Der Freunde-helfen-Konvoi hat mit dem Stuttgarter Round-Table-Club und den Ladies‘ Circle Möbel aus einem Hotel geschleppt und einen Hilfstransport nach Rumänien organisiert. Unterstützt werden auch Flüchtlinge aus der Ukraine in Nachbarländern.

Die schweren Hotelschränke Stück für Stück und Stockwerk für Stockwerk nach unten zu schleppen, ist echte Schwerstarbeit. Hörbares Schnaufen und manchmal auch ein leicht gequältes Stöhnen dringt von der stählernen Außentreppe nach unten in den Innenhof. Dann sind nur noch die schweren Schritte der Träger auf den Stufen zu hören. Und zwischendurch wird kurz diskutiert, wie die noch sehr guten Möbelstücke, ohne Schrammen im Holz zu hinterlassen, um die kantigen Ecken der Stahltreppe bugsiert werden können.

 

Geschafft. Endlich steht wieder eines der zwei Meter hohen und schweren Teile aus dunklem Furnierholz wohlbehalten in dem Innenhof im Stuttgarter Osten. Doch damit ist die Arbeit noch nicht getan: Jetzt muss der Schrank noch in den abgestellten Freunde-helfen-Konvoi hochgelupft und dort sicher verstaut werden. Ein Gabelstapler fehlt den 15 Helferinnen und Helfern. Leider! Na ja, dann muss es eben von Hand geben – bis der Bizeps brennt.

Die Hilfskonvois gehen nach Osteuropa

Der fast 14 Meter lange Anhänger der deutschlandweit agierenden Hilfsorganisation „Freunde helfen! Konvoi“ steht diesmal in einer Hofeinfahrt an der Neckarstraße. Das gemeinnützige Unternehmen organisiert seit vielen Jahren Hilfstransporte und bringt in Lastwagen vorrangig medizinisches Material nach Bulgarien, Moldawien, Rumänien und in die Ukraine. Der Sattelaufleger im Hof weist grafisch geschickt auf seinen humanitären Auftrag hin: Das Piktogramm zweier sich abklatschender Hände auf grünem Untergrund prangt groß auf der Seitenfront. Daneben steht: „Freunde helfen!“ Das High-Five-Symbol, ursprünglich aus dem Sport, passt eigentlich gut zu der gemeinnützigen Aktion. Die Abklatschgeste bedeutet: „Wir sind füreinander da. Gemeinsam sind wir stark.“

Auch bei der Hochwasser-Katastrophe im Einsatz

Christian Roth vom Kommunikationsteam der „Freunde helfen! Konvoi gGmbh“ ist bei der aktuellen Hilfsaktion im Stuttgarter Osten auch mit von der Partie. Bei der Hochwasser-Katastrophe im Ahrtal habe man zuletzt geholfen, berichtet er in einer Pause. Und seit über 20 Jahren organisiere man zudem gemeinsam mit Round Table Deutschland einen Weihnachtspäckchen-Konvoi. Das Projekt entstand im Jahr 2001 für ein Kinderdorf in Rumänien, inzwischen hat es weit größere Ausmaße: „Wir bringen jedes Jahr um die Weihnachtszeit mit unseren Lastwagen Geschenke für bedürftige Kinder in entlegene und ländliche Regionen in Osteuropa“, berichtet Roth. Abgeliefert werden die Päckchen vor allem in Kinderheimen, Waisenhäusern, Behinderteneinrichtungen, Kindergärten, Schulen und Internaten.

Medizinische Hilfsgüter aus Deutschland

„Wenn man dann dort vor Ort war und nur einmal bei der Übergabe der Geschenke in die glücklichen Kinderaugen und lachenden Gesichter geschaut hat, dann weiß man, wie wichtig das ist“, berichtet das Stuttgarter Round-Table-Mitglied Jan-Ole Götz. Die Stiftung Round Table Deutschland ist für die Spenden zuständig, der „Freunde helfen! Konvoi“ kümmert sich um die Organisation, den Transport und die Logistik. Ein weiterer Schwerpunkt der Hand in Hand arbeitenden Klubs und Organisationen, zu denen auch Old Table, Ladies‘ Circle und der Tangent Club gehören, ist der regelmäßige Transport von medizinischen Hilfsgütern in die besagten Länder Osteuropas.

