Stadtkind sprach mit dem HipHop Open-Mitveranstalter Steffen Posner über das Ende des Opens, Kosten, Bookings und den aktuellen Festival-Zeitgeist.

Stuttgart - Am Samstag findet zum letzten Mal das HipHop Open statt. Wir sprachen mit Steffen Posner, Geschäftsführender Gesellschafter bei Chimperator Live und  0711 Entertainment, über das Ende des Festivals, wie sich der Festival-Markt in den letzten Jahren verändert hat und ob es Alternativen zum Reitstadion/Wasen gibt. Außerdem kündigt er noch eine Überraschung für das letzte HipHop Open an.

Wie schwer fiel euch die Entscheidung, das HHO aufzugeben?
Sehr schwer natürlich. Aber auch aus der Verantwortung unseren Mitarbeitern gegenüber mussten wir uns letztendlich dafür entscheiden.

Die Begründung war zum einen, dass ein Ein-Tages-Festival aufgrund der stetig steigenden Kosten wirtschaftlich nicht "nicht mehr darstellbar" sei. Erklär das bitte etwas näher. 65 Euro plus Getränkeeinnahmen, da geht doch was, denkt sich der Festivalgänger.
Klar, der Besucher rechnet: circa 10.000 Leute X 65 EUR sind 650.000 EUR. In der Realität gehen aber erstmal Ticketgebühren, Mehrwertsteuer und ÖPNV ab und es bleiben noch ca. 50 EUR übrig. Aufgrund von neuen Regelungen wie Arbeitnehmerüberlassung etc. ist Personal in den letzten Jahren deutlich teurer geworden. Auch die Gagen der Künstler sind in den letzten Jahren stetig gestiegen. Alles in der Summe rechnet sich das Festival erst ab 15.000 Besuchern, die wir leider die letzten drei Jahren nicht mehr erreicht haben.

 

Unsere Berichterstattung zum HipHop Open

Und dann erklär doch bitte gleich noch dem einem der anderen Schlauberger, warum es mit Jay-Z oder Eminem aufm HHO eher schwierig wird.
Beide der Herrschaften kosten alleine schon mehr als wir für das gesamte Booking zur Verfügung haben. Eigentlich recht simpel!

"Nicht mehr zeitgemäss" war das zweite Argument. Du bist selbst viel auf anderen Festival unterwegs. Wie hat sich der Markt gerade in den letzten fünf Jahren verändert? Warum sieht das HipHop Open gegenüber anderen Festivals alt aus?
Heutzutage gibt es nur noch die "Pizza mit allem". Es gibt nicht mehr die Cliquen wie früher, als man nur HipHop hörte. Das merkt man auch auf immer mehr Festivals, auf denen Rap-Künstler an Bedeutung gewinnen, und das spiegelt sich dann in den Gagen wieder. Außerdem haben wir kein Camping, keinen See und allgemein nicht das Urlaubsfeeling, welches andere Festivals inzwischen mit vermarkten.

Warum ist man aufgrund der negativen Entwicklung der Besucherzahlen 2013 und 2014 nach dem großen HHO-ist-zurück-Hype 2012 dieses Jahr nicht einfach ins Reitstadion wie früher? Kleiner, charmanter, enger, grüner?
Wir hatten darüber diskutiert. Nur bei der Kapazität wären Künstler, wie es sich unsere Besucher vorstellen, noch weniger möglich gewesen. Früher war im Reitstadion Platz für ca. 10.000 Menschen, heute, aufgrund von Fluchtwegen und Sicherheitsaspekten, wären es ca. noch 6000 Besucher, die es fassen darf.

Abgesehen davon, dass ihr, wie du oben schon beschrieben hast, für manche Entwicklungen nichts könnt und der Festival-Zeitgeist heutzutage ein anderer ist: Hat man in der jüngeren Vergangenheit selbst Fehler gemacht?
Ich glaube, viele der Künstler sind aktuell überspielt. Da gehören wir ja auch dazu - und unsere Kollegen. Man sieht auch an den Konzerten, die wir in Stuttgart veranstalten: noch nie gab es mehr Angebot als aktuell. Casper in Ludwigsburg, Max Herre in Stuttgart, Cro in Aalen und ein Marteria, Jan Delay, Kontra K und viele weitere auf dem Southside, KIZ auf dem Happiness, die Liste wäre endlos lang.

Cro, gutes Stichwort: Manche fragen sich, warum tritt eigentlich Zugpferd und sozusagen euer „Inhouse-Act“ Cro nicht auf? Dann wäre doch die Sache geritzt gewesen?
Gute Frage, aber da spielen so viele Faktoren rein. Wir wussten ja selbst vor paar Woche noch nicht, dass es das letzte Open wird.

Und warum sind Die Orsons im Album-Releasejahr nicht dabei, abgesehen davon, dass sie 2014 aufgetreten sind?
Die Jungs hatten ihr Album ursprünglich auf letztes Jahr geplant. Kam dann ja alles anders. Aber, wir wären nicht wir, wenn wir nicht noch eine Überraschung in Petto hätten!

Euer Mitstreiter Alex Richter von Four Artists meinte, man hätte alles abgeklappert in Stuttgart und Region, es gibt einfach keine geeignete Location. Ist es wirklich so "alternativlos"?
Es gibt jetzt oben die Messe. Da bin ich sehr gespannt auf die Kollegen vom Stuttgart Festival und wünsche nur das Beste. Camping wäre dort aber auch nicht möglich. Eine Location, wo wir gesagt hätten: Hier passt alles!, gab es leider nicht.

Ist also bezüglich einem HipHop Festival in Stuttgart wirklich das letzte Wort gesprochen? Oder siehst du in irgendeiner Form einen Neuanfang?
Aktuell konzentrieren wir uns auf das letzte HipHop Open und freuen uns auf einen schönen Abschied. Alles weitere wird man sehen.

www.hiphopopen.de