Sein Name ist Hitchbot, sein Körper besteht aus einem Motor mit Navi und Solarzellen und seine Mission ist das Reisen: Ein sprechender Roboter fährt per Anhalter einmal quer durch Kanada. Ein Experiment über das Verhältnis von Mensch und Maschine.

Halifax - Da sitzt das kleine Wesen mit seinen roten Gummistiefeln am Rand des Trans Canada Highways. Erwartungsvoll bewegt es den rechten Arm mit dem hochgereckten Daumen, die typische Handbewegung eines Anhalters. Es muss nicht lange warten. Ein Ehepaar mit Kleinlaster hält und nimmt den Tramper mit. Der heißt Hitchbot und ist kein Mensch, sondern eine Maschine. Fast 3000 Kilometer hat der trampende Roboter auf seinem Weg durch Kanada bereits zurückgelegt. Es ist ein Experiment, wie Mensch und Roboter miteinander umgehen. Und dank Facebook und Co. ist das Männchen in Gummistiefeln ein Star im Internet geworden.

 

Vor zwei Wochen hatte Hitchbot seine Reise in Halifax am Atlantik begonnen. Jetzt ist er in Thunderbay am Oberen See angekommen und hat damit die Hälfte des etwa 6000 Kilometer langen Wegs bis Victoria auf Vancouver Island am Pazifik zurückgelegt. „Wir wissen nicht, wann er dort ankommen wird. Hitchbot trampt ja allein und auf eigene Faust“, sagt Frauke Zeller, Professorin für professionelle Kommunikation an der Ryerson University in Toronto. Zusammen mit ihrem Kollegen David Harris Smith von der McMaster University in Hamilton und einer Gruppe Studenten hat sie Hitchbot geschaffen. Nun beobachten sie mit wachsender Faszination, wie der Roboter in der Größe und Gestalt eines Kindes die Kanadier anspricht und mit ihnen kommuniziert.

In Halifax ausgesetzt und schon 3000 Kilometer gereist

In Halifax hatten sie Hitchbot – dessen Name sich aus dem englischen Hitchhiking für Trampen und aus Roboter zusammensetzt – an der Straße abgestellt. „Wir mussten keine zwei Minuten warten, da hielt das erste Auto und nahm ihm mit“, berichtet Zeller. Auf Twitter hat das künstliche Wesen unter @hitchBOT bereits 28 000 Follower, auf Facebook mehr als 35 000 Freunde. Über seine Reise werden Tweets gesendet und Fotos gepostet, hinzu kommen die Signale, die er aussendet. „Jeden Morgen sehen wir erst einmal nach, wo er sich aufhält“, berichtet die 39-jährige deutsche Wissenschaftlerin, die an der Universität in Kassel in Computerphilologie promoviert, dann in Ilmenau in Thüringen gelehrt und sich habilitiert hat und seit Herbst 2013 an der Ryerson University in Toronto arbeitet. „Es geht ihm gut. Die Menschen, die ihn mitnehmen und ihm begegnen, kümmern sich sehr um ihn.“