Roth zeigt auf seinem Handy viele Fotos, die dokumentieren, dass es in den dortigen Krankenhausen, Kliniken, Praxen und Reha-Zentren oftmals am Allernotwendigsten und Einfachsten fehlt. Die medizinische Versorgung und die Ausstattung der Krankenhäuser sind oft katastrophal. Was hier nicht gebraucht wird, ist dort Gold wert.

Auswirkungen der Flüchtlingskrise lindern

„Aktuell hat aber durch den Krieg in der Ukraine unsere Arbeit leider schlagartig an Brisanz gewonnen“, sagt Round-Table-Mitstreiter Jan-Ole Götz. Schnelle und unbürokratische Hilfsbereitschaft und Solidarität sind in diesen Tagen an vielen Stellen gefragt. Neben der Ukraine selbst brauchen auch diejenigen Länder, die gerade wegen ihrer Nachbarschaft zur Ukraine besonders viele Flüchtlinge aufnehmen müssen, momentan Unterstützung. Genau an dieser Nahtstelle setzt das Projekt mit den Hotelmöbeln an. Das gesamte Mobiliar geht in die rumänische Stadt Miercurea Ciuc, dem einstigen Szeklerburg in der Region Siebenbürgen. Die Stadt sei lediglich 200 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, erklärt Götz. Die dortige Caritas betreibe ein Bildungshaus und müsse sich nun auch um die ständig wachsende Zahl der dort eintreffenden Flüchtlinge kümmern. Die dortigen Mitarbeiter der Caritas würden vor dem Problem stehen, dass immer mehr Flüchtlinge keine biometrischen Reisedokumente vorweisen können und nicht unter die vereinfachten Transitregeln der EU-Staaten fallen, erklärt Götz.

Und das bedeute konkret: „Die Geflüchteten müssen vorerst dortbleiben und können nicht die vielfach kostenlose Transportangebote in den Westen nutzen. Sie brauchen längerfristige Unterkunftsmöglichkeiten“, erklärt der Helfer aus Stuttgart. Um die Caritas vor Ort ein wenig zu unterstützen, haben daher die Stuttgarter Round-Table-Aktivisten und die Old-Table-Mitglieder gemeinsam mit den weiblichen Partnerorganisationen Ladies‘ Circle und den Tangent Club eine komplette Hotelzimmerausstattung aus dem Stuttgarter Osten aufgetan. Der Spender habe gebeten anonym zu bleiben, erklärt Götz.

Hotelmöbel gehen nach Rumänien

Etage für Etage räumen die rund 15 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer die Hotelzimmer im Stuttgarter Osten leer. In den Sattelaufleger wandern neben Schränken, auch Stühle, Betten, Schreibtische und Lampen. Nach der schweißtreibenden Aktion gönnt sich das komplette Team noch ein Kaltgetränk und freut sich über die getane schwere Arbeit. Später wird der Sattelaufleger an eine Zugmaschine gehängt und dann geht es mit einem Freunde-Helfen-Konvoi-Fahrer am Steuer des 40-Tonners erst einmal zur Zwischenstation nach Thüringen in die ehemalige Wartburgstadt Eisenach. Anschließend fährt von dort ein kompletter Konvoi weiter nach Rumänien.

Information „Wer bei uns mitmachen will, ist herzlich willkommen“, sagt Götz. Gleiches gilt für Spender. Näheres unter www.round-table.de oder www.freundehelfenkonvoi.de.Unterstützung durch Geldspenden an: Stiftung Round Table Deutschland, Bank für Sozialwirtschaft AG, IBAN: DE20 5502 0500 0000 0019 54, BIC: BFSW DE33 MNZ, Kennwort „Konvoi“.