Im Januar 2018 hat ein Bagger das historische Bauwerk in Oberriexingen beschädigt. Seither wird über Abriss und Wiederaufbau gestritten. Ein drohender Rechtsstreit konnte nun wohl abgewendet werden.

Oberriexingen - Das Missgeschick eines Baggerfahrers vor bald zwei Jahren hat die Stadt Oberriexingen in Bedrängnis gebracht: Eigentlich sollte im Januar 2018 nur eine Scheune an der Oberen Gasse abgerissen werden, doch mit der Scheune stürzten auch ein Gewölbekeller und Teile der historischen Stadtmauer ein. Das Denkmalamt forderte eine Sanierung der Mauer, lange war unklar, wie es weitergeht. Nun sieht es nach einem Happy End aus. Worüber sich der Bürgermeister Frank Wittendorfer ganz besonders freut: Das Bauunternehmen, das den Einsturz verursachte, hat sich bereit erklärt, für den Schaden aufzukommen.

 

Der Gemeinderat hatte kurz nach dem missglückten Scheunenabriss dafür gestimmt, die ohnehin beschädigte Mauer gleich ganz abzureißen. Doch dagegen hatte das Denkmalamt im Sommer 2018 sein Veto eingelegt: Die Mauer stamme aus dem 15. Jahrhundert, sei somit ein wertvolles Stück Stadtgeschichte. Also musste der Rat den Beschluss für einen Abriss zurücknehmen und Firmen mit der Sanierung des etwa 40 Meter langen Mauerstücks beauftragen. Die Kostenschätzung der Verwaltung lag bis zum Frühjahr 2019 bei etwa 266 000 Euro. In diesen Kosten sollte allerdings auch eine weitere Sanierungsmaßnahme enthalten sein: Im Zuge der Ortskernsanierung möchte Oberriexingen auch einen Teil der Unteren Gasse erneuern und einen sogenannten Lückenschluss – ein vier Meter langes Stück der Stadtmauer, das vermutlich schon vor Generationen abgerissen wurde – befestigen.

Hohe Kosten schocken die Oberriexinger

Als der Gemeinderat jedoch vor zwei Monaten die Arbeiten vergeben wollte, musste ihnen der Bürgermeister von „einem Kostenschock“ berichten: Statt der geschätzten 266 000 Euro verlangte die günstigste Baufirma 448 000 Euro für die Mauersanierung. Geld, das die kleinste Stadt im Kreis Ludwigsburg einfach nicht hat. „Wir mussten die Ausschreibung aufheben und nachverhandeln“, sagt Bürgermeister Wittendorfer.

Diese Woche nun konnte er im Gemeinderat vermelden, dass sich „die Ehrenrunde gelohnt“ habe. Um zum Ziel zu kommen, hatte die Verwaltung zuvor auch die Baumassen neu berechnen lassen. Bei den Verhandlungen mit den drei günstigsten Bietern sei nun ein mehr als nur akzeptables Ergebnis herausgekommen. Eine laut Wittendorfer auf solche schwierigen Aufgaben spezialisierte Firma aus dem hessischen Gernsheim will die Arbeiten für 265 000 Euro erledigen.

Zugleich hat die Baufirma, deren Arbeiter den Schaden angerichtet haben, mitgeteilt, dass sie auf juristische Schritte verzichten und stattdessen Schadensersatz leisten werde. „Ich habe die mündliche Zusage“, sagt der Bürgermeister. Nun müsse nur noch ein rechtsverbindlicher Vertrag geschlossen werden.

Außerdem müsse er noch mit dem Denkmalamt klären, wie mit dem Lückenschluss verfahren werden soll: Wittendorfer zählt darauf, dass die Lücke nicht aufgefüllt, sondern nur deren Ränder befestigt werden müssen: „Wo nichts gestanden hat, müssen wir auch nichts sanieren.“