Vor dem Regen strömen am Sonntag noch einmal die Besucher aufs Historische Volksfest nach Stuttgart – und sind begeistert. Am Montag endet das Spektakel.

Als der Holzschuh durch die Reihen geht – ja, kein Hut, sondern es ist ein großer alter Holzschuh – zücken die meisten der Zuschauer freigiebig ihr Portemonnaie. Wenn es ihnen gefallen hat, sind selbst Schwaben manchmal großzügig.

 

Und es ist ganz offensichtlich: Die Auftritte der Seiltanz-Familie Weisheit beim Historischen Volksfest auf dem Stuttgarter Schlossplatz kommen bei kleinen und großen Zuschauern ziemlich gut an: Als am Sonntagmittag nach knapp einer halben Stunde Seiltanzakrobatik mit einem Schuss Kirmes-Nostalgie die Aufführung vor der Jubiläumssäule zu Ende ist und die umstehenden Zuschauer stürmisch applaudieren, bedankt sich eine ältere Frau noch einmal ganz persönlich bei Peter Mario Weisheit: „Das war soooh schööön“, sagt sie begeistert und schüttelt dem Artisten lange die Hand.

Lange Seiltanz-Tradition

Seit 1900 sind die Weisheits aus Gotha als Seiltänzer in Deutschland und darüber hinaus unterwegs. „Die Enkel sind die sechste Generation“, sagt Weisheit, der zusammen mit seinem Bruder André das Familienunternehmen führt. Seine Aufgabe auf dem Schlossplatz ist es, durch eine Blechtüte hindurch die Nummern anzukündigen und in grotesk-lustige Geschichten zu verpacken. Das sorgt bei den Zuschauern regelmäßig für Lacher.

Er selbst war von der Woche in Stuttgart so begeistert wie das Publikum: „Wir waren zwar erst ab Mittwoch dabei“, erzählt er. „Aber als wir dann da waren, kamen einige Leute und erzählten, dass sie schon befürchtet hatten, wir würden nicht kommen.“ Selbst vier Jahre nach ihren Auftritten auf dem ersten Historischen Volksfest 2018 waren die Weisheits bei manch einem noch in bester Erinnerung.

Besucher trotzen dem Regen

Am Sonntag, dem vorletzten Historischen- Volksfest-Tag, strömten schon am Mittag nicht nur die Besucher, sondern ab etwa 14 Uhr dann leider auch der Regen ausgiebig auf den Schlossplatz. Trotzdem wollten viele noch einmal die traditionellen Gaukler bestaunen, einen echten Flohzirkus erleben oder durch ein Stereoskop einen Blick in die Vergangenheit wagen.

Letzteres ermöglicht Ralph Hohmann aus Recklinghausen. An seinem kleinen Stand kann man sogenannte Sesselreisen unternehmen. So jedenfalls bezeichnete man in früheren Zeiten den Blick durch die historischen 3D-Brillen auf Stadt- und Landschaftsmotive aus aller Welt. „Wir haben auch 40 alte Aufnahmen aus Stuttgart im Gepäck“, erzählt Hohmann. Beim Blick durch die alten stereoskopischen Brillen beginne bei vielen das Rätselraten, was die Fotos aus einem längst vergangenen Stuttgart eigentlich zeigen.

Rundum positives Fazit

Trotz der widrigen Witterung am Sonntag zieht Hohmann für sich eine positive Bilanz: Für ihn, der zum ersten Mal beim Historischen Volksfest dabei ist, sei es „eine tolle Woche“ gewesen. Ganz unabhängig davon, dass es auch ein Erfolg war, habe ihm das Fest sehr gefallen: „Ganz besonders die Volkstanzgruppen“, sagt Hohmann. Gut vorstellen kann sich der Schausteller aus dem Ruhrgebiet, dass er wiederkommt, wenn das Historischen Volksfest in vier Jahren eine Neuauflage erlebt.

Schon vor dem Wochenende hatte der Veranstalter des Historischen Volksfests, in.Stuttgart, ein positives Fazit gezogen. „Auch wenn wir die Besucherzahlen der Vorjahre nicht erreichen werden, sind die Feste ein Erfolg und eine Bereicherung für die Stadt“, betonte Geschäftsführer Andreas Knoll.