gehen wir zusammen mit einem Kredit der Bürgerstiftung in Vorleistung. Das Geld kann dann später an uns überwiesen werden“, so Eicher. Ihr Appell richtet sich an ältere Menschen, die noch fit sind und selbst einkaufen wollen. „Möglichst viele sollten auf das Angebot zurückgreifen, denn das schützt sie. Spazieren gehen kann man ja trotzdem, aber den Supermarkt sollte man als älterer Mensch wirklich meiden.“ Auch Frank Stöckle und seine Auftraggeberin halten sich an Social Distancing und sind sich bislang nicht begegnet. „Irgendwann, wenn es möglich ist, würde ich die Frau natürlich gerne sehen“, sagt er. Bis es soweit ist, stellt er ihre Einkäufe weiterhin im Treppenhaus ab.