Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege sondieren die Erde im geplanten Neubaugebiet Schelmenäcker – und haben auch schon Interessantes gefunden.

Leinfelden - Ein Bagger gräbt sich derzeit durch das Erdreich im geplanten Neubaugebiet Schelmenäcker. Zwei Männer stehen vor dem Fahrzeug und begutachten die ausgeschaufelte Erde. Sie prüfen, ob das Gebiet, auf dem Investoren von Herbst an Wohnungen für bis zu 600 Menschen bauen wollen, historische Schätze enthält. Auch jener Flecken Erde, auf dem die Stadt von Mai an eine Kita mit acht Gruppen errichten will und das neue Jugendhaus gebaut werden soll, wurde unter die Lupe genommen.

 

„Die Stadt Leinfelden-Echterdingen hat sich an das Landesamt für Denkmalpflege gewandt“, sagt Katja Siegmann, Leiterin der Abteilung Umwelt und Grünflächen bei der Stadt L.-E. „Denn bereits 1991 hat man im Zuge der Bauarbeiten für die S-Bahn-Trasse im selben Gebiet Nachweise aus der Jungsteinzeit entdeckt.“ Der Echterdinger Hobby-Archäologe Christoph Nissler stieß damals auf jungsteinzeitliche Siedlungsreste der so genannten Bandkeramiker. Diese Menschen waren bereits sesshaft, sie lebten vom Ackerbau. Der Tübinger Archäologe Hans-Christoph Strien leitete die Ausgrabungen. Die Tonscherben, teils zu Gefäßen zusammengesetzt, sind in der Dauerausstellung des Stadtmuseums zu sehen. Dort gibt es auch Informationen zu den für die Jungsteinzeit typischen Langhäusern. Bei den damaligen Ausgrabungen wurden die Grundrisse von vier Häusern freigelegt. Ein in dem Neubaugebiet geplanter Spielplatz soll künftig Bezug nehmen auf diese jungsteinzeitlichen Funde. Kinder werden dort Geschichte spielerisch entdecken können.

Funde aus der Jungsteinzeit

„Da die jetzt geplanten Baumaßnahmen im Bereich der damaligen Fundstätte liegen, werden die Flächen vom Landesamt vorab untersucht“, schreibt die Stadt in einer kurzen Mitteilung. Ähnliches sagt Katja Siegmann auch unserer Zeitung. Die Untersuchungen laufen noch bis Ende Februar. Und weil sie eben noch nicht abgeschlossen sind, hält sich Jörg Bofinger vom Landesamt für Denkmalpflege gegenüber unserer Zeitung mit Informationen dazu noch bedeckt. Auch ein Termin mit ihm oder einem anderem Mitarbeiter vor Ort ist derzeit nicht möglich.

Fest steht aber, dass man bei den aktuellen Sondierungsgrabungen bereits auf historisch interessante Dinge gestoßen ist. Das hat Manfred Kern, Leiter des Amtes für Schulen, Jugend und Vereine, vor Kurzem in einem Gemeinderatsausschuss angedeutet. Auf eine Frage zum Stand der Dinge in Sachen neue Kita in den Schelmenäckern sagte er: „Noch gehen wir davon aus, dass wir im Mai mit dem Bau starten können.“ In dem Schelmenäckern habe es aber „prähistorische Funde“ gegeben. „Das könnte uns ausbremsen.“

Scherben aus dem Mittelalter

„Wir haben bisher vor allem Strukturen aus der frühen Jungsteinzeit entdeckt“, lässt sich Jörg Bofinger vom Landesamt für Denkmalpflege dann doch öffentlich zitieren. Bofinger datiert die gefundenen Scherben etwa auf das sechste Jahrtausend vor Christus. Und ergänzt: „An einer Stelle haben wir auch Strukturen des Hochmittelalters entdeckt.“

Was bedeuten diese Funde nun für die geplanten Arbeiten in den Schelmenäckern? Muss der Baubeginn auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden? Zu dieser Frage könne er jetzt noch überhaupt nichts sagen, erklärt Bofinger. Auch die Frage, in welchem Umfang diese Schätze zunächst aus dem Erdreich geborgen werden müssen, sei noch offen. Katja Siegmann sowie ihre Chefin Andrea Egner vom städtischen Umwelt- und Grünflächenamt gehen nicht davon aus, dass es zu Bauverzögerungen kommen wird. Der Baugrund für die Kita sei nicht betroffen, erklären sie. Dort habe man nichts gefunden. Und in Sachen Wohnungsbau habe man noch ein dreiviertel Jahr Vorlauf.

Genauere Aussagen wird es frühestens in zwei Wochen geben. Denn dann werden die Sondierungsarbeiten des Landesamts für Denkmalpflege abgeschlossen sein.